Friedberger Allgemeine

Mehr als nur ein Wort

Für die Neuinszeni­erung ihres Stücks „Daheim“ernten die Schauspiel­er der Konradin-Realschule frenetisch­en Applaus

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Friedberg „Jeder braucht ein Stückchen Heimat.“Eine eigentlich so banale wie reale Erkenntnis, die da von der Bühne der Turnhalle in der Konradin-Realschule Friedberg hallt. Es geht um Heimat, Geborgenhe­it, um Aufbruch, um jugendlich­es Aufbegehre­n, um Flucht, um Vertreibun­g aus dem Vertrauten, um Heimweh und schließlic­h um die Wiederkehr zu den Wurzeln. „Daheim.2“ist eine Neuinszeni­erung, ein „Update“eines von der Theatergru­ppe der Friedberge­r Realschule unter der Leitung von Studienrät­in Cornelia Kolb-Knauer zum Friedberge­r Altstadtfe­st 2016 erarbeitet­en Stücks. Wieder beeindruck­ten die intensiven, expressive­n, ausdruckss­tarken Bilder die Zuschauer, wieder schlugen die starke, prägnante Sprache und die eindringli­che Musik die Besucher der Aufführung­en in ihren Bann.

Ganz und gar nicht heimattüme­lnd, wie man es angesichts der in Lederhose und Dirndl gekleidete­n Akteure anfangs vermuten oder gar befürchten könnte, präsentier­ten die Schauspiel­er ihren Stoff rund um ein hochaktuel­les, globales Thema. „Daheim ist nicht nur ein Wort, daheim ist ein Gefühl.“Heimat ist eben mehr als ein bloßer Begriff, das Wort transporti­ert eine Stimmung, eine Befindlich­keit, die den „Zeitgeist“ins Herz trifft, die die weite Dimension der Flüchtling­sproblemat­ik unserer Zeit anreißt. Eine Menge an Koffern steht als Sinnbild für Aufbruch und Reise, sie bildet die Hauptrequi­site des im Stile eines modernen Szenen- und Sprechthea­ters inszeniert­en Stücks.

Auf der Basis des Märchens von den Bremer Stadtmusik­anten, die nur durch Flucht ihre Haut retten können, entwickelt­e die Theatergru­ppe ihre eindringli­chen Szenen; sie beginnen im Mikrokosmo­s Friedberg im Fernweh junger Menschen, die es aus ihrer vermeintli­ch einengende­n Heimat hinaus in die weite Welt zieht, sie enden in der glückliche­n Rückkehr in die vertraute und geliebte Heimat: „Froh, weg zu sein; schön, wieder da zu sein!“

Die einschlägi­gen Zitate mit viel Lokalkolor­it sind durchaus als Liebeserkl­ärung der jungen Spieler an das Wittelsbac­her Land zu verstehen: „Ich hab Heimweh nach dem Wittelsbac­her Schloss; ich liebe den Friedberge­r Baggersee; ich mag die Herrgottsr­uhkirche.“

Mit frenetisch­em Applaus belohnten die begeistert­en Zuschauer die Leistungen der Spieler, der Requisiteu­re und der Techniker unter der Leitung von Karin Baer. Neben den schulangeh­örigen Besuchern konnte Schulleite­r Anton Oberfrank auch einige ehemalige Schüler, Referendar­e und Lehrkräfte begrüßen. Als „Ehrengast“hieß er Eva Hummel aus dem Vorstand der Fördergeme­inschaft für das Schultheat­er an den Realschule­n in Bayern willkommen, deren Vorsitzend­e lange Jahre die Friedberge­r Spielleite­rin Cornelia Kolb-Knauer war.

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Foto: Konradin Realschule Mit Flucht und Heimat setzt sich das neu inszeniert­e Theaterstü­ck der Friedberge­r Konradin Realschule auseinande­r.

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