Mit Vollgas über die Tartanbahn
Für Sprinterin Katrin Wörmann von der LG Aichach-Rehling zählen Zeiten mehr als Titel. Für ihren Traum trainiert die 19-Jährige hart. Warum die Hilgertshauserin ungern joggt und Laufen nicht gleich Laufen ist
Hilgertshausen Als Katrin Wörmann von ihren Teamkolleginnen umarmt wird, kann es die 19-Jährige noch gar nicht fassen. Nicht weil sie überwältigt vom Erfolg ist. Die Hilgertshauserin muss nach der Anstrengung erst einmal nach Luft schnappen und ist einfach zu erschöpft, um sich richtig zu freuen.
Mit der 4x400-Meter-Staffel der LG Aichach-Rehling brach Wörmann in diesem Sommer einen mehr als 30 Jahre alten Vereinsrekord. Zusammen mit Sandra Kreitmayr, Johanna Ostermair und Marlene Zöttl geht es deshalb im kommenden Jahr erstmals zu den deutschen Meisterschaften. Dabei ist die 19-Jährige eigentlich auf den Sprintstrecken zu Hause. 100 und 200 Meter sind ihre Paradedisziplinen. 2017 landete sie bei den schwäbischen Titelkämpfen jeweils auf dem Podest. Dabei fing die Automobilkauffrau erst recht spät mit ihrem Sport an. Vor rund sechs Jahren wollte sie einfach etwas Neues ausprobieren und entschied sich spontan für die Leichtathletik: „Ich habe das Sprinten schon in der Schule gemocht.“Zuvor spielte Wörmann lange Jahre Badminton. Auch Turnen hat sie ausprobiert. Auf den ersten Blick hat das mit dem Laufen auf der Tartanbahn wenig zu tun, doch sie sagt: „Vor allem das Turnen hat mir viel gebracht. Die Beweglichkeit ist eine gute Grundausbildung.“
Im Trikot der LG Aichach-Rehling fuhr sie im Laufe der Jahre zahlreiche Einzel- und Staffeltitel ein. 2017 war aber ihr erfolgreichstes Jahr. „Ich habe neue Bestleistungen auf beiden Strecken aufgestellt – das war schon super.“Trophäen sind aber nicht das vorrangige Ziel der 19-Jährigen: Sie möchte lieber die 13-Sekunden-Marke über die 100 Meter knacken. „Zeiten sind wichtiger als Titel. Wenn du eine Topleistung bringst und dann auch noch vorne liegst, ist das optimal. Ein Sieg ohne wirkliche Konkurrenz ist aber langweilig.“Wörmann wünscht sich sogar starke Konkurrentinnen: „Wenn mir jemand im Nacken sitzt oder ich mich ransaugen kann, ist es optimal. Nur dann kann ich auch meine besten Zeiten laufen.“
Für ihren großen Traum arbeitet die junge Frau hart. Bis zu vier Mal pro Woche heißt es Trainieren. Dazu gehören neben dem Sprinten auch Kraftübungen sowie andere Disziplinen und Turnen. Im Sommer während der Wettkampfsaison trainiert die 19-Jährige gezielt ihre Paradestrecken. Doch auch im Winter legt sich die Sprinterin nicht auf die faule Haut. „Die Grundausdauer holt man sich jetzt.“Deshalb stehen nach wie vor Läufe im Freien auf dem Programm. Nebenbei geht es in die Halle und zu Hause macht Wörmann Kraftübungen. Trainer Otto Dwaliawili lobt seine Sprinterin: „Sie ist sehr engagiert und arbeitet hart. Zudem ist Katrin sehr teamfähig.“
In ihrer Freizeit betätigt sich Wörmann künstlerisch. Wenn sie sich entspannen möchte, spielt sie Gitarre oder zeichnet mit dem Bleistift auf Leinwand. „Da kann ich runterkommen.“Weniger mag sie dafür das Joggen. „Im Winter versuche ich, einmal pro Woche laufen zu gehen. Das mache ich nicht so gern und höchstens fünf Kilometer lang. Manchmal bleibe ich aber auch auf der Couch liegen.“Viel lieber steht sie auf der Tartanbahn. „Über 100 oder 200 Meter Vollgas geben und alles raushauen, das ist mein Ding.“Noch schöner als alleine Erfolge zu feiern, ist für die 19-Jährige die Staffel: „Wir feuern uns gegenseitig an. Ich weiß nicht, ob uns das schneller macht, aber es macht auf jeden Fall mehr Spaß. Wenn du den Staffelstab in die Hand bekommst, läufst du gefühlt noch etwas schneller als sonst.“Allerdings erfordert der Mannschaftswettbewerb taktische Fähigkeiten. „Man muss genau in der richtigen Sekunde loslaufen. Das ist gar nicht so einfach.“
Einfach draufloslaufen kommt für die 19-Jährige aber auch bei den Einzelrennen nicht infrage. „Es gibt einiges zu beachten.“Flüssige Bewegungen und kurzer Bodenkontakt seien entscheidend. Auch die Armhaltung spiele eine Rolle. „Am besten im 45 Grad-Winkel halten und durchziehen. Auch sollte man darauf achten, die Hüfte stets vorzuschieben.“Durch die Tipps ihrer Trainer konnte die 19-Jährige vor allem im vergangenen Jahr leistungsmäßig einen Sprung nach vorne machen: „Talent ist wichtig, aber man kann auch schneller werden, wenn man an sich arbeitet.“
Bevor Katrin Wörmann an den Startblock tritt, beobachtet sie übrigens genau, was derjenige mit der Pistole macht. Warum die Sprinterin das macht? „Ich muss wissen, ob die Person sich Zeit lässt mit dem Startschuss oder sofort abdrückt.“Ansonsten droht ein Früh- oder Fehlstart: „Gerade über 100 Metern kommt viel auf den Start an.“