Der Traum von einem Airbus der Schiene
Siemens-Chef Joe Kaeser ist ein Coup gelungen. Dass er die Franzosen überredet hat, Deutschland knapp die Mehrheit an einem gemeinsamen Bahn-Konzern zu überlassen, wirkt erstaunlich.
Ein solcher Schritt ist aber überfällig. Beide Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme. Beim ICE kam es zu Lieferverzögerungen, die Verantwortliche der Deutschen Bahn wütend machten. Und auch das Geschäft mit dem französischen Schnellzug TGV lief nicht immer rund. Gleichzeitig hat sich in China ein wettbewerbsfähiger und vor allem mit Dumpingpreisen lockender Zug-Gigant herausgebildet. Eine gefährliche Situation, sowohl für Siemens als auch Alstom.
So stieg der Fusionsdruck. Die Zeit für nationale Eifersüchteleien ist vorbei. Deutsche und Franzosen sind immer dann stark, wenn sie zusammenarbeiten. Das gilt für die Politik wie die Wirtschaft. Dass chinesische Investoren schnell handeln und Chancen eiskalt ausnutzen, zeigt das Beispiel des Augsburger Roboter-Spezialisten Kuka. Hier haben sich europäische Geldgeber mutlos gezeigt und blamiert. So geriet die Industrieperle in die Hände von mit Geld im Übermaß ausgestatteten Asiaten.
Siemens und Alstom wollen nun den Chinesen selbstbewusst Paroli bieten und einen Airbus der Schiene formen – eine faszinierende Idee. Denn das von Franzosen und Deutschen dominierte Luftfahrt-Unternehmen zeigt, zu welchen Leistungen Ingenieure und Facharbeiter aus beiden Ländern in der Lage sind, wenn sie gemeinsam neue Technologien entwickeln. Der anfangs belächelten Firma ist es gelungen, mit Flugzeugen und Hubschraubern die mächtige US-Konkurrenz zu überflügeln. Dieser Erfolg sichert auch tausende Stellen in unserer Region ab – ob in Augsburg, Donauwörth oder Manching. Zur Wahrheit gehört ebenso: In der Airbus-Geschichte gab es immer wieder Krisen, die Arbeitsplätze gekostet haben. Das wird einem Airbus der Schiene auf lange Sicht auch nicht erspart bleiben.