Viel Golf und eine menschliche Tragödie
Es ist traurig, wenn Visionäre über Jahre für ihre Sache kämpfen, sich darin aber so verlieren, dass andere später die Lorbeeren einheimsen. Steve und Bob sind ein Beispiel dafür, in welch menschliche Tragödien eine solche Obsession führen kann. Die zwei golf-verrückten Männer aus den USA wollten sich ihren großen Traum erfüllen – einen Golfplatz bauen, auf dem einmal das wichtigste Turnier der USA, die Open, stattfinden sollte.
Unglücklich, dass sich Steve und Bob im Jahr 2000 ausgerechnet einen Ort im Nirgendwo dafür ausgesucht hatten; das vor Jahrtausenden von einem Gletscher zerfurchte Hinterland von Wisconsin, knapp 40 Meilen von Milwaukee und 120 Meilen von Chicago entfernt. Die Lage fernab jeglicher Zivilisation machte ihr Vorhaben nicht gerade leichter. Die spießigen Offiziellen bei der amerikanischen Dachorganisation U.S.G.A. konnten und wollten sich einfach nicht vorstellen, dass dort statt Rinderherden einmal Profi-Golfer über die Lande ziehen würden.
Die beiden Visionäre dagegen schon. Sie nannten ihren Platz Erin Hills und formten ihn nach ihren Wünschen. Steve tüftelte jahrelang am Fairway-Verlauf, Bob steuerte Millionen von Dollars bei, die er durch den Verkauf von Glückwunschkarten und Kalender eingenommen hatte. Wenn es ihm mit dem Bau des Platzes mal nicht schnell genug ging, setzte er sich auf den Traktor und fräste die Sandbunker höchstpersönlich aus dem Boden. Er kaufte zwei Farmhäuser auf und machte sie platt, weil sie die gute Sicht versperrten.
So nahm die Vision von einem einzigartigen Golfplatz in Wisconsin Gestalt an. Und tatsächlich ließen sich die Offiziellen überzeugen. 2010 verkündeten sie die Austragung der US Open 2017 in Erin Hills. Seit Donnerstag sind tatsächlich die besten Spieler der Welt auf den einstigen Rinderwegen von Wisconsin unterwegs.
Doch Steve und Bob können ihren Traum nicht mehr genießen. Bob hatte sich in seiner Perfektion finanziell so übernommen, dass er die gesamte Anlage 2010 verkaufen musste. Just an dem Tag, an dem die Entscheidung fiel, dort die US Open auszutragen. Dem Turnier kann der heute 72-Jährige aber zumindest noch als gewöhnlicher Zuschauer beiwohnen.
Dieses Glück ist Steve nicht vergönnt. Er wird diesem Ereignis, dem er so lang entgegengefiebert hat, gänzlich fernbleiben. Er sitzt im Gefängnis. Durch seine Besessenheit für den Golfplatzbau hat er sein Privatleben vernachlässigt. Seine Frau wollte sich von ihm trennen. Am 4. Januar 2006 – acht Monate vor der Eröffnung von Erin Hills – erdrosselt der Golf-Visionär seine Frau, die Mutter seiner zwei Kinder. Er wird zu einer Haftstrafe von 35 Jahren verurteilt. Das Lob für den außergewöhnlichen Golfplatz in Erin Hills heimsen heute andere ein.