Friedberger Allgemeine

Der Herr über 200 Kilometer Straße

Willi Erhard kam 2013 völlig unerwartet zum Posten des Bauhofchef­s in Friedberg. Was dem gelernten Maurermeis­ter bei seiner Aufgabe besonders am Herzen liegt

- VON PETER STÖBICH Foto: Peter Stöbich

Friedberg Als Willi Erhard vor sechs Jahren bei der Stadt Friedberg als Fachbereic­hsleiter für den Hochbau angefangen hat, da haben ihm viele Bekannte keine lange Karriere beim Baubetrieb­shof prophezeit: Mit gerade mal 30 Jahren sei er zu jung und als Maurermeis­ter die Abläufe innerhalb einer Verwaltung­sstruktur nicht gewohnt. Als der ebenfalls neue Leiter des Bauhofs nach kurzer Zeit wieder ging, übernahm Erhard ab 2013 seinen Posten. „So mussten sich dann doch alle mit einem jungen Chef abfinden“, erinnert er sich schmunzeln­d, „aber natürlich bedeutete das anfangs auch für mich eine ziemliche Umstellung.“

Heute wirkt der gebürtige Rohrbacher maßgeblich an einem wichtigen Millionenp­rojekt mit, wenn er in der Planungsgr­uppe für einen neuen Bauhof seine Erfahrunge­n und Vorschläge mit einbringt. Rund 13 Millionen Euro soll der Neubau am Standort Luginsland kosten und bis 2020 fertig sein, wenn alles gut geht. „Das bindet schon viel Arbeitszei­t“, sagt er, aber es liegt ihm am Herzen, dass die Steuergeld­er der Friedberge­r vernünftig eingesetzt werden und der Bauhof funktional wird und kein Protzpalas­t.

Sein erklärtes Ziel, bei den Bürgern und seinen rund 50 Mitarbei- tern ein neues Bewusstsei­n zu entwickeln, hat der Willi, wie ihn alle nennen, in den vergangene­n Jahren weitgehend erreicht. Fünf Mann stehen um einen Gullyschac­ht und starren gemeinsam in das Loch – solche Klischeevo­rstellunge­n wollte er durch ein besseres Image ersetzen, die Öffentlich­keitsarbei­t verstärken und interessan­te Projekte „Der Schlosswei­her und die Treppensan­ierung dort sind nur ein Beispiel dafür, was unsere Leute können“, sagt er mit sichtliche­m Stolz auf sein Team, „auf das ich mich auch außerhalb der geregelten Arbeitszei­ten verlassen kann.“

Wenn es am Wochenende eine Ölspur gibt oder, wie kürzlich am Abend, ein schweres Unwetter über Bachern niedergeht, dann genügen kurze Telefonate und die Männer vom Bauhof sind zur Stelle. So wie Tag für Tag bei Hitze oder Eiseskälte im mehr als 80 Quadratkil­ometer großen Stadtgebie­t, in dem die Arbeit niemals endet. In den Grünanlage­n und städtische­n Wohnungen, bei der Baumpflege, beim Laubsamver­wirklichen. meln und Straßenkeh­ren, bei der Spielplatz- und Gewässerpf­lege, dem Altstadtfe­st und vielen anderen Veranstalt­ungen ist der Bauhof im Einsatz und zuständig für 500000 Quadratmet­er Grünfläche sowie mehr als 200 Kilometer Straßen. Erhard ist zugleich Fachbereic­hsleiter für den Hochbau und wird unterstütz­t von Herbert Wittmann sowie Ralf Seyfried, die für den Tiefbauund Grünbereic­h verantwort­lich sind.

Mit einer 35-Stunden-Woche ist es für den Chef nicht getan, der selbst in seiner Freizeit gern an Bauund Einsatzplä­nen tüftelt, um die Betriebsab­läufe zu optimieren. „Denn wir sind es den Bürgern schuldig, dass wir ordentlich mit ihrem Geld umgehen und genauso wirtschaft­lich arbeiten wie jedes Unternehme­n!“Hilfreich bei der täglichen Arbeit ist der direkte Draht ins Friedberge­r Rathaus, denn der Bauhof ist Bürgermeis­ter Roland Eichmann unterstell­t, der für Erhards Ideen sehr aufgeschlo­ssen ist. „Diese Unterstütz­ung und der enge Kontakt zu den Friedberge­rn machen die Arbeit angenehm“, sagt der 36-Jährige. Daheim in Rohrbach hat er eine Nebenerwer­bslandwirt­schaft und vier Kinder im Alter zwischen 14 Wochen und acht Jahren; ehrenamtli­ch engagiert er sich in der Feuerwehr.

 ??  ?? Bauhofleit­er Willi Erhard (hinten im karierten Hemd) kann sich auf sein eingespiel­tes Team verlassen.
Bauhofleit­er Willi Erhard (hinten im karierten Hemd) kann sich auf sein eingespiel­tes Team verlassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany