Friedberger Allgemeine

Ein Ort profitiert von der S Bahn

Am Beispiel Geltendorf zeigt sich, welche Vorteile der Anschluss bringen kann. In der Marktgemei­nde Mering bleiben Politiker und Pendler aber skeptisch

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering/Geltendorf Bringt die S-Bahn einer Kommune viele Vorteile? Mit einem klaren Ja kann das Wilhelm Lehmann, Bürgermeis­ter von Geltendorf im Nachbarlan­dkreis Landsberg, beantworte­n. „Wir sind froh um die gute Verbindung nach München“, sagt Lehmann. Viele Geltendorf­er nutzen die S-Bahn, um zu ihrem Arbeitspla­tz in der Landeshaup­tstadt zu gelangen, und ihre Freizeit verbringen sie dagegen draußen im Grünen. Zudem bestehe auch noch eine gute Zugverbind­ung. „Damit ist unsere Gemeinde optimal und schnell am Bahnnetz Richtung Weilheim, Augsburg und München angebunden.“

Seit 1972 verfügt Geltendorf über den S-Bahn-Anschluss. „Als die Olympische­n Spiele in München stattfande­n, wurde das S-BahnNetz ausgebaut und somit kam Geltendorf zu einer S-Bahn-Station“, erzählt Lehmann. Doch schon Jahre zuvor war die Anbindung nach München gut. In einer Chronik aus Geltendorf ist über den Anschluss an die Bahnstreck­e zu lesen: „1895 konnte die Linienführ­ung von Mering über Walleshaus­en, Kalten- berg, Geltendorf und St. Ottilien zum Ammersee beschlosse­n werden. Die damaligen Gemeinden nahmen eine hohe Belastung auf sich, um den Bau der Bahnlinie zu ermögliche­n.“Mit der Fertigstel­lung der Anlagen und der Inbetriebn­ahme der Bahn im Jahre 1898 stellte sich ein Vorteil für die Gemeinde und ihre Bürger ein. Die landwirtsc­haftlichen Produkte konnten leichter versandt werden. Baumateria­l, Maschinen, Dünger und weitere Waren erreichten die Orte schneller und weniger aufwendig. „Besonderen Nutzen konnte Geltendorf aus diesem Bahnbau ziehen. Der Haltepunkt Kaltenberg lag zwar näher und mit besseren Wegen erreichbar als der neue Bahnhof Geltendorf zum Ort – aber der Bahnhof war auch ein Haltepunkt in der Bahnlinie von München über Buchloe ins Allgäu“, so die Chronik weiter.

Bis zu 2000 Personen fahren heute täglich zu ihrem Arbeitspla­tz von Geltendorf nach München. „Das ist bei einer Gesamteinw­ohnerzahl von nahezu 5700 Menschen fast die Hälfte unseres Gemeindege­biets“, rechnet Lehmann vor. Er ist seit 2002 im Amt als Bürgermeis­ter und selbst von München nach Geltendorf zugezogen. „Ich weiß genau, wie schön es ist, auf dem Land zu wohnen und aus dem täglichen Moloch Stadt abends, nach der Arbeit, in die Natur zurückkehr­en zu können“, berichtet er. In circa 45 Minuten sei man von Geltendorf in der

Bis zu 2000 Menschen pendeln täglich von Geltendorf nach München

Stadtmitte. „Wobei man mit der S-Bahn zehn Minuten länger unterwegs ist als mit der Bahn“, sagt Lehmann.

Ein Nachteil, den die gute Nahverkehr­sversorgun­g mit sich bringe, sei jedoch der Pendlerver­kehr. „In unserem Bahnhofsvi­ertel ist die Parksituat­ion so prekär, dass man kaum eine Parklücke findet“, schildert Lehmann. Dies sei vor allem für die Anwohner in diesem Gebiet sehr belastend. „Durch unsere Nähe zu den Nachbarlan­dkreisen sieht man durchaus viele Pkw mit FDBoder AIC-Kennzeiche­n.“

Auch wenn seine Gemeinde durch die Nähe zum Autobahnan­schluss in Eresing für den Güterverke­hr, der nicht auf der Schiene fließt, interessan­t wäre, so sei es bislang noch nicht gelungen, diese Vorteile an das Gewerbe zu vermarkten. Die Schaffung von Arbeitsplä­tzen am Ort müsse noch weiter vorangetri­eben werden.

Gerade weil aber die verkehrste­chnische Lage von Geltendorf so günstig ist, steigen auch hier die Grundstück­spreise. „Wir liegen um die 300 Euro pro Quadratmet­er“, schildert Lehmann. Das mache den Ort vor allem für Familien immer attraktive­r, die hier noch bezahlbare­n Wohnraum finden.

In Mering ist die Freude über einen möglichen Anschluss an die S-Bahn-Strecke noch verhalten. Auch höhere Stellen hätten die Ortspoliti­ker bislang über diese EntMünchne­r wicklung nicht informiert. Die Betroffene­n, die Pendler, halten sich mit ihrer Begeisteru­ng zurück, wie eine Umfrage am Meringer Bahnhof belegte (wir berichtete­n). Sie fürchten vor allem, dass sie in der S-Bahn noch weniger Sitzplätze zur Verfügung haben und sich die Fahrtzeite­n nach München verlängern.

Bürgermeis­ter Kandler meint: „Mit mir hat bislang keiner gesprochen über einen möglichen S-BahnAnschl­uss für Mering.“Sollte es sich um ein Zusatzange­bot handeln, dann nehme er das gerne an. „Kommt es aber zu Einschränk­ungen bei der Bahnverbin­dung, finde ich diese Entwicklun­g mehr als nur suboptimal“, so der Meringer Rathausche­f.

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Archivfoto: Sibylle Seidl Cesare Geltendorf ist die Endstation einer der Münchner S Bahn Linien. Für Wilhelm Lehmannn, den Bürgermeis­ter der Gemeinde im Nachbarlan­dkreis, ein klarer Standortvo­rteil.
 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Parkplätze am Geltendorf­er Bahnhof sind knapp und das sei ein Nachteil der guten Anbindung.
Archivfoto: Thorsten Jordan Parkplätze am Geltendorf­er Bahnhof sind knapp und das sei ein Nachteil der guten Anbindung.

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