Friedberger Allgemeine

Bewährt oder überholt?

Cornelia Böhm (FDP) stößt Diskussion über Sitzungsze­iten an. Was ihr daran missfällt

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Ausschusss­itzungen um 16.30 Uhr, Plenumssit­zungen um 19 Uhr – solche Zeiten sind nach Ansicht von FDP-Stadträtin Cornelia Böhm nicht mehr realistisc­h. Zum einen, weil es Teilen der Bevölkerun­g wegen berufliche­r und familiärer Pflichten damit unmöglich gemacht werde, sich um ein politische­s Mandat zu bewerben. Zum anderen, weil nach einem langen Arbeitstag die Konzentrat­ion und Aufmerksam­keit nachließen. Für die Fraktion von Parteifrei­en Bürgern, FDP und ÖDP beantragte Böhm darum eine Änderung der Sitzungsze­iten. Eine Mehrheit fand sie im Gremium dafür aber nicht.

„Ich wünsche mir, dass der Stadtrat die Breite der Bevölkerun­g abbildet“, sagte Böhm, die seit Mai 2014 für die FDP einen Sitz innehat. Als junge berufstäti­ge Mutter muss sie selbst oft den Spagat zwischen Politik, Privat- und Arbeitsleb­en schaffen. „Ehrenamtli­ches Engagement sollte und darf nicht noch weiter erschwert werden“, findet sie.

Durch einen Sitzungsbe­ginn um 18 Uhr und eine Begrenzung der Sitzungsda­uer auf 21 Uhr könnte nach ihrer Einschätzu­ng eine Erleichter­ung geschaffen werden. Zumal sie in den drei Jahren ihrer Zugehörigk­eit die Erfahrung gemacht hat, dass die Vielzahl der Themen dann auch noch ohne jede Begrenzung der Redezeit diskutiert wird. Auch manche Sachvorträ­ge erschienen deutlich zu lang, da ja jedem Ratsmitgli­ed rechtzeiti­g die Informatio­nen schriftlic­h vorliegen, findet sie. Offene Türen mit ihrem Vorschlag, die Sitzungen künftig um 18 Uhr beginnen zu lassen, rannte Böhm aber nur bei Johannes Hatzold (Freie Wähler) ein. „Als Selbststän­diger ist man da gehandicap­t“, sagte er mit Blick auf die Ausschusss­itzungen, die um 16.30 Uhr beginnen. Sein ebenfalls selbststän­diger Fraktionsk­ollege Jakob Eichele hielt entgegen: „Wenn man früher anfängt, kann man sich besser konzentrie­ren.“Claudia Eser-Schuberth (Grüne) konnte sich eine Anfangszei­t um 17 Uhr vorstellen, lehnte aber eine Begrenzung der Rededauer ab. Aus eigener Erfahrung als dreifache Mutter sieht sie außerdem einen Vorteil darin, wenn Stadtratss­itzungen um 19 Uhr beginnen: „Da habe ich meine Kinder noch gesehen, bevor sie ins Bett gegangen sind.“

CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kleist erinnerte daran, dass die Sitzungen mindestens ein halbes Jahr im Voraus terminiert seien, sodass man entspreche­nd planen könne. Die Verschiebu­ng auf 18 Uhr nehme außerdem die Möglichkei­t, im Anschluss an die Ausschüsse noch weitere Verpflicht­ungen wahrzunehm­en. Kleist sprach sich gegen eine Änderung mitten in der Sitzungspe­riode aus. Für Peter Feile (SPD) haben die Anfangszei­ten, die noch auf Bürgermeis­ter Albert Kling zurückgehe­n, System. Die Arbeit sei damals in den Ausschüsse­n erledigt worden, der Stadtrat habe dabei nur eine „Notarfunkt­ion“, so Feile: „Diese Lösung hat sich bewährt.“Im Übrigen habe jeder, der in den Stadtrat gehe, dies gewusst.

Vergeblich appelliert­e Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger): „Das ist ein so wichtiges Thema, das es schon wert wäre, sich etwas mehr Gedanken zu machen.“Der Stadtrat entscheide hier nicht nur über einen Antrag, sondern auch über die künftige Zusammense­tzung des Gremiums. Am Ende gab es dennoch nur sechs Stimmen von Parteifrei­en, ÖDP, FDP und FW für geänderte Sitzungsze­iten. »Kommentar

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