Kissinger Gitarrist behält im Sturm die Nerven
Irma hielt Niklas Junker auf Kuba gefangen. Jetzt ist der junge Musiker wieder zu Hause. Wie er die Situation erlebt hat
Kissing Hurrikan „Irma“hatte dafür gesorgt, dass eine Gruppe junger Musiker auf Konzertreise auf Kuba festsaß. Unter ihnen war auch der Gitarrist Niklas Junker aus Kissing. Seit dem 16. September sind er und die 27 anderen Mitglieder des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg wieder zu Hause. Konzerte hatten die Musiker unter anderem in Kubas Hauptstadt Havanna gegeben.
Von dem drohenden Sturm hätten sie über Facebook erfahren, wenn sie mal eine Internetverbindung gehabt hatten, erzählt Niklas. Zum Teil hätten auch Eltern Textnachrichten geschrieben und gefragt, ob die Gruppe von dem sich nähernden Wirbelsturm wüsste. Das war am Dienstag - fünf Tage vor dem verheerenden Sturm.
Die Stimmung in der Gruppe sei teilweise angespannt gewesen. Der Gitarrist berichtet: „Das Hauptproblem war, dass einige wirklich nach Hause mussten.“Seine Freunde hätten sich Sorgen gemacht. Besonders als klar war, dass die Musiker später nach Hause fliegen würden, so der Kissinger. Beruhigt habe sie der enge Kontakt zu den Kubanern: „Die waren sehr routiniert. Sie haben gewusst, was sie tun müssen und die entsprechenden Vorbereitungen getroffen.“Am Tag vor der Katastrophe habe es einen großen Ansturm auf die Lebensmittelgeschäfte gegeben. Die Supermärkte seien zum Teil leer gekauft gewesen. Weiter wurden Fenster und Türen mit Brettern vernagelt und Autos abgedeckt.
Niklas selbst, sagt er, sei relativ entspannt geblieben durch den Kontakt zu den Einheimischen. Er war zu der Zeit des Sturms bei Privatpersonen, die Zimmer an Touristen vermieten, zu Gast. Das Haus sei weit genug vom Meer entfernt gewesen. Außerdem habe er von dem Sturm nicht viel mitbekommen. Es sei unspektakulär gewesen. „Das Stärkste war nachts. Am nächsten Morgen war es nur noch sehr windig.“
Zu seiner Familie und seinen Freunden hatte er, als Irma wütete, nur wenig Kontakt. Er habe davor bereits im Chat geschrieben, dass alles gut sei. Während des Sturms sei es aber schwierig gewesen, Netz zu kriegen, so der 16-Jährige. Schlimm fand er es nicht, es habe andere gegeben, die sich mehr Sorgen gemacht hätten.
Nicht tragisch fand er es außerdem, die ersten Schultage verpasst zu haben: „In den ersten Tagen passiert meistens eh nicht so viel.“Niklas besucht die zwölfte Klasse des Rudolf-Diesel-Gymnasiums. Lehrer und Klassenkameraden erfuhren über Freunde von seinem Abenteuer. „Die haben viel weitererzählt“, sagt der Gitarrist. Er habe aber in den ersten Tagen noch sehr viel selbst erzählen müssen.