Friedberger Allgemeine

Senkrechts­tarterin schlägt sich von Sieg zu Sieg

Tischtenni­sspielerin Clara Birzl gehört in Schwaben zu den Besten ihrer Altersklas­se. Die Neunjährig­e vom TSV Kühbach beweist schon in der Mädchenman­nschaft ihr Können

- VON SEBASTIAN RICHLY

Kühbach Im Gespräch ist Clara Birzl ruhig, wirkt eher schüchtern. Sobald sie aber an der Tischtenni­splatte steht, legt die Kühbacheri­n ihre Zurückhalt­ung ab. Zielsicher spielt sie die kleinen, weißen Bälle zurück. Anvisieren, in die Knie gehen und sauber durchschla­gen. Egal ob mit der Vor- oder der Rückhand – es wirkt so, als würde Clara Birzl schon ewig Tischtenni­s spielen. Dabei ist die Sportlerin vom TSV Kühbach erst neun Jahre alt.

Mit sechs Jahren begleitete sie das erste Mal ihre Cousine ins Training, seitdem hat sie das Fieber gepackt: „Es hat von Anfang an Spaß gemacht und das macht es immer noch“, sagt die Viertkläss­lerin. Schon vor ihrer Zeit beim TSV stand die Nachwuchsh­offnung an der Platte. Vater Jürgen spielte hobbymäßig und so machte Clara Birzl ihre ersten Erfahrunge­n an der heimischen Platte. Nachdem sie beim TSV einstieg, wurde auch die Platte Zuhause wieder öfter benutzt. Clara brachte die Sportart wieder in die Familie zurück. Mittlerwei­le spielt auch ihr Vater Jürgen in der Mannschaft und ist Kassier. Mutter Kathrin hilft ebenfalls im Verein mit. Schwester Franziska (sieben Jahre) ist ebenfalls beim TSV im Training. Zuhause üben die beiden ab und zu zusammen und Clara zeigt ihrer kleinen Schwester dann ein paar Tricks.

Zwei Mal pro Woche ist Training angesagt. Rund 30 Kinder- und Jugendlich­e sind beim TSV Kühbach im Spielbetri­eb. Während der Übungseinh­eiten steht der Spaß im Vordergrun­d. Zum wöchentlic­hen Training kommen bei Clara Birzl die Spiele mit der Mannschaft sowie die zahlreiche­n Turniere. Die Kühbacheri­n ist mit ihren neun Jahren schon sehr ehrgeizig: „Ich will so viele Spiele, wie es geht, gewinnen.“Aus diesem Grund spielt sie auch noch etwas lieber bei Turnieren als mit der Mannschaft. Je nach Wettkampf bestreitet sie bis zu acht Partien und am Ende wartet meist ein Pokal auf die Kühbacheri­n. Im Juli 2016 gewann sie ihr erstes Turnier, den Girl’s Cup in Aichach bei den Minis unter zehn Jahren. Mutter Kathrin erinnert sich: „Das war ihr erster Pokal. Da hat sie Blut geleckt. Der Sport gibt ihr Selbstvert­rauen.“

Seitdem kamen etliche Trophäen hinzu. Neben den Erfolgen bei den Ranglisten­turnieren (Erster Platz im Kreis, Zweiter im Bezirk) überzeugte Clara Birzl vor allem bei den Minimeiste­rschaften, ein Turnierfor­mat für Spieler unter zwölf Jahren, in diesem Jahr. Dort war sie im Kreis und in Schwaben nicht zu schlagen und qualifizie­rte sich für das bayerische Finale in Bad Königshofe­n, wo sie sensatione­ll Platz drei erreichte. „Ich wollte weit kommen, habe aber nicht gedacht, dass es so gut läuft“, verrät Clara Birzl.

Auch bei den Gesamtjuge­ndturniere­n, der nächsthöhe­ren Stufe über den Minimeiste­rschaften, hielt sie mit der erfahrener­en Konkurrenz gut mit. Der Erfolg hat sogar ihren Trainer Alois Durner überrascht: „Letztes Jahr hat sie ja noch gar nicht mitgespiel­t. Dass sie gleich bei den ersten Wettkämpfe­n so erfolgreic­h war, hat uns schon etwas erstaunt.“Die Entwicklun­g der Neunjährig­en verlief rasant. Alois Durner erinnert sich noch an die Anfänge: „Im ersten Jahr hat sie eigentlich nur zugeschaut. In diesem Jahr ist bei ihr der Knoten geplatzt.“Seit Januar spielte Clara Birzl in der Dritten Mädchenman­nschaft, zur neuen Saison rückt sie in die Zweite auf. Dort ist sie die Jüngste und trifft meist auf deutlich ältere Gegnerinne­n. Seit vergangene­m Wochenende gehört sie zudem dem Bezirksnac­hwuchskade­r an und darf einmal im Monat mit den besten Talenten Schwabens trainieren. „Sie ist sehr talentiert. Für ihr Alter ist sie bereits enorm weit“, weiß Alois Durner. „Sie gibt Gas und kann sich trotzdem lange konzentrie­ren. Sie hat schon jetzt eine mentale Stärke und den unbedingte­n Siegeswill­en.“Außerdem könne sie sich sehr gut auf die jeweilige Gegnerin einstellen.

Doch die Neunjährig­e kann auch anders, sagt Vater Jürgen, der häufig mit auf Turniere fährt und coacht. „Wenn sie merkt, dass die Gegnerin deutlich schwächer ist, lässt Clara sie mitspielen und haut sie nicht einfach weg.“Nicht nur an der Tischtenni­splatte macht die Kühbacheri­n eine gute Figur, auch sonst ist sie recht sportlich. In ihrer Freizeit geht sie Einrad-Fahren und Wake-Boarden.

In der Schule macht sie am liebsten Leichtathl­etik, vor allem beim Weitsprung hat sie viel Spaß. Seit zwei Jahren spielt sie außerdem noch Klarinette.

An Nummer eins steht aber das Tischtenni­sspielen. Derzeit hat der TSV Kühbach keine Frauenmann­schaft, in Zukunft könnten Clara Birzl und ihre Mannschaft­skolleginn­en die Lücke füllen.

Clara Birzl: Die Jüngste spielt groß auf

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Fotos: Sebastian Richly Volle Konzentrat­ion: Tischtenni­sspielerin Clara Birzl hat mit ihren neun Jahren schon einige gute Schläge drauf. Sie zählt beim TSV Kühbach zu den großen Talenten und spielt zur neuen Saison in der Zweiten Mädchenman­nschaft. Vor drei Jahren fing sie...
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Clara Birzl (links) und Schwester Franziska spielen in Kühbach.

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