Wenn ein Kind stirbt
Eine feine Geschichte über die Trauer
Schon der Titel: ein anrührendes Bild. „Ein fauler Gott“nämlich ist für Benjamin dafür verantwortlich, dass in diesem Sommer des Jahres 1972 sein jüngerer Bruder Jonas gestorben ist – weil der Allmächtige, wie ihm immer wieder erzählt wird, jenen als Helfer zu sich geholt habe.
Und ein ebenso anrührend erzähltes Buch ist der späte Debütroman des Berliner Schauspielers Stephan Lohse dann auch geworden. Denn wie soll ein gerade mal elf Jahre alt werdender Junge mit so was umgehen? Und kann seine alleinerziehende Mutter Ruth so etwas verkraften? Wie sollen die beiden darüber reden können? Darf Ben jetzt auch mit Jonas’ Sachen spielen? Und wann nimmt man die letzte Jacke des Gestorbenen aus der Garderobe? Darf Ben Fußballspielen wieder wichtig sein, ohne schlechtes Gewissen? Helfen Witze gegen die Traurigkeit?
Lohse erzählt vom Stillstand des inneren Lebens, während das äußere doch weitergehen will, in nie rührseligem Ton. Und im steten Wechsel zwischen Ben und Ruth: „Sie hat erwartet, in der Trauer um ihren Sohn zu etwas Wesentlichem vorzudringen. Doch stattdessen brachte die kränkende Normalität der letzten Wochen nur Überdruss hervor und die matte Erkenntnis, dass Jonas nicht mehr da ist.“Aber Ben ist da. Und so stehen die beiden einander in ihrer Fassungsund Hilflosigkeit bei – wenn den Jungen nicht gerade das beginnende Teenagersein beschäftigt. Muss auch sein, das Leben.
Suhrkamp, 336 S., 22 ¤