Weihnachten – mehr als nur ein Ereignis
Bischof Konrad Zdarsa erklärt im Augsburger Dom, was es mit dem Liebesbund Gottes zu den Menschen auf sich hat. Regionalbischof Michael Grabow berichtet vom Herrscher des Himmels und vom Weihnachtsoratorium
Die Gläubigen im Augsburger Dom sollten sich einander herzlich gratulieren – dazu lud Bischof Konrad Zdarsa die Besucher der Weihnachtspredigt ein. Schließlich hätten die Gläubigen am Hochfest der Geburt Jesus Christus allen Grund dazu. „In der Tat, heute feiern wir den ewigen Liebesbund des lebendigen Gottes mit uns Menschen“, deutete Bischof Konrad Zdarsa das Weihnachtsfest.
Zugleich seien die Gläubigen aufgefordert, „uns zu besinnen, unsere Liebe zu erneuern und unser Leben wieder auf ihn auszurichten, der schon gekommen ist in unser Dasein, damit wir aus unserem Dasein zu ihm kommen können“. Der Bischof bat darum, noch mehr als bisher bemüht zu sein, sich gegenseitig auf dem Weg zu Gott voranzubringen.
Von der Taufe an müsse es darum gehen, in der personalen Beziehung zu Jesus Christus zu wachsen und zu reifen und ein anderer Christus für die Mitmenschen zu werden. Dies sei keineswegs nur eine ausschließlich intellektuelle und schon gar nicht nur eine emotionale Bewegung, stellte der Bischof heraus. Und weiter: „Die Identifizierung unseres Herrn mit den Geringsten unserer Schwestern und Brüder, denen wir das Gute tun oder auch verweigern, bildet den letztgültigen Maßstab, nach dem eine jede, ein jeder von uns einmal gerichtet werden wird“.
Das Weihnachtsfest wolle darum auch die Frage wachrufen, so Bischof Zdarsa: „Wer bist du, Jesus, wer bist du eigentlich? Was wolltest du, als du dich darauf eingelassen hast, Mensch zu sein?“In der Zeit des Advents werde unablässig vom Kommen des Herrn gesprochen, sein Friedensreich beschrieben und um eine gute Vorbereitung auf seine Ankunft gebetet.
Jedes Weihnachten sei deshalb die „tiefe Vergewisserung“, dass Gott schon eingetreten sei in die Geschichte und schon damit begonnen habe, sein Volk aus allen Richtungen zu sammeln. Zdarsa: „Weihnachten ist darum nicht nur seine Geburt, es muss auch unsere Geburt aus Gott mit Jesus Christus sein“. Weihnachten sei laut Bischof Zdarsa kein bloß innergeschichtliches Ereignis, sondern der Einbruch der Ewigkeit in die Zeit, so wie auch Ostern kein bloß innergeschichtliches Ereignis sei, sondern der Ausbruch des Auferstandenen aus der Geschichte in die Ewigkeit.
Den Gläubigen in der St.-AnnaKirche berichtete Regionalbischof Michael Grabow, was für seine Frau und ihn zu Weihnachten gehört: das Hören des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Er predigt zur 3. Kantate und stellt fest: „Er hebt die Worte ,sein Volk‘ und ,erlöst‘ nach oben und versieht das Wort ,Leid geendet‘ mit der tiefsten Note des Bassrezitativs, dem großen H. Damit will er genau das betonen: Das Leid findet in dem göttlichen Kind in der Krippe sein Ende.“Und so sei es nur folgerichtig, dass in der nächsten Zeile die Hirten wieder ganz nach oben gehoben werden, gewissermaßen aus der
Tiefe ihrer armseligen Existenz hin zur Erkenntnis und Erfahrung ihrer Errettung.
Bach wollte nicht nur den Hirten die Augen für diese Botschaft öffnen, so Grabow. Er wollte durch seine Musik auch uns die Augen öffnen. „Er sagt: Diese Botschaft gilt auch mir, dem notleidenden Bach. Und sie gilt auch Euch, die Ihr heute zuhört. Hört nicht nur zu. Hört selbst. Geht selbst. Geht zu dem, der eure Not wenden und euch erlösen will.“
So würden die Zuhörer zu Angesprochenen, die Angesprochenen zu Angerührten.
Für Grabow habe aber Weihnachten vor allem auch mit Aufbruch zu tun, mit Umdenken und Neudenken. „Ein Fortschritt, der von Bethlehem her kommt, das wäre für mich eine Perspektive für die Zukunft“, sagte er. Eine Perspektive für mehr Menschlichkeit, für mehr Miteinander, für mehr soziale Gerechtigkeit, einfach, für mehr Frieden auf Erden. Grabow: „Für all das, wofür das Kind in der Krippe geboren ist und sich uns solidarisch gemacht hat“.