Aktionismus ist unnötig
EVON JOSEF KARG ine freie Fahrgasse für die Rettungskräfte rettet Leben. Man hat herausgefunden, dass sich die Überlebenschancen nach einem Unfall mit Schwerverletzten um bis zu 40 Prozent erhöhen, wenn die Retter um vier Minuten schneller eintreffen.
Wem das noch nicht genügt, dem sei gesagt: Sogar Egomanen der Straße müssten eigentlich kapieren, dass sie selbst davon profitieren, je rascher die Rettungswagen vor Ort sind. Dann kann die Unfallstelle nämlich auch schneller geräumt und die Straße wieder frei gegeben werden. Leider gibt es trotzdem genügend Betonköpfe, die mit ihrem Fahrzeug alle aufhalten, wie sich Anfang Juli bei dem Busunglück in Mittelfranken zeigte.
Die aktuellen Vorschläge von Dobrindt und Herrmann sind nun die klassischen Reflexe von Politikern auf solche dramatischen Unglücke, um zu signalisieren: Seht her, wir tun was!
Da fragt man sich aber auch: Warum haben sie es dann nicht schon längst getan? Warum werden die Blockierer denn nicht kontrolliert? Eine Antwortmöglichkeit wäre: Vielleicht, weil Polizisten in solchen Fällen auf Leben und Tod Wichtigeres zu tun haben, als Strafzettel auszufüllen. Überdies ist auch die Erhöhung der Strafen kein Allheilmittel. So wäre es wünschenswert, wenn es technisch bald möglich wäre, Autofahrer umgehend daran zu erinnern, eine Rettungsgasse zu bilden. Wahrscheinlich würde das ausreichen. Die meisten sind sich ihrer Dämlichkeit nämlich in dem Moment wohl nicht bewusst.