Insgeheim ein warmes Gefühl
Olympia ist noch fern. Und doch schon nah. Im Februar trifft sich die Jugend der Welt zu den Winterspielen in Südkorea. Mit dabei ist dann auch die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft. 2014 hatte sie die Qualifikation für Sotschi verpasst. Die Enttäuschung war riesig. Umso größer ist jetzt die Vorfreude. Das spiegelt sich auch in einem knallharten Konkurrenzkampf um die Plätze im Olympiakader wider.
Bundestrainer Marco Sturm vergibt die Tickets nach Pyeongchang und hat dabei die Qual der Wahl. Sein Problem ist, dass er nur wenige Gelegenheiten hat, seine Kandidaten im Einsatz zu beobachten. Wichtigste, weil fast einzige Station auf dem Weg zur Entscheidungsfindung ist der Deutschland Cup an diesem Wochenende in Augsburg. Wer dort spielt, hat gute Chancen, es auch zum olympischen Turnier zu schaffen. Dieses Ziel ist selbst für hartgesottene Eishockey-Profis ein äußerst verlockendes.
Umso bitterer, dass ausgerechnet die besten Spieler dieses Mal nicht dabei sein werden. Die nordamerikanische NHL, in der sich traditionell die Stars der Szene tummeln, hat entschieden, die Saison nicht für die Winterspiele zu unterbrechen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wollen die Klubbesitzer dieses Mal nicht riskieren, dass ihre hoch bezahlten Akteure verletzt zurückkehren. Der Aufschrei der NHL-Spieler war groß. In der Deutschen Eishockey Liga dagegen dürfte den ein oder anderen Nationalspieler insgeheim ein warmes Gefühl überkommen haben. Hebt doch die Abwesenheit der ansonsten gesetzten NHL-Profis die Chancen der hierzulande engagierten Spieler.
Das Niveau des olympischen Turniers wird unter der Entscheidung der NHL-Bosse fast zwangsweise leiden, für die deutsche Nationalmannschaft könnte aber gerade das eine Chance auf ein gutes Abschneiden sein. Starke Eishockey-Nationen wie die USA, Kanada, Schweden oder Russland schöpfen normalerweise große Teile ihrer Teams aus der NHL. In Deutschland ist dieser Anteil deutlich kleiner. Allerdings war dessen Einfluss auf das Spiel der Nationalmannschaft auch besonders groß. Das galt vor allem für die Torhüterposition. Der Deutschland Cup wird zeigen, ob Sturm diese Lücken schließen kann. Die gestrige 2:8-Niederlage gegen Russland zeigte allerdings schon, dass er noch viel Arbeit vor sich hat.