Botschafter der Stille
Kit Armstrong am Hammerklavier
Heutzutage dominieren Technik und Verkehr, der Lärmpegel steigt, Stille geht verloren: Kit Armstrong empfindet Musik als ein Refugium der Stille, entdeckt das Hammerklavier neu. Sein Schulterschluss mit der Alten Akademie für Musik Berlin stiftet hohen Sinn, sind doch Spielweise und Instrumentarium auf jene Stilepochen abgestimmt, als Naturlaute noch dominierten.
Armstrong wird so zu einem Wandler zwischen den Zeiten: Anachronismen blieben zwar nicht aus: hier einerseits sein iPad, dort Darmsaiten. Aber das war sekundär, zusehends faszinierte die spirituelle Retro-Klangwelt. Sein Konzert für Hammerklavier und Streicher pendelt zwischen Heute und Gestern: Prinzipiell geprägt von seinen Leitsternen Bach und Mozart, kreiert er filigran seine ureigene Klangwelt, die aus der Stille heraus als Grundlage der Musik Profil gewinnt.
Gewöhnungsbedürftig ist der Zuhörer gefordert, konzentrierter hinzuhören. Es verblüffte, wie sensibel das „Brown“-Hammerklavier ansprach. Fern die Sphärenklänge der Einleitung, Girlanden, aus denen sich drei prägende Themen entwickelten. Nuanciert griffen Scherzi, Trios, Partiten dies auf. Schwerelos durchmaß Armstrong den kleineren Klavierambitus, integrierte sich voll in die Klangwelt der Streicherfamilie, geerdet von einem Kontrabass und ansteigend gekrönt von fünf 1. Violinen.
In Besonnenheit erklang Mozarts Jeunehomme-Klavierkonzert KV271 als zarte Liebeserklärung. Der Mozartschen Originalität und Kühnheit begegnete Armstrong zeitlos abgeklärt. Subtil richtete er den grandiosen Klavierpart nach innen, bewegte sich auf die Hörschwelle zu, artikulierte Mozart so eloquent, dass er nicht erst in den „Rezitativi“der Sätze zu sprechen begann. Wie von Zauberhand gespielt, hörte Armstrong tief in Mozart hinein, schuf beglückende Übergänge und grandiose Höhepunkte. Beherzt bereitete die Akademie für Alte Musik das Feld: tempogeladen erklang Mozarts 1. Sinfonie KV 16, voller Sturm und Drang steckte Johann Christian Bachs g-Moll-Sinfonie. Bezaubernd die Zugabe KV399: J.S. Bach und Mozart Hand in Hand.