Bundesjugendspiele sind in Mering zu gefährlich
Schulleiter schlagen Alarm. Die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen geht vor. Jetzt wird auf die Sportveranstaltung am Schulzentrum vollständig verzichtet
Mering Sie sind nicht jedermanns Sache und manch einem Schüler wird es Angst und Bange, wenn er nur an die Sportstunden in den letzten Schulwochen denkt – die Rede ist von den Bundesjugendspielen. Seit 1979 gibt es einen Beschluss der Kultusministerkonferenz, der eine verbindliche jährliche Durchführung der Bundesjugendspiele bis zur 10. Jahrgangsstufe an allen allgemeinbildenden Schulen fordert. In Mering fallen jedoch diese sportlichen Wettkämpfe heuer an fast allen Schulen aus. Nur die Grundschule an der Luitpoldstraße, die über eine eigene Sportanlage verfügt, nahm daran teil. Dass sich das Gymnasium, die Realschule und die Grundschule an der Ambérieustraße auf die Bundesjugendspiele verzichten, hat einen ganz besonderen Grund: Die Außenanlage auf dem Sportgelände ist in einem so maroden Zustand, dass sich die Schulleiter darauf einigten, dieses Jahr keine Bundesjugendspiele zu veranstalten.
„Es ist nicht zu vertreten, dass wir unsere Schüler in die Sprunganlage lassen“, sagt Susanne Geiger, Schulleiterin der Grundschule an der Ambérieustraße. Im Absprungbereich seien Bretter lose und die Einfassung teilweise abgebröckelt.
Auch die Laufbahnen würden nicht den Sicherheitsmaßnahmen entsprechen. „Das hat hier nichts mit Jammern auf hohem Niveau zu tun“, betont Geiger. Vielmehr gehe es um die Sicherheit der Schüler. „Ich bin verpflichtet, Sicherheitsmängel an den Sachaufwandsträger, im Fall der ist das die Marktgemeinde Mering, umgehend zu melden.“Auch Josef Maisch vom Gymnasium bestätigt, dass in Absprache mit den Sportlehrern und seinen Schulleiterkollegen von der Realund der Grundschule, ebenfalls keine Bundesjugendspiele stattfinden. Zudem sei der Sportunterricht nur eingeschränkt möglich.
Andreas Pimpl von der Realschule Mering: „Das ist nicht erst seit ein paar Tagen so, wir haben auf diese Zustände schon aufmerksam gemacht.“Er zeigt vor Ort, wo die Schäden sind. Nicht nur im Sprungbereich, auch die beiden Außenbahnen der Laufanlage seien nicht mehr gefahrlos für den Sportunterricht zu benutzen. Zudem seien die Trainerbänke unmittelbar im Sturzbereich der Sprintbahnen angebracht. Der Tartanbelag wellt sich vor allem im vorderen Bereich der Anlage.
Alle drei Schulleiter haben eine gemeinsame Gefährdungsbeurtei- lung an das Landratsamt sowie an die Kommune geschickt. „Je nach Alter und Reifegrad der Schüler haben wir entschieden, was gesperrt wird“, erklärt Andreas Pimpl.
Bürgermeister Hans-Dieter Kandler weiß seit einigen Jahren über die Missstände Bescheid. „Dass es nun so schlimm ist, dass nicht einmal mehr Bundesjugendspiele stattfinden können, ist mir aber neu“, sagt er. Bereits noch unter Landrat Christian Knauer habe man darüber diskutiert, wer wie viel Geld für eine neue Sportanlage zahlen muss. Der Landkreis ist Sachaufwandsträger für die Realschule und seit 2013 auch für das neue Gymnasium. Die Martkgemeinde Mering übernimmt den Anteil für die Grundschule und ist Besitzer der gesamten Freisportanlage. „Damals sah der Landkreis die Einrichtung nicht nur als Schulsondern auch ein Freizeitsportanlage“, informiert Kandler. Das bedeute nach Auffassung des LandratsamGrundschule tes, dass die Gemeinde sich mit einem höheren Anteil an den Kosten beteiligen müsse als der Kreis.
„Doch nach meiner Einschätzung stellt sich die Sachlage ganz anders dar“, so Kandler. Zum einen werde die Anlage hauptsächlich von den Schule genutzt. Freizeitsportnutzung der Leichtathletikanlage finde kaum statt. „Und wenn man das so sieht, dann müssen wir als Sachaufwandsträger für die Grundschule lediglich eine 50 Meter Laufbahn sowie ein Sprungbecken vorhalten“, rechnet Kandler vor.
Nachdem für Realschule und das Gymnasium weitaus höhere Anforderungen im Bereich Leichtathletik haben, sei es sehr wohl zu vertreten, wenn sich der Kreis mit bis zu 80 Prozent beteilige. Differenzen gebe es beispielsweise darüber, dass in Mering sechs Laufbahnen vorhanden sind, der Landkreis aber betont, dass vier für den Schulsport ausreichen und deshalb auch nur vier finanziert werden. „Wir wollen aber den Status quo auf jeden Fall erhalten“, so Kandler. Im Landratsamt hält sich Sprecher Wolfgang Müller bedeckt, wenn es um den Kostenanteil des Landkreises geht: „Darüber muss noch beraten werden.“Man sei über die Missstände sehr wohl informiert und es gebe auch Verhandlungen, doch sehe der Kreis zunächst die Kommune in der Verantwortung, die ja Besitzer der Freisportanlage sei. „Erst muss klar sein, in welchem Umfang saniert wird und wie hoch die Kosten wirklich sind, dann kann der Kreis weiter darüber diskutieren“, so Müller.
Bürgermeister Hans-Dieter Kandler informiert, dass bereits Ende 2016 im Gemeinderat darüber beraten und ein Projektbetreuer bereits eingeschaltet wurde. „Auch hier ist noch zu klären, in welchem Umfang dieser Betreuer arbeiten wird.“Schon damals hatte der Münchner Landschaftsarchitekt Hubert Wendler, der als Planer eingeschaltet ist, dem Sportgelände ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: „Der Platz hätte eine Generalsanierung vielleicht schon vor zehn Jahren verdient.“Und er legte nach, dass aus Haftungsgründen hier „eigentlich gar kein Schulsport stattfinden dürfe.
Doch ganz auf Sport verzichten die Schulen nicht. So wird es zum Beispiel an der Grundschule ein Spiel- und Sportfest am 13. Juli mit Spaß an der Bewegung und auch die Wettkämpfe für die sportlichen Schüler kommen nicht zu kurz, verspricht Schulleiterin Susanne Geiger. Und auch an der Realschule ist ein Sportfest geplant, so Andreas Pimpl.