Jeder sechste Bäcker arbeitet unsauber
Verstärkte Kontrollen bringen erneut Hygienemängel ans Licht. Das Landesamt legt heute einen Bericht im Landtag vor. Die Grünen fordern mehr Aufklärung durch die Behörden
München Mangelhafte Hygiene in Bäckereien und Backbetrieben bleibt ein Dauerärgernis. Zwar haben viele Bäcker nach den Lebensmittelskandalen in der Vergangenheit bereits Konsequenzen gezogen. Doch die Quote der Betriebe, in denen unsauber gearbeitet wird, ist offenbar nach wie vor hoch. Dies geht aus dem neuen Jahresbericht des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hervor, der heute im Landtag vorgestellt wird.
Bei insgesamt 75 Kontrollen hat die Spezialeinheit des LGL im vergangenen Jahr 63 Bäckereibetriebe überprüft. Dabei gab es 72 Beanstandungen. In zehn Fällen wurden die vorgefundenen Mängel als „gravierend“, in neun Fällen als „gravierend in einem Teilbereich“eingestuft. Daraus lässt sich, weil ein Betrieb auch mehrfach betroffen sein kann, schließen, dass immer noch etwa jeder sechste Bäcker in Bayern unsauber arbeitet. „Das Gesamtergebnis“, so das LGL, „entspricht in etwa dem Beurteilungsergebnis des Vorjahres.“Neben Reinigungsdefiziten zähle Schädlingsbefall zu den häufigsten Mängeln. In drei Fällen kontrollierte die Spezialeinheit, nachdem Fremdkörper in Gebäck gefunden worden war: Metallsplitter in Fladenbrot, eine Stecknadel in einem Nougattaler und ein Kabelstück in einem Vollkornbrot.
Im zuständigen Ausschuss des Landtags ist heute eine ernste Debatte zu erwarten. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann kritisiert, dass das LGL falsche Schwerpunkte setze. „Statt die junge und innovative Craftbier-Szene zu drangsalieren, sollte das LGL sich lieber um die Sauereien in Großbäckereien kümmern. Hier haben wir auffallend hohe Beanstandungsquoten“, sagte Hartmann unserer Zeitung. Er wünsche sich mehr Aufklärung durch die Behörden.
Tatsächlich waren Nitrosamine in Craft-Bier (hergestellt in Kleinstbrauereien) 2016 ein Prüfungsschwerpunkt. Ergebnis: Die Belastung ist genau so gering wie bei Bier aus großen Brauereien.