Schöner Schnee – lästiger Schnee
Manche haben auf den Winter gewartet, es ist schließlich Dezember, andere trifft der Wetterumschwung unerwartet. Eines aber schafft er: Er sorgt für Gesprächsstoff. Vier Gründe, warum man sich über die weiße Pracht freuen kann
Starker Schneefall sorgte ab Sonntagmittag in der Region für Behinderungen im Straßenverkehr. Die Stadtwerke Augsburg meldeten Verspätungen auf allen Linien. Bahnfahrer mussten sich auf erhebliche Verspätungen und Zugausfällen einstellen. Auch auf den Straßen kam es zu Verspätungen und Unfällen. Die Polizei Schwaben Nord meldete mehrere Unfälle mit Leichtverletzten und Blechschäden. Ein Schwerpunkt war die A8 zwischen Zusmarshausen und Adelsried. Betroffen waren auch die B 17 und die B2 bei Gersthofen. Insgesamt sei es in den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg sowie im Stadtgebiet Augsburg ab 12.30 Uhr bis zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe zu 36 Unfällen gekommen, so ein Polizeisprecher, bei elf Unfällen gab es Leichtverletzte.
Schnee muss aber nicht immer Ursache für Verdruss sein, er kann auch Spaß machen. Vier Dinge, die Winter in Augsburg zum Vergnügen machen:
● Loipen und Rodelberge Sollte der Schnee liegen bleiben, wird die Stadt bald ihre Loipen spuren. An der Sportanlage Süd gibt es einen Rundkurs. Dank einer Flutlichtanlage ist es dort bis 20.30 Uhr hell genug zum Langlaufen. Auch am Golfplatz Stadtbergen und am Golfplatz Burgwalden gibt es Loipen, teils aber für geübte Langläufer. Wann gespurt wird, kann man unter der Telefonnummer 0821/324-9779 erfahren. Wer lieber rodelt, hat viele Optionen. Als Klassiker in Augsburg gelten der Osram-Berg an der Berliner Allee, die Hänge in der Rosenau, im Osterfeldpark und am Jakoberwall. Seit Generationen gehen viele Augsburger aber am liebsten zum Griesle in der Schill-Anlage in Lechhausen.
● Barfuß laufen Giulio Alvise Caselli, bis zur vergangenen Spielzeit Sänger am Theater Augsburg, freut sich über den Schnee, weil er als Barfuß-Geher nun endlich neues „Material“unter den Fußsohlen hat. „Schnee hat inzwischen Seltenheitswert, aber ich freue mich jedes Mal darauf“, sagt er. Frisch gefallener Schnee fühle sich übrigens wärmer an, als man vermuten würde. Seit Caselli barfuß durch Augsburg läuft, sei sein Immunsystem so trainiert, dass er fast nie krank ist. Deshalb empfiehlt der Sänger: Einfach mal ausprobieren.
● Freizeiteinrichtungen Nicole Bosnar und Marius Marszolik ließen keine Sekunde verstreichen: Als es am Sonntag eine Zeit lang geschneit hatte, machten sie sich auf den Weg in die Wallanlagen am Roten Tor und bauten eine Schneeskulptur. Selbst wenn man das mit Schuhen und warm eingepackt tut: Gesund ist Bewegung an der frischen Luft allemal. Auch im Zoo und im Botanischen Garten kann man den Winter genießen – vor allem, weil dann weniger Andrang herrscht.
● Spurensuche in der Altstadt Romantiker schwören auf einen Spaziergang durch die Augsburger Altstadt – und zwar dann, wenn es frisch geschneit hat. „Weil in den engen Gassen nicht oder kaum geräumt wird, dämpft der frische Schnee den Schall und plötzlich wird die hektische Weihnachtszeit um einige Dezibel leiser“, sagt Familienvater Robert Freitag. Er war am Sonntagabend bereits unterwegs und zeichnete neue Spuren in den frischen Schnee.
München Schnee und Eis auf den Straßen haben am Wochenende in Bayern zu etlichen Unfällen geführt. Neuschnee von bis zu zehn Zentimetern und schneidend kalter Wind machten den Autofahrern zu schaffen. Allerdings blieb es bei zahlreichen Unfällen in Schwaben bei Blechschäden. Für den heutigen Montag warnt der Wetterdienst vor schweren Sturmböen.
Auch in Oberbayern waren die Räumdienste Polizeiangaben zufolge pausenlos im Einsatz. Die Autobahn 95 zwischen Garmisch und München und zahlreiche weitere Straßen im Oberland rund um Bad Tölz und Weilheim waren mit Schnee verweht. In Franken kam es am Samstag in der Gegend um Coburg zu mehreren Unfällen wegen winterlicher Straßenverhältnisse.
Am kältesten war es mit etwa minus zehn Grad am Wochenende entlang der Alpenränder. In Reit im Winkel maß der Deutsche Wetterdienst, kurz DWD, nachts zeitweise sogar minus 15 Grad. Und von Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, vermeldeten die Meteorologen aus der Nacht zum Sonntag den bislang kältesten Wert dieses Winters: minus 22 Grad. Die Kälte und der Schneefall verschärften in den deutschen Alpen auch die Lawinenlage. Oberhalb der Waldgrenze bestehe erhebliche, in tieferen Lagen des Allgäus und der Berchtesgadener Alpen mäßige Lawinengefahr, teilte der Lawinenwarndienst Bayern mit. Die Bergwacht Sonthofen ist am Samstag zu ihrem ersten Lawineneinsatz gerufen worden. Ein 33-jähriger Skitourengeher hatte bei der Abfahrt am Grünten ein Schneebrett gelöst. Er war mit fünf Freunden unterwegs, die sich dazu entschieden, in den steilen Gipfelhang der Nordseite einzufahren. Der 33-Jährige fuhr voraus. Dadurch löste sich der gesamte Gipfelhang als Schneebrett, erfasste den Skifahrer und riss ihn 200 Meter in Richtung Tal mit. Der Mann konnte sich selber befreien und blieb unverletzt.
Für den heutigen Montag warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Unwettern mit extremen Orkanböen in Schwaben und Oberbayern. Dies gilt allerdings für Lagen über 2000 Metern. Die Meteorologen warnten vor schweren Schäden an Gebäuden, entwurzelten Bäumen und herabstürzenden Gegenständen wie Ästen oder Dachziegeln. Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten solle sich möglichst nicht im Freien aufhalten sowie Fenster und Türen schließen, hieß es gestern.
Der Wintereinbruch hatte bereits am Freitag zu zahlreichen Unfällen geführt: In Schwangau (Landkreis Ostallgäu) wurden neun Menschen leicht verletzt, als eine 18 Jahre alte Frau auf glatter Straße die Kontrolle über einen Kleinbus voller Schüler verlor. Das Heck des Fahrzeugs drückte einen entgegenkommenden Wagen eine etwa vier Meter hohe Böschung hinab. Er landete in einem Bach. Der 56 Jahre alte Fahrer und seine Ehefrau wurden ebenso wie die Fahranfängerin und ihre sechs Mitfahrer leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Auf der Autobahn 7 blockierten nahe Oy-Mittelberg vier Fahrzeuge mit Sommerreifen eine Steigung, auf der B12 blieben nahe Waltenhofen vier Lastwagen trotz Winterreifen ebenfalls an einer Steigung hängen.