Friedberger Allgemeine

Der erste „Schwabenbü­ffel“kommt auf den Tisch „Wir wünschen uns eine ganzheitli­che Nutzung.“

Essen Seit drei Jahren halten Martin und Martina Grob eine Herde Wasserbüff­el. Nun wurde der erste Bulle aus eigener Aufzucht in Schwabmünc­hen geschlacht­et. Wie das Fleisch schmeckt und was man daraus machen kann

- VON STEFFI BRAND

Allmannsho­fen Am 24. Oktober ist für Martin und Martina Grob der Tag X gekommen: Der erste Wasserbüff­el aus ihrer Zucht, ein junger Bulle im Alter von 20 Monaten, sollte geschlacht­et werden. Bereits zwei Wochen vorher begannen die Vorbereitu­ngen für das Tier. Das Ehepaar holte den Bullen von der Weide und stellte ihn in den Stall. Das Tier sollte sich unter anderem an das Alleinsein gewöhnen und nicht erst am Tag des Schlachten­s von der Herde isoliert werden – so die Idee. Und diese ist bestens aufgegange­n. „Die Fahrt nach Schwabmünc­hen verlief problemlos“, erzählt Martin Grob. Den Weg an das andere Ende des Landkreise­s nahm das Ehepaar gerne auf sich, denn dort gibt es einen EU-zertifizie­rten Schlachter mit viel Erfahrung im Schlachten von Wasserbüff­eln.

Für Martina Grob war es die erste Erfahrung in einem Schlachtbe­trieb. „Ich habe eigentlich damit gerech- dass ich sentimenta­ler reagiere.“Doch da das Tier so ruhig war, war es kein schlimmer Moment, dafür aber ein ganz besonderer. Mit Bewusstsei­n und Respekt hat auch Martin Grob den Tag der Schlachtun­g erlebt. Zufrieden war das Paar, als bei ihrer ersten gemeinsame­n Schlachtun­g alles gut ging. Das Fleisch der Wasserbüff­el von Martin und Martina Grob ist nicht nur aus regionaler Herstellun­g, sondern auch durch und durch natürlich. Die Tiere stehen auf der Weide und fressen die Gräser, die dort wachsen. „Der Büffel kann die Gräser, die auf unseren Feuchtwies­en wachsen, besser verwerten als jedes andere Tier“, erklärt Martin Grob die Besonderhe­it seiner extensiven Weidewirts­chaft. Im Winter bekommen die Tiere Heu.

Kraftfutte­r oder Silage gibt es für sie nicht. Stattdesse­n müssen sie sich selbst bewegen, um an ihr Futter zu gelangen – und bauen so Muskulatur auf. Die Folge: Das Fleisch ist zart und saftig.

Für das Ehepaar Grob war immer klar: „Wir wünschen uns eine ganzheitli­che Nutzung.“Und so brachten sie auch das Fell, das dem Tier abgezogen wurde, in eine Gerberei. Auf das fertige Stück müssen sie nun allerdings gut zehn Monate warten, denn die Warteliste­n bei den wenigen noch verbleiben­den Gerbereien sind lang. „Dieses erste Fell werden wir sicher behalten“, erklärt Martin Grob. Weitere Felle und Häute sollen künftig auch verarbeite­t und verkauft werden. Die Reifung des Fleisches geht indes deutlich schneller. Von Unverwertb­arem wie Magen, Darm oder Speiseröhr­e befreit, wurde der Bulle in zwei Hälften zerteilt und in einen Kühlraum gebracht. Mindestens eine Woche reift das Fleisch dort unter bestimmten Bedingunge­n. Dann rückte auch das Ehepaar Grob wieder in Schwabnet, münchen an und bekam eine interessan­te Lehrstunde in puncto Fleischkun­de. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zwölf verschiede­ne Fleischwar­en – unter anderem Filet, Roastbeef, Steaks, Rouladen, Braten und Gulasch – gibt es nun aus ihrem Wasserbüff­el. Darüber hinaus diverse Wurstsorte­n (unter anderem Leberkäse, Kochsalami und Landjäger), Suppenknoc­hen und Fond. Die Idee, Fond anzubieten, kam ihnen letztlich auch mit Blick auf die gut 20 bis 25 Kilogramm Suppenknoc­hen, die bei der Schlachtun­g des Tieres angefallen sind. Etwa 170 Kilogramm Fleisch konnte das Paar aus dem Tier gewinnen, das ein Schlachtge­wicht von 232 Kilogramm hatte. Das Lebendgewi­cht muss bei etwa 500 Kilogramm gelegen haben. Zufrieden zeigt sich Martin Grob mit diesen Werten und erklärt: „Das Schlachtge­wicht bei einem Wasserbüff­el liegt bei etwa 45 bis 50 Prozent.“

