Vom Hausen im Postfach
Herbergssuche war gestern wie heute eine diffizile Sache. Schon ein gewisser Josef von Nazareth und seine nicht minder bekannte Frau Maria mussten ihr Kind in einem Stall zur Welt bringen, weil in der Stadt selbst für anspruchslose Kurzzeitmieter gerade keine Appartements frei waren.
Auch heute ist die Wohnungsnot in den Städten enorm. Würde jedes von einem Vermieter abgelehnte Paar, das finanziell klamm ist und kurz vor der Entbindung steht, einen Heiland gebären, würde das Ganze ja irgendwie Sinn machen. So ist es aber nicht.
Immerhin aber haben beispielsweise gewiefte Landwirte im Münchner Umland ihre Rindviecher längst beim Metzger entsorgt und ihre Ställe ganz im neutestamentarischen Geschäftssinn in schmucke Herbergen verwandelt.
Aber selbst hier würden ein Josef oder eine Maria nicht mehr unterkommen. Wer keine Mappe mit exakten Schufa- oder Bonitätsauskünften mit dabei hat, hat bei der Wohnungslotterie in und um die Bayern-Metropolen sowieso von vornherein verloren.
Der Supermieter schleppt am besten über 10 000 Euro im Monat heim, lebt in einer festen Partnerschaft, ist zwischen 50 und 60 Jahre jung, hat keine Kinder, mag keine Tiere und Zigaretten, hört keine Musik, spielt kein Instrument, hat keine Freunde, dafür aber ordentlich Vitamin B. Selbst ein CSU-Parteiausweis bringt einen aber heutzutage nicht mehr unbedingt weiter. Mietbewerber mit SPD-Karte sind seit dem Neue-Heimat-Debakel sowieso völlig chancenlos.
Im Grunde aber dürfen wir hier in Bayern gar nicht klagen. In Japan ist das alles noch viel schlimmer. Da sollen Studenten aufgrund der Wohnungsnot sogar schon in Postfächern hausen. Das zumindest hat man hierzulande noch nicht gehört.