Integration verlangt Offenheit
Wie soll ein Strickkurs helfen, junge Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren? Die Frage drängt sich auf, wenn man bedenkt, dass das Projekt vom Landkreis finanziert wird. Was sollen die vielen Ehrenamtlichen sagen, die sich Tag für Tag unentgeltlich darum bemühen, Geflüchteten den Weg zurück in ein normales Leben zu erleichtern.
Aber vielleicht lässt sich das eine nicht gegen das andere aufwiegen. Denn es braucht beides. Der Einsatz von Freiwilligen kann nicht genug gewürdigt werden. Aber es sind auch langfristige Fördermaßnahmen notwendig. Denn Integration funktioniert nicht von heute auf morgen und auch nicht einseitig.
Die Zeit, in der die Willkommensfähnchen wehen, ist vorbei. Stattdessen liegen Vorurteile und Ressentiments in der Luft, wie die Probleme von Flüchtlingen bei der Wohnungssuche zeigen. Integration erfordert eine Bereitschaft von beiden Seiten. Es ist eine Grundvoraussetzung, dass junge Flüchtlinge Deutsch lernen, mit geltenden Normen vertraut werden und sich auch daran halten. Aber es ist ebenso wichtig, ihnen mit Offenheit zu begegnen.
Das Angebot von Sprachkursen muss gefördert werden genauso wie Maßnahmen bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Aber auch Projekte zum Thema Sexualität, Umgang mit dem anderen Geschlecht oder therapeutische Angebote sind wichtig. Viele Geflüchtete sind traumatisiert oder haben einen Angehörigen verloren. Daneben klingt ein Stricknachmittag für Jugendliche lapidar bis altmodisch. Das Konzept, verschiedene Nationen zusammenzubringen und den Kontakt zwischen jungen Deutschen und Flüchtlingen zu fördern, ist gut. An der Umsetzung lässt sich noch arbeiten. Denn wer will schon stricken, wenn er sich zum Fußballspielen, Serienschauen oder Feiern treffen kann.