Halbzeit beim Bahnhofstunnel
Seit etwa sechs Jahren wird an dem 143,5-Millionen-Euro-Projekt gebaut. In weiteren sechs Jahren soll es fertig sein. Zwar ist ein Großteil der Tunnelstrecke schon geschafft, doch die schwierigsten Abschnitte stehen jetzt erst an
Zwei Bereiche des Bahnhofstunnels sind weitgehend fertig: Zur ProjektHalbzeit haben die Arbeiter den Rohbau westlich und östlich des eigentlichen Bahnbereichs so gut wie abgeschlossen. Auf der InnenstadtSeite reicht der Tunnel rund sechs Jahre nach Baustart bis an die Grundmauern des Bahnhofsgebäudes heran. Auf der westlichen Seite haben sich die Arbeiter fast bis zu den ersten Personengleisen vorgearbeitet. Die Stadtwerke sprechen angesichts der bisher fertiggestellten 430 Tunnelmeter (inklusive Wendeschleife unter den Gütergleisen) von einem „Meilenstein“. Allerdings steht das anspruchsvollste Teilstück noch bevor: Die 100 Meter unter dem Bahnhofsgebäude und den Bahnsteigen sind zwar nicht allzu lang, aber technisch kompliziert.
Inzwischen haben die Stadtwerke damit begonnen, flüssigen Zement mit Hochdruck ins Erdreich unter dem Bahnhofsgebäude zu spritzen. 15 bis 20 Meter reichen die so entstehenden Zementsäulen in die Tiefe – sie bilden dann später das Gerüst für die Seitenwände des Tunnels. „Das ist ein extrem aufwendiges Verfahren. Auf einer normalen Baustelle würde man eine andere Methode wählen“, sagt Oberbauleiter Thomas Weinl. Denn ein Teil des eingespritzten Zements quillt zusammen mit Erdreich wieder nach oben, muss abgepumpt und entsorgt werden.
Doch in der Bahnhofshalle, in der nichts mehr an den Zustand vor der Sperrung im April erinnert, ist zu wenig Platz für Baumaschinen, um eine 20 Meter tiefe Grube auszuheben. Darum werden die Stadtwerke, wenn der Boden verfestigt ist und alle Leitungen im Boden des Gebäudes umgelegt wurden, einen ein Meter dicken Betondeckel auf die Zementsäulen im Erdreich setzen. Er ist die künftige Decke des Tunnels. Im Anschluss wird das Erdreich mit Minibaggern vom Tunnel unter dem Bahnhofsvorplatz ausgebaggert und mit Lkw über die Abfahrtsrampe in der Halderstraße weggefahren. Bis es so weit ist, wird es aber noch mehr als ein Jahr dauern.
Dann wird es auch Eingriffe am Bahnhofsgebäude geben. Die unteren Mauern müssen bis auf eine Höhe von 2,5 Metern abgetragen werden. Das Zentralgebäude wird in dieser Zeit auf einer provisorischen Konstruktion aus Stahlträgern ruhen, die mit Pressen gesteu- werden können, um Hebungen und Setzungen zu vermeiden. Für das denkmalgeschützte Gebäude wird der Eingriff eine Belastung: Schon jetzt hat man die Fenster in den Obergeschossen zugemauert, um die Wände zu versteifen. Frühestens ab 2021 wird die Bahnhofshalle, deren Geschäfte momentan in ein Containerdorf ausgelagert sind, wieder benutzbar sein.
Unterdessen laufen auf der Westseite die Arbeiten der Bahn für den Bahnsteig F auf vollen Touren. Dieser neue Nahverkehrsbahnsteig ist während der Bauzeit als Ersatz- bahnsteig nötig, weil bis zur Fertigstellung 2023 jeweils einer der bestehenden Bahnsteige für die Bauarbeiten außer Betrieb genommen wird. Der Bahnsteig F soll Ende 2018 fertig sein. Die bisherigen Verzögerungen am Bahnsteig F (ursprünglicher Fertigstellungstermin war 2015) verzögerten auch den Bahnhofstunnel insgesamt.
Unklar ist momentan noch, wann der Bahnhofsvorplatz wieder für die Öffentlichkeit nutzbar sein wird. In den kommenden Jahren ist nicht damit zu rechnen. Die Stadtwerke haben mit Fertigstellung des Tunnelert rohbaus die Baugrube auf dem Vorplatz wieder zugeschüttet und den Boden asphaltiert. Allerdings werden die beauftragten Baufirmen das Areal zunächst noch als Baulagerplatz nutzen.
Der Bahnhofstunnel soll ab dem Jahr 2023 die Linien 3 und 5 in den Westen der Stadt führen, die 4er wendet im Bereich des Tunnels. Unter den Gleisen gibt es eine unterirdische Tramhaltestelle. Rolltreppen und Aufzüge werden den Bahnhof barrierefrei machen. Für Fußgänger wird eine Unterführung ins Thelottviertel durchgestochen. Die Kostenberechnung 143,5 Millionen Euro.
Oliegt bei
Führungen An den Montagen 16. und 23. Oktober gibt es um 18 Uhr Führun gen auf der Westseite des Hauptbahnhofs. Treffpunkt ist am Baustellentor am Se bastian Buchegger Platz. Im November kann der Tunnel im Osten unter dem Bahnhofsvorplatz besichtigt werden. Treffpunkt am 8., 15., 22. und 29. No vember ist die Infobox auf dem Bahnhofs vorplatz. Los geht es ebenfalls um 18 Uhr. Alle Führungen sind kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, gutes Schuhwerk hingegen schon.