So köstlich kann Funk sein
In seinem Brass-Cocktail serviert Peter Oswald Jazz auf besondere Art. Was das Publikum in der Friedberger Mensa an seiner Mixtur besonders schätzt
Friedberg Trompeter Peter Oswald ist bekannt für seinen musikalischen Appetit. Regelmäßig verköstigen er sein Publikum mit den Jazz-Eliten des Landes. Nun holte er die beiden Blech-Virtuosen Jürgen Neudert an der Posaune und Rüdiger Baldauf an der Trompete und am Flügelhorn nach Friedberg. Das Resultat dieser Zusammenkunft lässt sich wohl am besten als moderne Funkcollage beschreiben, angereichert mit etwas Pop und ungewöhnlich viel Klassik – sodass am Ende nicht nur ausgewiesene Jazz-Fans überzeugt waren.
Trotz des Wintereinbruchs hatten es alle Musiker pünktlich zum Konzertbeginn in die Mensa der Mittelschule geschafft. Der Stress war schnell verflogen, als die Gruppe Eastwoodbrass mit etwas Verzögerung zum „Red Hot Pepper Stomp“nach Jelly Roll Morto ansetzte. Überzeugen konnte das Ensemble mit und von Initiator Oswald mit der aus dem Film „The Incredibles“bekannten Hauptmelodie. Doch gaben sich die Musiker ab und an etwas weniger lautstark. „I’m Getting Sentimental“war eine zarte Jazz-Ballade, die an Interpreten wie Frank Sinatra und Ella Jane Fitzgerald erinnerte. Arrangiert hat sie der talentierte Nachwuchsposaunist Jakob Grimm, der die Besucherkulisse in der Mensa zudem mit einem Solo beeindruckte.
Ebenso wie dieses Stück legte das darauffolgende „Children of Sanchez“die von Oswald gewünschte Korrespondenz zwischen musikalischer Zukunft und den Großen der Jazz-Szene offen. „Die Jugend soll mit Leuten arbeiten, die ihren Traum leben“, findet der Initiator. Und so gaben Rüdiger Baldauf, bekannt aus angesehenen TV-BigBands und Christian Wegscheider aus Innsbruck, der sich einen Namen unter anderem als Pianist bei Udo Jürgens machte, eine Kostprobe ihrer Bühnenerfahrung. Erwei- tert wurde dieses Renommee von Jürgen Neudert aus Mittelfranken, der als „der“Jazz-Posaunist Deutschlands kurzfristig den Weg nach Friedberg fand.
Wie es immer bei solch einer Beauch setzung zu sein scheint, folgte nun Reiz auf Reiz. „Es sollte eine Erlebniswelt werden“, sagte Oswald nach dem Konzert. So ähnlich empfand wohl auch das Publikum, das sich währenddessen mit Pfeif-Fanfaren und Klatsch-Marathon artikulierte. „Hervorragende Soli“, lobte etwa Maria Koop die jungen und älteren unter den Jazz-Kollegen. Angenehm überrascht zeigten sich Werner und Kristina Jäckle aus Friedberg. „Wir sind keine Jazz-Spezialisten“, gab das Paar zu. Wie die beiden erzählten, habe es ihnen Peter Oswald im Besonderen angetan. „Ich hatte zwei Jahre lang Unterricht bei ihm“, so Werner Jäckle.
Im fliegenden Stilwechsel ging es nach der Pause weiter. Das Konzept „Mozart meets Miles“gab dem klassischen Violinkonzert mit einer Jazz-Bearbeitung eine neue Perspektive. „Peter hat nicht den einfachen Weg gewählt“, urteilte Baldauf später. Doch habe das Konzept funktioniert. „Eine gute Mixtur aus Unterhaltung und Kunst“, meinte er.
Positiv gestimmt war auch Oswald selbst. „Vom Feinsten“, so der Musiker gespannt auf die CocktailVariation im nächsten Jahr.