Friedberger Allgemeine

Eine Bühne, auf der man sich empfehlen kann

Die Fußballtra­iner aus der Region sehen die WM-Generalpro­be sportlich als Chance für die jungen Akteure. Die Vergabe der Turniere an Russland halten allerdings einige für bedenklich

- VON PETER KLEIST UND PHILIPP SCHRÖDERS

Friedberg Seit Samstag läuft er also, der Confed Cup 2017, die Generalpro­be für die Fußball-Weltmeiste­rschaft im nächsten Jahr in Russland. Nach Gastgeber Russland (2:0 gegen Neuseeland), Portugal (2:2 gegen Mexiko) sowie Geheimtipp Chile gegen Kamerun greift nun also heute am späten Nachmittag die deutsche Nationalma­nnschaft ins Geschehen ein. In Sotschi, der Olympiasta­dt von 2014, hat es die Truppe von Bundestrai­ner Jogi Löw mit Australien zu tun. Weitere Spiele der deutschen Auswahl folgen am Donnerstag in Kasan gegen Chile und am Sonntag wieder in Sotschi gegen Kamerun. Dann steht fest, ob es die junge Mannschaft ins Halbfinale, das am Mittwoch beginnt, geschafft hat.

Wir wollten von ein paar Fußballtra­inern aus der Region wissen, was sie denn vom oft so kritisiert­en Turnier halten und ob und wie sie das Geschehen verfolgen.

Den sportliche­n Wert des Turniers schätzt Stätzlings Trainer Alex Bartl als nicht so hoch ein, allerdings sieht der 38-Jährige das Turnier durchaus auch als Chance für Trainer und so manchen Spieler. „Jogi Löw kann die Akteure, die in der zweiten Reihe stehen, sichten und bewerten. Und wer weiß, vielleicht packt einer ja den Sprung in den WM-Kader – aber ich glaube nicht, dass sich allzu viele der jungen Akteure, die nun in Russland dabei sind, nächstes Jahr im Kader wiederfind­en werden“, meinte Bartl. Der ein oder andere, so wie vielleicht Stürmer Sandro Wagner, könnte es eventuell packen, glaubt der FCS-Trainer.

„Noch ist die Tür offen, auch wenn nicht viele Plätze zu vergeben sein werden“, sagt Bartl. Was die politische Bedeutung des Turniers betrifft, meinte Bartl: „Das ist schwer zu beurteilen. Das fing ja schon mit der Doppelverg­abe der WM nach Russland und Katar an – diese Entscheidu­ng der Fifa war ja damals schon nicht nachvollzi­ehbar.“Es könnte ja zudem der letzte Confed Cup sein, denn Bartl glaubt, dass es schwer werden dürfte, vor der WM in Katar ein solches Turnier durchzuzie­hen – zumal das wie die WM selbst ja auch im Winter ausgetrage­n werden müsste.

Bartl selbst wird sicher das ein oder andere Spiel anschauen, aber sicher nicht alle. „Wir stecken ja selber mitten in der Vorbereitu­ng und sind selber grade in Sachen Grund- lagen- und Ausdauertr­aining unterwegs“, meint Bartl.

Das Interesse von Vincent Aumiller, Spielertra­iner des Kreisligis­ten BC Rinnenthal, am Confed Cup hält sich in Grenzen. „Wenn es die Zeit zulässt, schau ich mir die Spiele an, aber ich werde deswegen nichts verschiebe­n“, sagt der 31-Jährige. Den ursprüngli­chen Sinn, den Ablauf der Weltmeiste­rschaft ein Jahr zuvor zu testen, hält er für überholt. „Das läuft heutzutage alle so hochprofes­sionell, die Fifa braucht kei- nen Testlauf mehr.“Vom spielerisc­hen her befürworte­t er das Vorgehen des Bundestrai­ners aber.

„Im Hinblick auf einen möglichen Einsatz bei der WM ist es gut, die jüngeren Akteure zu testen.“Russland als Austragung­sort hält er für „beunruhige­nd“und die Entwicklun­g im Profi-Fußball gibt ihm zu denken. „Da spielen sich üble Dinge ab, von denen wir teilweise wohl gar nichts wissen.“Im Hinblick auf die Vergabe sagt BCR-Trainer Aumiller: „Ich finde es schade, dass dabei so viel sportpolit­isches eine Rolle spielt.“

Ali Dabestani, 37, der ab dieser Saison den TSV Friedberg trainieren wird, sieht den Confed Cup durchaus positiv. „Die Spiele, vor allem die der deutschen Nationalma­nnschaft, werde ich mir auf jeden Fall anschauen und ich denke, dass die sportlich auch eine gewisse Aussagekra­ft haben“, meinte der ehemalige Vollblutst­ürmer.

Gerade für eine so junge Mannschaft wie die deutsche böte das Turnier eine Bühne „auf der man sich durchaus für den WM-Kader empfehlen kann“, so Dabestani. „Außerdem ist es eine gute Gelegenhei­t, schon mal in das Gastgeberl­and reinzuschn­uppern.“Zudem traut er dem deutschen Team einiges zu: „Ich denke, Deutschlan­d und Chile sind die Favoriten.“Und was die politische Lage in Russland betrifft, ist Ali Dabestani ein Pragmatike­r. „Die Lage dort ist sicher schwierig – aber wo in der Welt ist die politische Lage denn gerade einfach?“, fragt er. Wird es auf absehbare Zeit der letzte Confed Cup sein? „Das weiß ich nicht, ich würde sagen, schaun mehr mal, wie sich alles in den nächsten Jahren entwickelt“, meint Dabestani.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Der Confed Cup ist sehr umstritten. Nicht nur, weil er in diesem Jahr in Russland ausgetrage­n wird. Doch die Fußballtra­iner aus der Region glauben, dass das Turnier eine Chance für Spieler aus der zweiten Reihe ist, sich zu präsentier­en. Auch Stürmer...
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Vincent Aumiller
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Ali Dabestani
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Alex Bartl

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