Zwischen Europa League und Existenzkampf
Ohne den Top-Stürmer, aber mit einem neuen Trainer planen die Mainzer eine Saison fernab des Abstiegskampfs – Serie (Teil fünf)
Mainz Der FSV Mainz 05 schwebt seit dem Aufstieg in die Bundesliga 2009 zwischen Europa League und Existenzkampf. Viele Experten haben die Rheinhessen nun auf dem Zettel, wenn es um die Abstiegskandidaten geht. Ohne seinen nach Köln verkauften Stürmerstar Jhon Córdoba und mit dem aus den eigenen Reihen verpflichteten Trainer Sandro Schwarz steht der selbst ernannte „Karnevalsverein“vor einer Runde voller Fragezeichen.
Ist der FSV Mainz 05 ein Abstiegskandidat?
Wer in der Vorsaison als Tabellen-15. gerade noch das rettende Ufer erreicht hat, gehört im Jahr darauf zu den Verdächtigen. Auch wenn der Kader für den Klassenerhalt gut genug sein dürfte, müssen die Rot-Weißen darauf bedacht sein, Punkte zum Überleben zu sammeln.
Ist Jhon Córdoba zu ersetzen?
Nicht wirklich. Wie schon im Fall von Spielmacher Yunus Malli, den die 05er im Winter für viel Geld nach Wolfsburg ziehen lassen mussten, wird sie auch dieser Verlust schmerzen. Die Aufgabe des für 17 Millionen Euro nach Köln gewechselten Kolumbianers als Hauptangreifer muss und wird in der kommenden Saison auf mehrere Schultern verteilt werden. Was aber ins Konzept des neuen Trainers Sandro Schwarz passt, der im Gegensatz zu Vorgänger Martin Schmidt das gepflegte Passspiel statt den weiten Schlag nach vorn auf den Brecher im Strafraum bevorzugt.
Ist Sandro Schwarz der richtige Trainer?
Vieles spricht dafür. Ob der bisherige Coach der Reserve in die Fußstapfen von Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel treten kann, bleibt abzuwarten. Aber er bringt den in Mainz so wichtigen Stallgeruch. Bei der Mannschaft kommt er gut an und dürfte auch beim treuen Anhang wieder jene Begeisterung schüren, die zuletzt ein wenig auf der Strecke geblieben ist.
Wurde die plötzliche Abstiegsangst der Vorsaison sogar zum Glücksfall für den Verein?
Im Nachhinein ja. Nach der prächtigen Vorrunde erfolgte der Absturz aus Europa-League-Regionen in den Bundesligakeller. Mit dem Tabellenstand wurde auch die Stimmung immer schlechter. Und das Standing vom anfangs gefeierten Coach Schmidt. Die Führung hielt zwar bis zum Ende am Schweizer fest, hatte aber mit dem eklatanten Einbruch ein Alibi für den längst angedachten Trainerwechsel.
Welche Rolle spielt René Adler?
Die Verpflichtung des zwölfmaligen Nationaltorwarts vom Hamburger SV ist sicherlich der Königstransfer der stets nur mit bescheidenen Mitteln ausgestatteten Rheinhessen. Der 32-Jährige wurde bereits in der Vorbereitung zu dem Gesicht des Vereins. „Führungsspieler, Vorbild, Antreiber, Fan-Schwarm“, schwärmt das Fachblatt „Kicker“. „Und Spielegewinner“. Einen solchen Mann, der zwischen den Pfosten Punkte holt, statt sie zu kosten, haben die FSV-Verantwortlichen nach dem Abgang von Loris Karius vor einem Jahr zum FC Liverpool händeringend gesucht.