Sorge um die Natur im Stadtgebiet
Die Aktionsgemeinschaft Lechleite besichtigt das Derchinger Gewerbegebiet – und ein Biotop mit seltenen Pflanzen. Sie wirft Friedberg veraltete Bauplanung vor
Derching Die Stadt Friedberg ignoriere zugunsten neuer Gewerbeflächen die Frischluftschneise zwischen Friedberg und Augsburg. Das ist ein Kritikpunkt der Aktionsgemeinschaft Lebensraum Lechleite/Lebenswertes Lechtal (AGLL). Diese besichtigte mit den Stadträtinnen der Grünen, Claudia Eser-Schuberth und Marion Brülls, das Areal, auf dem die Erweiterung des Gewerbegebietes „Friedberg-Park an der A8“nach Norden geplant ist. Die Mitglieder ließen sich erklären, wie sich das geplante Gebiet in einer Größenordnung von zwölf Fußballfeldern über Äcker und Wiesen erstrecken soll. Eser-Schuberth erklärte den Verlauf der Planungen im Stadtrat und reklamierte, dass die Stadt an der weiteren Betonierung der Landschaft festhalte, obwohl die Regierung von Schwaben, die Stadt Augsburg und die Untere Naturschutzbehörde Einspruch eingelegt hätten. Die Stadt aber versuche, gegen die Stimmen der Grünen und der ÖDP über ein Zielabweichungsverfahren den im Regionalplan festgeschriebenen Grünzug zu zerstören.
Als Gegenpart zum Gewerbegebiet konnten sich die Teilnehmer der Exkursion im letzten Biotop im Friedberger Norden ein Bild über die Artenvielfalt machen. Margit Schuster, Zweite Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft, zeigte den Gästen den äußerst seltenen klebrigen Lein, Sommerwurz, Sonnenröschen, Weidenblättrigen Alant, Tausendgüldenkraut, Bergklee sowie eine Rarität, die Sumpfstendelwurz. Seit über 20 Jahren wird dieses Areal in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde von Mitgliedern der Aktionsgemeinschaft betreut.
Josef Metzger, Vorsitzender der AGLL, zog als Fazit der Veranstaltung: „Wenn die Stadt Friedberg weiter nach den Methoden des letzten Jahrhunderts plant und baut, wird es im Stadtgebiet bald keine Äcker, Wiesen, Wälder und Erholungsgebiete mehr geben. Unser aller Lebensgrundlagen stehen auf dem Spiel.“Es sei Zeit für einen Paradigmenwechsel. Eine nachhaltige Stadtentwicklung wie in Freiburg, Tübingen oder Münster sei die bessere Zukunft.
„Weniger Kiebitze? Na und! – Hauptsache das Gewerbegebiet breitet sich aus und die Steuereinnahmen fließen! Drei Viertel der Kiebitze haben uns bereits den Rücken gekehrt! Deren Ruf hört man nicht mehr, dafür nimmt der Lärm rund um das bestehende und neu geplante Gewerbegebiet im Derchinger Westen durch die Autobahn A 8 und den Flugverkehr weiter zu“, so die Aktionsgemeinschaft.