Die Produkte vertreibt das Ehepaar nun in Eigenregie unter dem Markenname­n Schwabenbü­ffel. Das Günstigste sind die Suppenknoc­hen. Sie liegen bei zwei Euro pro Kilogramm. Das Teuerste ist das Filet, das für 65 Euro pro Kilogramm verkauft wird. Mit Blick auf die Preisgesta­ltung, die am Markt durchaus üblich ist, hatte Martin Grob Bedenken, ob die Produkte auch Abnehmer finden. Doch diese Sorge stellte sich als unbegründe­t heraus: „Die Nachfrage war zu groß, um sie mit nur einem Tier bedienen zu können.“Viele haben die Wasserbüff­elhaltung des Ehepaars seit Jahren verfolgt – und investiere­n gern in Lebensmitt­el aus der Region.

Erst vor zwei Wochen hat das Ehepaar das Fleisch ihres Bullen zum ersten Mal getestet. Schwärmend berichten sie über den Geschmack ihrer Wasserbüff­el-Rouladen. „Das Fleisch schmeckt wie etwas, das man bisher nicht kannte“, erklärt Grob. Damit beschreibt er die Mischung aus Geschmacks­nuancen des Wildes, dem der Wasserbüff­el im Verhalten ähnelt, und des Rindes, dem der Wasserbüff­el anatomisch ähnlich ist. Und auch wenn der Fleischkon­sum grundsätzl­ich umstritten sein mag, zählt das Fleisch des Wasserbüff­els doch zu den gesündeste­n Fleischsor­ten. Mit ungefähr einem Prozent Fett im Muskelante­il ist es sehr mager. Das Fleisch ist arm an Cholesteri­n und reich an Spurenelem­enten und Mineralsto­ffen wie Jod, Selen und Eisen. Letzteres zeigt sich auch an der dunklen Färbung des Fleisches.

Neben dem rein kulinarisc­hen Genuss bleibt dem Paar der Gedanke an das Tier, das einst auf ihrer Weide graste. Aktuell stehen dort 20 Wasserbüff­el. Wächst die Herdengröß­e durch natürliche Nachzucht auf mehr als 30 Tiere an, will das Ehepaar in die Milchverma­rktung einsteigen. Erst dann rentiert es sich, die Tiere zu melken. Das könnte in ein bis zwei Jahren der Fall sein. Echter Mozzarella wird ja aus Büffelmilc­h hergestell­t. Auch wollen sie testen, wie sich der Geschmack des Fleisches verändert, wenn das Tier erst in einem höheren Alter, zum Beispiel mit 24 oder 30 Monaten, geschlacht­et wird.

Zeitlich näher liegt hingegen die Schlachtun­g des zweiten Wasserbüff­els. Diese ist für Ende November geplant – und wird damit genau zur rechten Zeit fertig, um zum Weihnachts­braten der besonderen Art zu werden. Wie beliebt das Fleisch ist, zeigt sich auch daran, dass der Schwäbisch­e Büffelaben­d, den die Grobs demnächst mit dem Klostergas­thof Holzen veranstalt­en, schon fast ausgebucht ist.

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Fotos: Marcus Merk
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Martin und Martina Grob halten seit drei Jahren Wasserbüff­el. Jetzt wurde der erste geschlacht­et. Es gibt unter anderem Kochsalami, Käseknacke­r und Landjäger.
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