Heute ist der Schicksalstag bei Ledvance
Am Mittag wird voraussichtlich das Aus für den Standort Augsburg mit seinen 650 Mitarbeitern bekannt gegeben. Stadt, Arbeitsagentur und Gewerkschaft beraten das weitere Vorgehen. Gribl schaltet Staatsregierung ein
Für die 650 Mitarbeiter des Lampenherstellers Ledvance war es ein Wochenende des Bangens und Wartens: Die am Freitag durchgesickerte Botschaft, dass der Konzern den Standort in Augsburg schließen will, kam überraschend. „Dass das Geschäft nicht gut läuft, war schon klar, aber das war zuletzt bei Osram auch der Fall“, sagt ein Mitarbeiter. Jeder frage sich nun, wie es mit ihm persönlich weitergehe.
Am heutigen Montagmittag möchte Ledvance auf einer Betriebsversammlung die Belegschaft informieren. Dann dürfte auch klar sein, ob alle Bereiche – etwa auch Logistik oder Forschung und Entwicklung – betroffen sein werden. Ledvance bemühte sich zuletzt, neben dem von Osram abgestoßenen rückläufigen Geschäft mit Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen auch im zukunftsträchtigen LEDBereich verstärkt tätig zu werden. So wurde eine neue Fertigungslinie eingerichtet. Ledvance investierte mehrere Millionen.
Heute dürfte auch klar werden, ab wann die Lichter bei Ledvance im Werk an der Berliner Allee und möglicherweise auch im LogistikZentrum an der Steinernen Furt mit etwa 100 Mitarbeitern ausgehen. Als vor einem guten Jahr der Übernahmedeal zwischen Osram und Ledvance ausgehandelt wurde, setzte die IG Metall durch, dass alle Betriebsvereinbarungen etwas länger als gesetzlich vorgeschrieben gelten sollen, nämlich bis Ende 2018. Eine längerfristige Standort- oder Arbeitsplatzgarantie konnte aber nicht festgeschrieben werden. Als Zeitpunkt für die Schließung ist angeblich Ende 2018 im Gespräch.
Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) hatte noch am Freitagabend, die Nachricht über unsere Zeitung die Runde machte, mit Ministerpräsident Horst Seehofer und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner gesprochen. Man werde in Augsburg – wie schon beim Insolvenzantrag von Manroland – einen runden Tisch mit der Arbeitsagentur, den Wirtschaftskammern und der Gewerkschaft einberufen. „Diese ,Allianz für Arbeit’ ist ein bewährtes Hilfsangebot“, so Gribl. Zunächst müsse man aber abwarten, was am Montag verkündet wird. Sollte es zur Komplettschließung kommen, wäre der Verlust von 650 Arbeitsplätzen ein „harter Schlag“für die Region. „Ich denke da an die einzelnen Mitarbeiter und die Familien. Für die ist es eine sehr schwierige Situation, in der es dem Einzelnen erst einmal nichts bringt, wenn man auf die insgesamt gute Wirtschaftslage verweist.“Gleichwohl wolle man versuchen, Zuversicht zu geben. Wirtschaftsministerin Aigner sagt, es werde nun auch darum gehen, mit der Firmenleitung Kontakt aufzunehmen. Eine etwaige Schließung werde man aber kaum abwenden können. Die Nachfrage nach den in Augsburg hergestellten Produkten sei gesunken. Aigner betont, dass der Freistaat Augsburg in den vergangenen Jahren bei der Bewältigung des Strukturwandels unterstützt habe, etwa mit dem Fraunhofer-Instituts am Innovationspark.
Es ist in Augsburg mit seiner stark produktionsorientierten Wirtschaft nicht das erste Mal, dass es zu massivem Stellenabbau in Fabriken kommt. Schon bevor es zur Abspaltung von Ledvance kam, gingen bei Osram hunderte Arbeitsplätze verloren. Ein weiteres Beispiel ist Manroland – nach Jahren der Kurzarbeit schlitterte das Unternehmen 2011 in die Insolvenz. Zuletzt musste UPM 140 Stellen abbauen. Auch bei Weltals bild – wenngleich kein Industrieunternehmen – gingen etliche Arbeitsplätze verloren.
Zum Teil konnten Mitarbeiter über Weiterqualifizierungsmaßnahmen wieder in neue Jobs vermittelt werden. Die Herstellung von Lampen und Glas wie bei Ledvance ist aber ein etwas spezielleres Geschäft. IHK-Präsident Andreas Kopton glaubt trotzdem, dass aufgrund des hohen Fachkräftemangels für viele Ledvance-Mitarbeiter ein neuer Job zu finden sein dürfte. „Ich bin mir sicher, dass es genügend Arbeitgeber geben wird, die sich für die gut ausgebildeten Ledvance-Mitarbeiter interessieren würden.“Zunächst müsse man den heutigen Montag abwarten. Insgesamt wundere er sich über das Agieren von Siemens in den vergangenen Jahren. Mehrere Sparten seien ausgegliedert und dann abgewickelt worden.