Ein bisschen Krise in München
FVON FLORIAN EISELE ür gewöhnlich schreitet der FC Bayern durch die Vorbereitungsphase ähnlich souverän wie durch den Liga-Alltag: Der eine Sieg fällt höher aus als der andere, nur selten werden die Münchner richtig in Bedrängnis gebracht. Ausdruck dieser traditionell guten Frühform ist die Bilanz des Audi Cups, der seit 2009 im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindet. In den bis dato vier Auflagen gewannen ihn die Münchner nur einmal nicht: 2011 holte der FC Barcelona den Cup. Dass die Bayern gestern nun zum zweiten Mal bei ihrem hauseigenen Wettbewerb einem anderen Team den Vorzug lassen mussten, dürften sie verschmerzen. Die Art und Weise, wie sich das Team in der Vorbereitung präsentierte, ist für die Verantwortlichen aber besorgniserregend.
Denn das peinliche 0:3 gegen Liverpool war kein Ausrutscher. Schon während der Asienreise, bei der drei von vier Spielen verloren gingen, setzte es eine empfindliche 0:4-Klatsche gegen den AC Milan. Wenige Tage vor dem ersten Pflichtspiel der Saison, dem Supercup gegen Borussia Dortmund am Samstag, befindet sich der FC Bayern in einer ausgesprochen schlechten Verfassung. Gegen Liverpool war das mit Rekordtransfer Tolisso und James erneuerte Mittelfeld niemals in der Lage, Akzente zu setzen, im Gegenteil: Bälle wurden leichtfertig verloren, im Spiel nach vorne gab es kaum nennenswerte Szenen. Zu Torchancen kam der FCB überhaupt nicht.
Auch wenn die Saison noch gar nicht angefangen hat – wie knifflig die Lage derzeit ist, weiß auch Bayern-Trainer Carlo Ancelotti. Er sprach davon, „sehr besorgt“über die derzeitige Verfassung seiner Mannschaft zu sein. Der Italiener weiß, dass von ihm im zweiten Jahr eine bessere sportliche Ausbeute erwartet wird – zumal ihm der Klub auf dem Transfermarkt kostspielige Wünsche erfüllte.
Den ersten Titel der neuen Saison können die Bayern nun gegen Dortmund gewinnen. Thomas Müller sagte dazu: „Wir haben am Samstag ein Spiel, wo es das erste Mal richtig ums Ergebnis geht.“Von diesem Ergebnis hängt es auch ab, ob aus dem bisschen Krise noch eine ernste wird.