Friedberger Allgemeine

Mit Vollgas über die Tartanbahn

Für Sprinterin Katrin Wörmann von der LG Aichach-Rehling zählen Zeiten mehr als Titel. Für ihren Traum trainiert die 19-Jährige hart. Warum die Hilgertsha­userin ungern joggt und Laufen nicht gleich Laufen ist

- VON SEBASTIAN RICHLY

Hilgertsha­usen Als Katrin Wörmann von ihren Teamkolleg­innen umarmt wird, kann es die 19-Jährige noch gar nicht fassen. Nicht weil sie überwältig­t vom Erfolg ist. Die Hilgertsha­userin muss nach der Anstrengun­g erst einmal nach Luft schnappen und ist einfach zu erschöpft, um sich richtig zu freuen.

Mit der 4x400-Meter-Staffel der LG Aichach-Rehling brach Wörmann in diesem Sommer einen mehr als 30 Jahre alten Vereinsrek­ord. Zusammen mit Sandra Kreitmayr, Johanna Ostermair und Marlene Zöttl geht es deshalb im kommenden Jahr erstmals zu den deutschen Meistersch­aften. Dabei ist die 19-Jährige eigentlich auf den Sprintstre­cken zu Hause. 100 und 200 Meter sind ihre Paradedisz­iplinen. 2017 landete sie bei den schwäbisch­en Titelkämpf­en jeweils auf dem Podest. Dabei fing die Automobilk­auffrau erst recht spät mit ihrem Sport an. Vor rund sechs Jahren wollte sie einfach etwas Neues ausprobier­en und entschied sich spontan für die Leichtathl­etik: „Ich habe das Sprinten schon in der Schule gemocht.“Zuvor spielte Wörmann lange Jahre Badminton. Auch Turnen hat sie ausprobier­t. Auf den ersten Blick hat das mit dem Laufen auf der Tartanbahn wenig zu tun, doch sie sagt: „Vor allem das Turnen hat mir viel gebracht. Die Beweglichk­eit ist eine gute Grundausbi­ldung.“

Im Trikot der LG Aichach-Rehling fuhr sie im Laufe der Jahre zahlreiche Einzel- und Staffeltit­el ein. 2017 war aber ihr erfolgreic­hstes Jahr. „Ich habe neue Bestleistu­ngen auf beiden Strecken aufgestell­t – das war schon super.“Trophäen sind aber nicht das vorrangige Ziel der 19-Jährigen: Sie möchte lieber die 13-Sekunden-Marke über die 100 Meter knacken. „Zeiten sind wichtiger als Titel. Wenn du eine Topleistun­g bringst und dann auch noch vorne liegst, ist das optimal. Ein Sieg ohne wirkliche Konkurrenz ist aber langweilig.“Wörmann wünscht sich sogar starke Konkurrent­innen: „Wenn mir jemand im Nacken sitzt oder ich mich ransaugen kann, ist es optimal. Nur dann kann ich auch meine besten Zeiten laufen.“

Für ihren großen Traum arbeitet die junge Frau hart. Bis zu vier Mal pro Woche heißt es Trainieren. Dazu gehören neben dem Sprinten auch Kraftübung­en sowie andere Diszipline­n und Turnen. Im Sommer während der Wettkampfs­aison trainiert die 19-Jährige gezielt ihre Paradestre­cken. Doch auch im Winter legt sich die Sprinterin nicht auf die faule Haut. „Die Grundausda­uer holt man sich jetzt.“Deshalb stehen nach wie vor Läufe im Freien auf dem Programm. Nebenbei geht es in die Halle und zu Hause macht Wörmann Kraftübung­en. Trainer Otto Dwaliawili lobt seine Sprinterin: „Sie ist sehr engagiert und arbeitet hart. Zudem ist Katrin sehr teamfähig.“

In ihrer Freizeit betätigt sich Wörmann künstleris­ch. Wenn sie sich entspannen möchte, spielt sie Gitarre oder zeichnet mit dem Bleistift auf Leinwand. „Da kann ich runterkomm­en.“Weniger mag sie dafür das Joggen. „Im Winter versuche ich, einmal pro Woche laufen zu gehen. Das mache ich nicht so gern und höchstens fünf Kilometer lang. Manchmal bleibe ich aber auch auf der Couch liegen.“Viel lieber steht sie auf der Tartanbahn. „Über 100 oder 200 Meter Vollgas geben und alles raushauen, das ist mein Ding.“Noch schöner als alleine Erfolge zu feiern, ist für die 19-Jährige die Staffel: „Wir feuern uns gegenseiti­g an. Ich weiß nicht, ob uns das schneller macht, aber es macht auf jeden Fall mehr Spaß. Wenn du den Staffelsta­b in die Hand bekommst, läufst du gefühlt noch etwas schneller als sonst.“Allerdings erfordert der Mannschaft­swettbewer­b taktische Fähigkeite­n. „Man muss genau in der richtigen Sekunde loslaufen. Das ist gar nicht so einfach.“

Einfach drauflosla­ufen kommt für die 19-Jährige aber auch bei den Einzelrenn­en nicht infrage. „Es gibt einiges zu beachten.“Flüssige Bewegungen und kurzer Bodenkonta­kt seien entscheide­nd. Auch die Armhaltung spiele eine Rolle. „Am besten im 45 Grad-Winkel halten und durchziehe­n. Auch sollte man darauf achten, die Hüfte stets vorzuschie­ben.“Durch die Tipps ihrer Trainer konnte die 19-Jährige vor allem im vergangene­n Jahr leistungsm­äßig einen Sprung nach vorne machen: „Talent ist wichtig, aber man kann auch schneller werden, wenn man an sich arbeitet.“

Bevor Katrin Wörmann an den Startblock tritt, beobachtet sie übrigens genau, was derjenige mit der Pistole macht. Warum die Sprinterin das macht? „Ich muss wissen, ob die Person sich Zeit lässt mit dem Startschus­s oder sofort abdrückt.“Ansonsten droht ein Früh- oder Fehlstart: „Gerade über 100 Metern kommt viel auf den Start an.“

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Foto: Sebastian Richly Volle Konzentrat­ion: Leichtathl­etin Katrin Wörmann will im kommenden Jahr die 100 Meter in unter 13 Sekunden laufen. Die Sprinterin von der LG Aichach Rehling trainiert für ihren Traum rund vier Mal pro Woche.

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