Gefahr von den Rängen
Jeder, der den Fußball liebt, muss froh sein, dass die BundesligaSaison jetzt endgültig vorbei ist. Nach den Vorfällen in Braunschweig und München, wo sogenannte Fans das Spielfeld stürmten oder mit Sitzschalen bombardierten und hochgerüstete Polizeiketten offene Schlachten verhinderten, hätte eine weitere Partie möglicherweise den Einsatz der Luftwaffe und eine Komplettrenovierung des Spielortes zur Folge gehabt.
In München hatten Löwen-Anhänger bereits damit begonnen, die ungeliebte Allianz-Arena, Heimat des noch ungeliebteren FC Bayern, auseinanderzunehmen. Es flogen Sitzschalen und Plastikstangen, was Anlass gewesen wäre, das Spiel abzubrechen. Dass der Unparteiische darauf verzichtet hat, war klug. Die Situation wäre noch weiter eskaliert. Nun ließe sich sagen: Löwen-Anhänger waren schon immer gewaltbereit. Chaoten, die unter der blauen Fahne rauflustig durch die Lande zogen. Obwohl, in der Minderheit haben sie das Bild vom randalierenden Löwen-Fan geprägt. Tatsächlich leidet er mehrheitlich seit Jahrzehnten still und verzweifelt an seinem Klub. Was aber ist mit Fans aus Braunschweig, die das Spielfeld gestürmt haben, mit den Anhängern all der anderen Bundesligaklubs, die Raketen in die Ränge schießen oder glühende Pyros abbrennen? Tatsache ist: Das Hooligan-Problem, das weitgehend gelöst schien, hat den Fußball an vielen Spielorten wieder eingeholt. Dazu haben die Vereine selbst beigetragen. Interessiert an einer lebendigen und stimmgewaltigen Fanszene, die für das Stadionerlebnis sorgt, lassen die Klubs den Ultras eine gefährlich lange Leine. Wenn hunderte Fans den Spielern nach dem Training ein Gespräch abverlangen, dabei den Weg versperren, mag die Motivlage Hingabe oder Sorge sein – rechtlich ist es Nötigung. Wer das durchwinkt, ermuntert zu weiteren Grenzverletzungen. Er bedient die Vorstellung, dass der Fan mit seiner Eintrittskarte auch ein Recht an der Mannschaft erwirbt. Dabei kauft er nur den Spielbesuch. Auch die Sitze sind nur für 90 Minuten gemietet und darüber hinaus an ihrem Ort zu belassen.