Arbeitgeber zu Kompromissen bereit
Arbeitslosenquote im Wittelsbacher Land sinkt auf traumhafte 2,0 Prozent. Möglich machen dies das Wetter, die gute Konjunktur, ein Umdenken der Firmenchefs und die Statistik
Aichach Friedberg Alles Nachforschen und Nachdenken half gestern Nachmittag nichts: Weder die Pressesprecherin der Augsburger Agentur für Arbeit noch der Geschäftsführer des Jobcenters Wittelsbacher Land konnten sich an eine derart niedrige Arbeitslosenquote erinnern. 2,0 Prozent beträgt die Quote mittlerweile im Landkreis AichachFriedberg. „Das ist ein absoluter Spitzenwert“, erklärte Daniela Ruhrmann. Gottfried Denkel sprach von Traumwerten. 1493 Menschen waren im Mai im Landkreis arbeitslos. Das sind noch einmal 121 Menschen weniger als noch im April. Vor einem Jahr waren es noch 363 Arbeitslose mehr.
speziellen Grund für die erneuten Topwerte gibt es laut Denkel und Ruhrmann nicht. Die Auftragslage der Firmen sei nach wie vor sehr gut. „Wir hatten im Frühjahr einige Betriebe, die gleich mehrere Mitarbeiter gesucht haben“, so Denkel. Insbesondere in den Bereichen Metall, Elektro, Bau und Pflege sei die Nachfrage nach Mitarbeitern sehr groß.
Die Arbeitgeber sind laut Denkel auch immer mehr zu Kompromissen bereit. Anstatt gar niemanden für eine unbesetzte Stelle zu finden, stellten sie lieber einen Bewerber ein, der nicht alle Anforderungen erfülle. „Zuschüsse der Arbeitsagentur können dieses Manko oft ausgleichen“, erzählt Denkel. Auf diesem Weg dürften auch einige Langzeitarbeits- lose eine Stelle gefunden haben. Hier war der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr am stärksten. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank um 30,8 Prozent. Bei den Jugendlichen unter 25 Jahren ging die Zahl um fast 30 Prozent zurück.
Trotz aller Spitzenwerte weist Denkel aber auch auf eines hin: Derzeit stecken deutlich mehr Arbeitssuchende in Fortbildungsmaßnahmen beziehungsweise mehr anerkannte Flüchtlinge in Integrationskursen als noch vor einem Jahr. Damit tauchen sie nicht bei den Arbeitslosen auf.
Bei den Hartz-IV-Empfängern befinden sich laut Denkel etwa 20 Prozent mehr in derartigen Maßnahmen als noch im Mai 2016. Doch auch wenn diese Gruppe mit eingeEinen rechnet wird, sind die Werte immer noch hervorragend. Das Jobcenter wartet bei den Hartz-IV-Empfängern mit der viertbesten Arbeitslosenquote in ganz Deutschland auf (0,6 Prozent).
Lange dürften die Zahlen allerdings nicht auf diesem Niveau bleiben. Sobald die heißen Monate vorbei sind und die Schulabsolventen auf den Markt drängen, steigen die Zahlen traditionell an. Derzeit gibt es im Landkreis noch 402 unbesetzte Ausbildungsplätze, 201 Bewerber suchen noch eine Stelle. In den meisten Fällen können sich Letztere für keine der offenen Stellen begeistern. Nach Denkels Angaben suchen vor allem Kälteanlagenbauer, Heizungsbauer und Bäcker händeringend nach Lehrlingen. »Region Seite 33