Grummeln an der Basis
Ortsverbände sehen das schlechte Abschneiden als „Watschn“und hoffen darauf, dass ihre Partei bei den Landtagswahlen wieder besser abschneidet. Doch gelingt das mit Seehofer als Ministerpräsident?
Offene Rücktrittsforderungen an Horst Seehofer gibt es an der Parteibasis kaum. Gleichwohl ist die Stimmung in den Ortsverbänden angespannt.
Aichach Friedberg Noch nie schnitt die CSU so schlecht ab wie bei dieser Bundestagswahl. Nun wird über die Gründe und Konsequenzen diskutiert. Einige fordern bereits den Rücktritt von Parteichef Horst Seehofer. Auch im Landkreis ist die Stimmung innerhalb der CSU getrübt. Doch mit Rücktrittsforderungen sind die Mitglieder im Landkreis zurückhaltend.
„Das schlechte Ergebnis lässt sich nicht an einer Person festmachen“, so Manfred Losinger, der Vorsitzende des CSU-Stadtverbands Friedberg. Er sei von der Dramatik dieses Ergebnisses auch überrascht worden. Man müsse die Gründe dafür nun genau analysieren. „Man hat die Probleme und Ängste der Menschen nicht ganz ernst genommen“, so Losinger. Nun gelte es, sich auf den Hosenboden zu setzen und Lösungsansätze aufzuzeigen. Alle Parteien aus dem demokratischen Spektrum müssten dabei zusammenarbeiten. „Wenn man einen Kopf austauscht, hat man die Probleme noch nicht gelöst“, betont Losinger. Ob Seehofer weiterhin der richtige Mann sei, werde sich bei den Koalitionsverhandlungen zeigen.
Auch Markus Waschka, Ortsvorsitzender der CSU Dasing, ist geschockt vom Wahlergebnis: „Wir müssen jetzt klare Konsequenzen ziehen, wie wir damit umgehen.“Das werde ein paar Wochen dauern. Aber jetzt zu sagen, Seehofer sei nicht der Richtige, hält er für unangebracht. „Es muss intern diskutiert werden und gut überlegt werden, wie wir in die Landtagswahl gehen.“Waschka betont, man müsse wieder mehr auf die Bürger hören, um das Vertrauen zurückzugewinnen. Die CSU habe sich in vielen Bereichen richtig positioniert, konnte aber gemeinsam mit CDU und SPD ihre Ziele nicht durchbringen. Viele Menschen hätten aus Unzufriedenheit eine andere Partei gewählt. Aber Waschka zeigt sich dennoch optimistisch. „Ich gehe schon davon aus, dass wir bei der nächsten Wahl wieder besser abschneiden.“
Deutliche Worte findet der Meringer CSU-Ortsvorsitzender Florian Mayer: „Ich war schon vor der Bundestagswahl dafür, dass man Spitzenämter auf zwei Wahlperioden beschränken sollte.“Dies gelte sowohl für die Bundeskanzlerin als auch für den bayerischen Ministerpräsidenten. „Horst Seehofer sollte bei seiner ursprünglichen Entscheidung bleiben und bei den nächsten Landtagswahlen nicht mehr antreten“, sagt Mayer. Er setzt darauf, dass Seehofer den Weg frei macht für Markus Söder.
Auch in Kissing ist die Stimmung beim CSU-Ortsverband gedrückt. „Wir haben unser Ohr schon am Wähler und wussten, dass es Einbußen geben wird“, sagt Ortsvorsitzender Reinhard Gürtner. Dieses Ergebnis sei aber katastrophal. „Dabei geht es uns doch allen sehr gut in Deutschland.“Gürtner fragt sich, was denn die Kanzlerin anderes tun hätte sollen, als die Flüchtlinge vor der Bundesgrenze standen. Ob Horst Seehofer noch der richtige Mann sei, werde sich in den Koalitionsverhandlungen zeigen. „Wobei unser schlechtes Ergebnis auch dazu beiträgt, dass die CSU die kleinste Fraktion im Bund ist und dadurch nicht so stark auftreten kann“, gibt Gürtner zu bedenken.
Josef Dußmann, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Aichach, erteilt Rücktrittsforderungen an Seehofer eine klare Absage: „Ich glaube nicht, dass wegen Seehofer die AfD so stark ist.“Das Wahlergebnis sei „eine Watschn“gewesen. Aber man könne es nicht an einer Person festmachen. Dußmann ist der Ansicht, dass viele Wähler aus Protest für die AfD stimmten. Jede Partei müsse sich nun ihre Gedanken machen. Was Horst Seehofers Ankündigung angeht, nun „die rechte Flanke“zu schließen, ist Dußmann skeptisch: „Man darf nicht zu weit nach rechts rutschen.“Wichtiger sei es, den Wählern die eigenen Inhalte näherzubringen. Konkret heiße das, als Ortsverband mit den Abgeordneten wieder öfter in die Stadtteile zu gehen. Dußmann würde sich wünschen, dass bei politischen Veranstaltungen wieder mehr Dialog zwischen Politikern und Zuhörern entsteht. Und er hofft, dass das Wahlergebnis den ein oder anderen wachrüttelt: „Vielleicht engagieren sich ja jetzt wieder mehr Leute selber für die Politik.“