Senkrechtstarterin schlägt sich von Sieg zu Sieg
Tischtennisspielerin Clara Birzl gehört in Schwaben zu den Besten ihrer Altersklasse. Die Neunjährige vom TSV Kühbach beweist schon in der Mädchenmannschaft ihr Können
Kühbach Im Gespräch ist Clara Birzl ruhig, wirkt eher schüchtern. Sobald sie aber an der Tischtennisplatte steht, legt die Kühbacherin ihre Zurückhaltung ab. Zielsicher spielt sie die kleinen, weißen Bälle zurück. Anvisieren, in die Knie gehen und sauber durchschlagen. Egal ob mit der Vor- oder der Rückhand – es wirkt so, als würde Clara Birzl schon ewig Tischtennis spielen. Dabei ist die Sportlerin vom TSV Kühbach erst neun Jahre alt.
Mit sechs Jahren begleitete sie das erste Mal ihre Cousine ins Training, seitdem hat sie das Fieber gepackt: „Es hat von Anfang an Spaß gemacht und das macht es immer noch“, sagt die Viertklässlerin. Schon vor ihrer Zeit beim TSV stand die Nachwuchshoffnung an der Platte. Vater Jürgen spielte hobbymäßig und so machte Clara Birzl ihre ersten Erfahrungen an der heimischen Platte. Nachdem sie beim TSV einstieg, wurde auch die Platte Zuhause wieder öfter benutzt. Clara brachte die Sportart wieder in die Familie zurück. Mittlerweile spielt auch ihr Vater Jürgen in der Mannschaft und ist Kassier. Mutter Kathrin hilft ebenfalls im Verein mit. Schwester Franziska (sieben Jahre) ist ebenfalls beim TSV im Training. Zuhause üben die beiden ab und zu zusammen und Clara zeigt ihrer kleinen Schwester dann ein paar Tricks.
Zwei Mal pro Woche ist Training angesagt. Rund 30 Kinder- und Jugendliche sind beim TSV Kühbach im Spielbetrieb. Während der Übungseinheiten steht der Spaß im Vordergrund. Zum wöchentlichen Training kommen bei Clara Birzl die Spiele mit der Mannschaft sowie die zahlreichen Turniere. Die Kühbacherin ist mit ihren neun Jahren schon sehr ehrgeizig: „Ich will so viele Spiele, wie es geht, gewinnen.“Aus diesem Grund spielt sie auch noch etwas lieber bei Turnieren als mit der Mannschaft. Je nach Wettkampf bestreitet sie bis zu acht Partien und am Ende wartet meist ein Pokal auf die Kühbacherin. Im Juli 2016 gewann sie ihr erstes Turnier, den Girl’s Cup in Aichach bei den Minis unter zehn Jahren. Mutter Kathrin erinnert sich: „Das war ihr erster Pokal. Da hat sie Blut geleckt. Der Sport gibt ihr Selbstvertrauen.“
Seitdem kamen etliche Trophäen hinzu. Neben den Erfolgen bei den Ranglistenturnieren (Erster Platz im Kreis, Zweiter im Bezirk) überzeugte Clara Birzl vor allem bei den Minimeisterschaften, ein Turnierformat für Spieler unter zwölf Jahren, in diesem Jahr. Dort war sie im Kreis und in Schwaben nicht zu schlagen und qualifizierte sich für das bayerische Finale in Bad Königshofen, wo sie sensationell Platz drei erreichte. „Ich wollte weit kommen, habe aber nicht gedacht, dass es so gut läuft“, verrät Clara Birzl.
Auch bei den Gesamtjugendturnieren, der nächsthöheren Stufe über den Minimeisterschaften, hielt sie mit der erfahreneren Konkurrenz gut mit. Der Erfolg hat sogar ihren Trainer Alois Durner überrascht: „Letztes Jahr hat sie ja noch gar nicht mitgespielt. Dass sie gleich bei den ersten Wettkämpfen so erfolgreich war, hat uns schon etwas erstaunt.“Die Entwicklung der Neunjährigen verlief rasant. Alois Durner erinnert sich noch an die Anfänge: „Im ersten Jahr hat sie eigentlich nur zugeschaut. In diesem Jahr ist bei ihr der Knoten geplatzt.“Seit Januar spielte Clara Birzl in der Dritten Mädchenmannschaft, zur neuen Saison rückt sie in die Zweite auf. Dort ist sie die Jüngste und trifft meist auf deutlich ältere Gegnerinnen. Seit vergangenem Wochenende gehört sie zudem dem Bezirksnachwuchskader an und darf einmal im Monat mit den besten Talenten Schwabens trainieren. „Sie ist sehr talentiert. Für ihr Alter ist sie bereits enorm weit“, weiß Alois Durner. „Sie gibt Gas und kann sich trotzdem lange konzentrieren. Sie hat schon jetzt eine mentale Stärke und den unbedingten Siegeswillen.“Außerdem könne sie sich sehr gut auf die jeweilige Gegnerin einstellen.
Doch die Neunjährige kann auch anders, sagt Vater Jürgen, der häufig mit auf Turniere fährt und coacht. „Wenn sie merkt, dass die Gegnerin deutlich schwächer ist, lässt Clara sie mitspielen und haut sie nicht einfach weg.“Nicht nur an der Tischtennisplatte macht die Kühbacherin eine gute Figur, auch sonst ist sie recht sportlich. In ihrer Freizeit geht sie Einrad-Fahren und Wake-Boarden.
In der Schule macht sie am liebsten Leichtathletik, vor allem beim Weitsprung hat sie viel Spaß. Seit zwei Jahren spielt sie außerdem noch Klarinette.
An Nummer eins steht aber das Tischtennisspielen. Derzeit hat der TSV Kühbach keine Frauenmannschaft, in Zukunft könnten Clara Birzl und ihre Mannschaftskolleginnen die Lücke füllen.
Clara Birzl: Die Jüngste spielt groß auf