Flachware
Ein lausiger Plot und lauter Firmenlogos in einem Film für Kinder: Das geht gar nicht
„Was soll ich nur zurückschreiben?“, fragt Alex, als die angebetete Mitschülerin ihm eine Nachricht schickt. „Nichts. Wörter sind uncool“, rät ein Freund gelangweilt. Ja, ja, so ist sie, die Jugend. Keinen Respekt mehr vor dem Text. Zumindest in den beschränkten Vorstellungswelten der Drehbuchautoren von „Emoji – der Film“, die sich mit solch dialogischer Flachware bei der juvenilen Zielgruppe einschmeicheln wollen. Der Film lädt auf eine Reise ins Innere jenes Objekts ein, das unseren Alltag wie kein anderes bestimmt: das Smartphone.
Im Zentrum der „Handlung“steht Gene, ein sogenannter MehEmoji, der mit halb heruntergezogenem Mundwinkel indifferente Ablehnungsgefühle zum Ausdruck bringen soll, aber nicht schafft, sein Gesicht stillzuhalten. Von der ewig lächelnden Chefin Smiler wird er als Fehlfunktion eingestuft und soll von finsteren Anti-Viren-Bots gelöscht werden. Fortan ist Gene auf der Flucht und versucht gemeinsam mit dem gut gelaunten Hi-5 und der Hackerin Jailbreak aus dem Handy heraus in die Cloud zu entkommen.
Aber während das Trio von App zu App auf Alex’ Handy hoppelt, beschleicht einen zunehmend das Gefühl, dass deren Betreiber selbst am Drehbuch mitschreiben durften. Auf den Musikströmen von „Spotify“surfen die Freunde durchs digitale Wunderland, natürlich ist die „Dropbox“ein sicherer Hafen vor feindlicher Malware, und wenn alle Stricke reißen, kommt ein „Twitter“-Vogel zur Rettung herbeigeflogen. Wenn ein Kinderfilm von seinem Publikum erwartet, dass es der Wiedererkennung von Firmenlogos zujubelt, ist der kulturelle Verfall schon weit fortgeschritten. Zum lausigen Plot, zahllosen Plagiatsszenen und langweiligen Charakteren gesellt sich noch eine banale Botschaft: „Auch Emojis haben mehr als ein Gefühl!“
Emoji – der Film (1 Std. 31 Min.), Komödie, USA 2017 Wertung * ****