Friedberger Allgemeine

Ein salomonisc­hes Urteil

- VON PETER KLEIST pkl@friedberge­r allgemeine.de

Ausschluss – ja, aber… Russische Sportler dürfen also bei Olympia 2018 starten – aber nur unter neutraler Flagge und nur dann, wenn sie nachweisen, dass sie „sauber“sind und nicht Teil des russischen Dopingsyst­ems waren. Für die russischen Funktionär­e indes findet Olympia in Südkorea wohl nur am Fernseher statt – schließlic­h hat die IOC-Exekutive das Nationale Olympische Komitee Russlands gesperrt. Wie ist dieses Urteil nun einzuschät­zen? Es ist einerseits mehr, als viele Beobachter dem Gremium um IOC-Präsident Thomas Bach zugetraut hatten – schließlic­h gilt Bach als Freund des russischen Präsidente­n Wladimir Putin. Anderersei­ts hatten viele auch einen Komplett-Ausschluss des russischen Teams gefordert und die mögen nun enttäuscht sein. Dass es den Komplett-Ausschluss nun nicht gibt, ist so falsch nicht, schließlic­h kann man nicht Unschuldig­e für die Vergehen anderer bestrafen. So gesehen, ist das Urteil salomonisc­h. Wie nun aber die russischen Sportler nachweisen sollen, dass sie keine verbotenen Substanzen genommen haben, bleibt abzuwarten. Es muss internatio­nale Kontrollen geben, den nationalen war schließlic­h nicht zu trauen. Daran, dass in Russland einmal ein Kontrollsy­stem installier­t wird, wie es beispielsw­eise in Deutschlan­d schon Realität ist, glauben allerdings wohl nur grenzenlos­e Optimisten.

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