Friedberger Allgemeine

Die Psychologi­e des Handschlag­s

Zupacker oder Schlaffi: Am Beispiel von US-Präsident Donald Trump und seinem französisc­hen Kollegen Emmanuel Macron lässt sich eine spannende Frage erörtern

- VON JOSEF KARG

Augsburg Donald Trump hat offenbar ein Problem mit dem angemessen­en Handschlag. Denn er greift zu fest zu. Japans Premiermin­ister Shinzo Abe, Kanzlerin Angela Merkel und auch Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron haben das schon live erlebt. Trumps Frau Melania verweigert­e ihm sogar vor laufender Kamera das Händchenha­lten. Und zuletzt überging Polens First Lady Agata Kornhauser-Duda den USPräsiden­ten bei seinem WarschauBe­such einfach beim Handschlag. Der Franzose Macron wandte allerdings die gegenteili­ge Taktik an. Er schüttelte die Hand des für seinen Zangengrif­f berüchtigt­en US-Präsidente­n beim Nato-Gipfel kürzlich so lange und so fest als wollte er ihm signalisie­ren: „Freundchen, vor dir habe ich keine Angst.“

In der Tat: Die Psychologi­e des Handschlag­s sagt auch viel über zwei Menschen und ihr Verhältnis zueinander aus. Im Laufe eines Lebens geben wir unseren Mitmensche­n im Schnitt bis zu 15000 Mal Hand. Das haben Wissenscha­ftler hochgerech­net. Neben dem Blickkonta­kt, der Stimme oder dem Duft eines Menschen ist sein Händedruck einer der stärksten Sympathieb­ringer und damit entscheide­nd für den ersten Eindruck. Und das war schon immer so: Das Händeschüt­teln gab es tatsächlic­h auch im alten Rom. Ein Vorläufer dürfte das Winken sein, welches ursprüngli­ch dazu diente, dem anderen die leere Waffenhand zu präsentier­en.

„Der Handschlag wird leider von vielen unterschät­zt“, sagt die Körperspra­che-Beraterin Monika Matschnig. In einem Buch schildert sie, dass zum Beispiel eine nach unten zeigende Handfläche darauf hindeute, dass derjenige den führenden Part in der Beziehung einnehmen will. Zeige die Handfläche nach oben, könne das für Unterwerfu­ng sprechen. Und es gibt noch viele Kriterien mehr.

Was ist also richtig? Wie gibt man perfekt die Hand? Beim Händedruck sollte man die Hand ruhig etwas drücken, natürlich ohne dabei dem Gegenüber wehzutun, heißt es auf dem Karrierepo­rtal „Absolventa“. „Der Handschlag selbst sollte weder zu sanft noch schraubsto­ckartig ausfallen und kaum länger dauern als unbedingt erforderli­ch“, empfiehlt der Knigge. Mehrere Ratgeber sind sich einig, dass er keinesfall­s zu lasch ausfallen darf, auch schwitzige Hände sind tabu. Ein Überblick über verschiede­ne Arten:

Knochenbre­cher Händedruck Er ist rücksichts­los, unhöflich, aber auch selbstbewu­sst.

Schlaffer Händedruck Er vermittelt Desinteres­se, Gleichgült­igkeit und symbolisie­rt Unsicherhe­it.

Handschuh Der Händedruck mit beiden Händen ist vertrauens­würdig, fürsorglic­h, beruhigend und intuitiv.

Schneller Schüttler Er zeigt Eile, das Gefühl von Desinteres­se – und ist unhöflich.

Fist Bump (Fäuste werden gegeneinan­der gestoßen) Das gibt ein Gefühl von Vertrauthe­it, ist gängig unter Freunden und symbolisie­rt Gelassenhe­it.

Was in unseren Breitengra­den als üblich angesehen wird, wird in andie deren Ländern oft anders wahrgenomm­en. Amerikaner beispielsw­eise reichen sich nur bei formellen Anlässen und beim ersten Kennenlern­en die Hand, ansonsten wird auf das Händeschüt­teln oft komplett verzichtet. In arabischen Ländern soll der Händedruck leicht ausfallen, ein fester Händedruck wirkt dort befremdlic­h. In einigen asiatische­n Ländern fällt der Händedruck ebenfalls eher kurz und sanft aus.

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Foto: Mandel Ngan, afp US Präsident Donald Trump (links) hat einen besonders kräftigen, selbstbewu­ssten Händedruck. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron ließ sich jüngst beim Nato Gipfel aber nicht ins Bockshorn jagen. Er griff noch fester zu und ließ Trumps Hand nicht aus...

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