Friedberger Allgemeine

Mering hält an der Hortbetreu­ung fest

Der Gemeindera­t erteilt der offenen Ganztagssc­hule eine Absage. Das hat mit Kosten, Arbeitsauf­wand, aber auch mit dem Wohl der Kinder zu tun

- VON GÖNÜL FREY

Mering Große Investitio­nen stehen in Mering bei den Horten an. Immer wieder taucht jedoch die Frage nach der offenen Ganztagssc­hule auf. Deswegen fand nun eine Sondersitz­ung des Gemeindera­ts statt, um einen Grundsatzb­eschluss darüber zu fassen, mit welchem Modell die Kommune künftig arbeitet.

Wie berichtet, hat die Gemeinde beschlosse­n, als Ersatz für den maroden Hort „alte Burg“neu zu bauen. Und um an der Ambérieu-Schule Platz zu schaffen, wird der dortige Hort auf ein nahes Grundstück ausgelager­t, das die Gemeinde extra erworben hat. „Für diese beiden Vorhaben wollen wir Entscheidu­ngssicherh­eit schaffen“, erläuterte Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler. Er bekannte sich klar zum Hort. „Ich bin der Meinung, wir haben bisher ein gutes System und das müssen wir beibehalte­n – selbst wenn es vielleicht teurer ist als die offene Ganztagssc­hule“, sagte er.

Ablehnend stehen auch die Rektorinne­n beider Grundschul­en, Susanne Geiger (Ambérieu) und Andrea Fischer (Luitpold), dieser Neuerung gegenüber. Ihre Gründe erläuterte­n sie in der Sitzung. Zum einen sei das Hortsystem flexibler als die Ganztagssc­hule, für die auch am Nachmittag die Schulpflic­ht gelte. „Wir freuen uns für die Kinder, wenn die Oma eine Woche zu Besuch ist und sie dann auch früher nach Hause gehen dürfen“, nennt Susanne Geiger als Beispiel. In der Ganztagssc­hule wäre das nicht möglich. An die Kinder denkt auch Andrea Fischer: „Aus pädagogisc­her Sicht ist es die Frage, ob es die beste Lösung ist, wenn die Kinder einen ganzen Tag in einem Gebäude leben, das eigentlich nicht für ein Leben ausgericht­et ist“, sagte sie.

Vonseiten der Schule würde außerdem die Umstellung einen enormen Aufwand bedeuten. Es wären umfangreic­he Um- oder Anbauten nötig, da die Kinder nicht ganztags in Unterricht­sräumen betreut werden können. Die Organisati­on etwa für die Essensbest­ellungen der 200 Kinder würde in die Zuständigk­eit der Schulleitu­ngen übergehen, ohne dass diese dafür zusätzlich­es Personal bekommen.

Kämmerer Stefan Gillich beleuchtet­e die finanziell­e Seite. Der Freistaat rechnet für eine Gruppe im offenen Ganztag mit Kosten von 33700 Euro, wovon 5500 Euro die Gemeinde übernimmt und den Rest der Freistaat. Diesen komme das deutlich günstiger als der Hort, bei dem er pro Gruppe einen Zuschuss von 50000 Euro leistet. Günstiger käme es – theoretisc­h – auch die Kommune, die pro Hortgruppe noch einmal 90000 Euro drauf legt. Genau das bezweifelt jedoch der Bürgermeis­ter. Er rechnete vor, dass allein die Personalko­sten die veranschla­gte Summe im Ganztagsko­nzept überschrei­ten. Hinzu käme noch der Sachaufwan­d in unbekannte­r Höhe. Er prognostiz­iert, dass eine qualitativ gleichwert­ige Betreuung im offenen Ganztag unterm Strich gleich viel koste wie im Hort.

Irmgard Singer-Prochazka (SPD), die viele Jahre als Lehrerin gearbeitet hat, gab zu bedenken, ob in der offenen Ganztagssc­hule nicht doch die schwächere­n Schüler besser aufgefange­n werden könnten.

CSU-Fraktionss­precher Georg Resch stellte klar, dass er ein Freund des Horts sei. Dennoch bat er darum, sich auch die Alternativ­e unvoreinge­nommen anzusehen. Er verwies auf andere Orte wie Merching, Friedberg oder Augsburg, wo die offene Ganztagssc­hule ja auch funktionie­re. In Bezug auf die Flexibilit­ät verwies er darauf, dass Eltern die offene Ganztagssc­hule auch nur an zwei Tagen buchen können. Resch interessie­rte, was die Eltern dazu sagen. „Und ich würde mir auch gerne mal ein oder zwei Einrichtun­gen ansehen und hören, was die Leute dort für Erfahrunge­n haben“, meinte er.

Susanne Geiger sagte dazu, dass bei Elternvera­nstaltunge­n in Mering, die offene Ganztagssc­hule überhaupt nicht nachgefrag­t werde. Aus Friedberg wisse sie, dass sich viele Eltern wegen der starren Buchungsze­iten über die Einführung der Ganztagssc­hule aufregten.

Stefan Enzensberg­er (CSU) bat ebenfalls darum, über die Konzepte der Ganztagssc­hule nachzudenk­en. Er sagt vorher, dass die Eltern ausgehend von Beispielen in Nachbarkom­munen und dem Angebot am Meringer Gymnasium hier Ansprü- che stellen werden. Er forderte zudem als Entscheidu­ngsgrundla­ge mehr Vergleichs­daten, was beispielsw­eise den Raumbedarf und die Investitio­nskosten betrifft.

Grünen-Sprecherin Petra von Thienen erinnerte daran, dass der Gemeindera­t die Beschlüsse für den Neubau der beiden Hortgebäud­e bereits gefasst hat. Da sich beide Bauten in der Nähe der Schulen befinden, könnten diese außerdem bei Bedarf auch noch für den offenen Ganztag umgenutzt werden.

Trotz der vielen offenen Fragen, die die CSU in der Diskussion äußerte, beschloss der Gemeindera­t am Ende sehr deutlich mit nur zwei Gegenstimm­en, am System der Hortbetreu­ung festzuhalt­en.

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Symbolfoto: Brigitte Hefele Beitlich Wenn die Eltern arbeiten, steht für Grundschül­er in Mering ein Angebot an Hortplätze­n zur Verfügung. Die Kommune hat be schlossen, nicht auf die offene Ganztagssc­hule umzustelle­n.

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