Landwirte müssen ihre Nische finden
Die Bio-Branche boomt, doch auf Öko-Anbau zu setzen, ist kein Selbstläufer. Wie Ludwig Asam aus Kissing auf dem Markt besteht und wofür er einsteht
Kissing Seit Jahren setzen immer mehr Landwirte in Deutschland auf Bio-Waren. Im vergangenen Jahr ist der ökologische Landbau sogar überdurchschnittlich stark gewachsen. Das zeigen Zahlen des Agrarministeriums in Berlin. Auf rund 1,3 Millionen Hektar wurden Bio-Lebensmittel erzeugt, ein deutlicher Zuwachs von 14,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ludwig Asam aus Kissing hat selbst einen Bio-Betrieb, wobei der Hof der Familie zum Teil noch konventionell bewirtschaftet wird. Der 34-Jährige unterstützt seinen Vater im größten Bereich. Dort werden vor allem Legehennen für die Eierproduktion und Kaninchen für den pharmazeutischen Bereich gehalten. Asams Bruder und sein Schwager stellen Mischfutter her und bereiten dafür auch Sojabohnen auf. Der 34-Jährige betont, dass in den Familienunternehmen jeder dem anderen aushilft. Aber als Geschäftsführer ist er für einen dritten Bereich zuständig, in dem reine Biolandwirtschaft betrieben wird.
Auf etwa zwölf Hektar betreibt er Ackerbau, dazu kommt noch Grünland. Er hält eine Mutterkuhherde, einen Stier und die Nachzucht. Die Angus-Rinder sind fast das ganze Jahr über auf der Weide und werden nur mit Gras gefüttert. Das Fleisch verkauft der Landwirt an Privatpersonen und ein paar Gaststätten aus der Region. Geschlachtet wird auf dem Hof. Zudem hält Asam eine Mutter-Herde der Art Braune Bergschafe. „Das ist eine vom Aussterben bedrohte Rasse“, erklärt er. Auch deren Fleisch verkauft der Landwirt an Kunden in Kissing und im näheren Umkreis.
Seit Anfang des Jahres setzt Asam noch auf einen weiteren Zweig: BioErdbeeren. In Kissing betreibt er während der Saison ein Feld, wo die Früchte gepflückt werden können. Asam schätzt, dass er im Umkreis von etwa 25 Kilometern der einzige Landwirt ist, bei dem die Erdbeeren zum Selberernten nicht gespritzt werden.
Der studierte Landwirt stieg 2010 in den Familienbetrieb ein. Ein benachbarter Hofbesitzer verpachtete seine Felder unter der Voraussetzung, dass dort Biolandwirtschaft betrieben wird. Bauer zu werden, war nicht immer Asams Plan. Nach der Schule leistete er einen Freiwilligendienst in Indien. Die Einrichtung setzte sich gegen Kinderarbeit Zu ihr gehörte ein Bauernhof. „Ich dachte, wenn ich mehr landwirtschaftliches Grundwissen hätte, könnte ich die Leute mehr unterstützen.“Also studierte er, zunächst mit dem Hintergedanken eventuell in die Entwicklungshilfe zu gehen, was sich aber später zerschlug.
Als er in Kissing den Betrieb aufnahm, baute er zunächst Bio-Soja auf seinem Feld an. Zeitweise zog es ihn zudem nach Frankfurt. Zwei Jahre arbeitete er dort am Forschungsinstitut für biologischen Landbau, seit drei Jahren widmet er sich aber ganz dem Betrieb in Kisein. sing. „Ein reiner Bürojob, das ist einfach nichts für mich“, sagt Asam und lacht.
Seit 2014 sitzt er zudem für die Grünen im Gemeinderat. „Eigentlich habe ich mich eher zum Spaß aufstellen lassen, aber dann bin ich plötzlich gewählt worden.“Zunächst musste er schon schlucken mit der ganzen Arbeit auf dem Hof, wie er sagt. Inzwischen gefällt es ihm, die Entwicklung der Gemeinde mitzugestalten, wenn auch die Grünen mit nur drei Sitzen im Gremium vertreten sind und oft keine Mehrheiten für ihre Vorschläge bilden können.
Offiziell der Partei beigetreten ist Asam bisher nicht. „Aber die Grünen vertreten einen Großteil meiner Überzeugungen.“Die Partei setzt sich beispielsweise gegen die Osttangente ein. Asam lehnt strikt ab, dass immer mehr Flächen bebaut werden. Es geht ihm darum, die Natur zu schützen. Er denkt aber auch an die Landwirtschaft, für die immer weniger Raum zur Verfügung stehe. „Ein Feld kann man auch wieder ökologisch aufwerten, eine versiegelte Fläche ist weg“, sagt er.
Auch wenn die Öko-Betriebe zunehmen, glaubt Asam, dass die konventionelle Landwirtschaft weiter Bestand haben wird. Trotz vieler Lebensmittelskandale habe allgemein noch kein Umdenken eingesetzt. „Der Verbraucher vergisst leider auch wieder sehr schnell und dann zieht doch wieder mehr der Preis als die Regionalität.“Asam sagt, dass es auch im Bio-Sektor in einzelnen Bereichen zur Überproduktion kommt. Das heißt, dass die Bauern weniger einnehmen, weil sie ihre Produkte für weniger Geld verkaufen müssen.
Schwarzmalen möchte er aber nicht. „Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“Auch wenn die Biolandwirtschaft kein Selbstläufer sei, gebe es für Landwirte viele Chancen. „Man muss seine Nische finden“, sagt Asam. Mit seinem ersten Jahr als Bio-Erdbeer-Produzent ist er jedenfalls zufrieden.