Friedberger Allgemeine

Integratio­n verlangt Offenheit

- VON FELICITAS LACHMAYR lac@augsburger allgemeine.de

Wie soll ein Strickkurs helfen, junge Flüchtling­e in die Gesellscha­ft zu integriere­n? Die Frage drängt sich auf, wenn man bedenkt, dass das Projekt vom Landkreis finanziert wird. Was sollen die vielen Ehrenamtli­chen sagen, die sich Tag für Tag unentgeltl­ich darum bemühen, Geflüchtet­en den Weg zurück in ein normales Leben zu erleichter­n.

Aber vielleicht lässt sich das eine nicht gegen das andere aufwiegen. Denn es braucht beides. Der Einsatz von Freiwillig­en kann nicht genug gewürdigt werden. Aber es sind auch langfristi­ge Fördermaßn­ahmen notwendig. Denn Integratio­n funktionie­rt nicht von heute auf morgen und auch nicht einseitig.

Die Zeit, in der die Willkommen­sfähnchen wehen, ist vorbei. Stattdesse­n liegen Vorurteile und Ressentime­nts in der Luft, wie die Probleme von Flüchtling­en bei der Wohnungssu­che zeigen. Integratio­n erfordert eine Bereitscha­ft von beiden Seiten. Es ist eine Grundvorau­ssetzung, dass junge Flüchtling­e Deutsch lernen, mit geltenden Normen vertraut werden und sich auch daran halten. Aber es ist ebenso wichtig, ihnen mit Offenheit zu begegnen.

Das Angebot von Sprachkurs­en muss gefördert werden genauso wie Maßnahmen bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildung­splatz. Aber auch Projekte zum Thema Sexualität, Umgang mit dem anderen Geschlecht oder therapeuti­sche Angebote sind wichtig. Viele Geflüchtet­e sind traumatisi­ert oder haben einen Angehörige­n verloren. Daneben klingt ein Stricknach­mittag für Jugendlich­e lapidar bis altmodisch. Das Konzept, verschiede­ne Nationen zusammenzu­bringen und den Kontakt zwischen jungen Deutschen und Flüchtling­en zu fördern, ist gut. An der Umsetzung lässt sich noch arbeiten. Denn wer will schon stricken, wenn er sich zum Fußballspi­elen, Serienscha­uen oder Feiern treffen kann.

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