Müssen Plätze „bespielt“werden?
Mit einem Nutzungskonzept für die städtischen Plätze greift die Stadt etwas an, was heikler ist, als es auf den ersten Blick aussieht. Als Erstes stellt sich die soziale Frage. In einer pluralistischen Gesellschaft ist für jede Bevölkerungsgruppe Platz, und zwar auch für solche, die eher am Rand stehen. Ein Bespielungskonzept darf auf keine „weiche Verdrängung“bestimmter Gruppen wie etwa Trinkern hinauslaufen, was es aber wohl auch nicht tut. Das Ziel ist eher eine Durchmischung, was auch der richtige Ansatz ist.
Wenn sich die Bevölkerungsmehrheit auf einem Platz unwohl fühlt, weil er von einer Minderheit dominiert wird, passt das auch nicht. In diesem Zusammenhang wird oft der Königsplatz erwähnt. Es muss allerdings dabei angemerkt werden, dass Passanten von der steigenden Kriminalität dort nicht betroffen sind, sondern sich diese Delikte meist innerhalb der Gruppen abspielen.
Kritischer ist die Platznutzung in anderer Hinsicht zu sehen. Man kann sich nämlich grundsätzlich die Frage stellen, ob städtische Plätze überhaupt wie eine Bühne „bespielt“und „inszeniert“werden müssen. Sie sind schließlich nicht Kulisse, sondern das wirkliche Leben.
Die Stadt hat möglichen Nutzern vor zwei Jahren zudem Nutzungsrichtlinien auferlegt, weil sie einen Wildwuchs an Veranstaltungen – vom Werbetruck bis zum Flohmarkt vermeiden wollte. Durch die Hintertür wieder mehr Remmidemmi einzuführen wäre daher ein falsches Signal.