Was ist mit der Augsburger CSU los?
Die Führungsriege zeigt sich geschlossen, was nicht zuletzt an der starken Stellung des Oberbürgermeisters liegt. Doch in der zweiten Reihe gibt es jede Menge Turbulenzen
Augsburg Auf den ersten Blick läuft es rund bei der Augsburger CSU. Sorgte sie in den zurückliegenden Jahren immer wieder wegen interner Machtkämpfe für Schlagzeilen, herrscht derzeit gerade bei wichtigen Personalentscheidungen eine auch nach außen getragene Geschlossenheit. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart jedoch sehr wohl einige Turbulenzen in den Reihen der Christsozialen.
Zwei Stadträten, dem früheren Umweltreferenten Rainer Schaal und dem ehemaligen Parteivize Thorsten Große, werden Abwanderungsgedanken zur FDP nachgesagt. Beide schweigen. Gesprochen hat dafür Rolf von Hohenhau, Stadtrat und Präsident des bayerischen Steuerzahlerbundes. „Der Vorfall tut mir leid“, sagte der 72-Jährige, nachdem öffentlich geworden war, dass von Hohenhau wegen eines Verkehrsdeliktes unter Alkoholeinfluss eine Geldstrafe in Höhe von 10 500 Euro bezahlt hatte. Der Kommunalpolitiker war nach einer Weihnachtsfeier im Dezember des vergangenen Jahres angetrunken in sein Auto gestiegen und hatte dann beim Ausparken einen Unfall verursacht. Die vom Gericht festgestellte Alkohol-Konzentration lag laut von Hohenhau bei 0,84 Promille. Mit der bezahlten Strafe ist das Verfahren gegen ihn juristisch erledigt.
Anders sieht es für die Mitglieder der Augsburger CSU aus, die derzeit in die sogenannte Friedhofsaffäre verwickelt sind. Gegen sie ist Anklage erhoben worden, weil sie in ihrer beruflichen Tätigkeit auf einem städtischen Friedhof in die eigene Tasche gewirtschaftet haben sollen. Einer der Männer, der frühere Friedhofsverwalter Gerd Koller, ist vor kurzem zum Vorsitzenden des CSU-Ortsverbands „Innenstadt“gewählt worden. Dieses Amt lässt er vorerst aber ruhen. Wohl auch wegen eines Machtworts von Johannes Hintersberger, Vorsitzender des CSU-Bezirks Augsburg und Staatssekretär im bayerischen Arbeitsund Sozialministerium.
In der ersten Reihe der Partei aber scheint weitgehend Ruhe eingekehrt zu sein, wie die jüngsten personellen Entscheidungen zeigen. So wurde Johannes Hintersberger ohne Gegenkandidaten als Bezirkschef im Amt bestätigt und als Direktkandidat für die Landtagswahl im Herbst 2018 nominiert. Nahezu geräuschlos verlief auch der Übergang im zweiten Augsburger Stimmkreis für die Landtagswahl. Der Abgeordnete Bernd Kränzle, der seit 1990 dem Landtag angehört, verzichtete aus freien Stücken auf die erneute Kandidatur für das Direktmandat. Kreischef und Stadtrat Andreas Jäckel machte ohne Gegenkandidaten das parteiinterne Rennen.
Gepunktet hat außerhalb der Parteischiene zudem Augsburgs CSUOberbürgermeister Kurt Gribl: Er ist seit kurzem Vorsitzender des Bayerischen Städtetags. Dass Parteichef Horst Seehofer ihn auf dem Parteitag als „Superstar“bezeichnet hat, mag den Stellenwert Gribls für die CSU unterstreichen. Nicht nur in Augsburg, sondern darüber hinaus. »Kommentar