Der Großen Hufeisennase geht es besser
Es gibt wieder mehr Exemplare von einer stark bedrohten Fledermausart. Auch die Zahl der Weißstörche steigt in Bayern. Doch der Lebensraum von anderen Tieren und Pflanzen ist zunehmend bedroht
Augsburg Artenschutz hilft. Der Weißstorch zum Beispiel war vor 30 Jahren vom Aussterben bedroht. Jetzt meldet der Landesbund für Vogelschutz in Bayern, kurz LBV, einen Erfolg: Die Zahl der Brutpaare steigt im Freistaat. Zuletzt auf knapp 500. Doch während der Weißstorch damit zu den Gewinnern des Naturschutzes zählt, ist der Lebensraum anderer Tiere, aber auch Pflanzen zunehmend bedroht. Sorgen machen sich Naturschützer um den Igel, aber auch um das Birkhuhn. Zu den großen Verlierern zählten aber auch die Insekten.
Und es sind nach Einschätzung von Norbert Schäffer vor allem ganz gewöhnliche Insektenarten, die für die Bestäubung eine herausragende Rolle einnehmen und deren Bestand sich dramatisch verringert. Der LBV-Vorsitzende erklärt, dass in ausgewählten Schutzgebieten außerhalb Bayerns bereits ein Rückgang der Insektenbiomasse um 75 Prozent in 27 Jahren beobachtet wurde. Seiner Ansicht nach ist im Freistaat von der gleichen Entwicklung auszugehen. Ein Beispiel: Bei der Schwebfliege lasse sich in manchen Gebieten bereits ein Verlust von 27 Prozent feststellen.
Besorgniserregend finden die Naturschützer auch den Rückgang der Birkhühner. Sie kämen in Bayern vor allem im Alpenraum vor. Die letzten Bestände in der Rhön seien nur durch intensive Pflegemaßnahmen und das regelmäßige Aussetzen von Individuen erhalten worden. Als besonders gravierend schätzen die Naturschützer die Änderung des Alpenplans ein. Schließlich habe er seit 45 Jahren den Erhalt von Freiräumen und Ruhezonen in den bayerischen Bergen garantiert. Doch die Herausnahme des Riedberger Horns aus der strengsten Schutzzone C hat nach Ansicht von Schäffer direkte Folgen für die dort lebende, größte Birkhuhn-Population im Allgäu. Für Schäffer stellt das Riedberger Horn einen Präzedenzfall dar, der weiteren Erschließungsprojekten im bayerischen Alpenraum Tür und Tor öffnen könnte. „Verlierer sind neben dem Landschaftsbild, einer nachhaltigen touristischen Entwicklung und einer transparenten bayerischen Politik vor allem die Birkhühner.“
Der Einsatz von Chemie und die „Verarmung der Landschaft“machen aber auch dem Igel zunehmend zu schaffen. Wie berichtet, steht der in Bayern heimische Braunbrustigel auf der sogenannten Vorwarnliste für die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Säugetiere. Dem Insektenfresser gehe nicht nur die Nahrung aus. Ihm fehle es auch an geeigneten Nischen in Hecken und Randgehölzen, in denen er seine Tagesschlafplätze und Winterquartiere einrichtet. „Der Igel auf der bayerischen Vorwarnliste ist ein eindeutiges Warnsignal, dass eine weitere einstige Allerweltsart mit immer schwierigeren Lebensbedingungen zu kämpfen hat“, erklärt Schäffer.
Dass mit Artenhilfsprogrammen nachhaltig Tieren und Pflanzen beim Überleben geholfen werden kann, zeigt nicht nur der Erfolg bei den Weißstörchen. Seit 2012 führt der LBV ein von der EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds finanziertes „Life-Natur-Projekt“in Hohenburg in der Oberpfalz durch. Es soll die stark bedrohte Fledermausart mit dem bemerkenswerten Namen Große Hufeisennase unterstützen. Und das tut es offenbar: Seit Projektbeginn ist die Kolonie nach Angaben des LBV von 67 auf 184 Tiere gewachsen. Auch die Anzahl der ausgeflogenen Jungtiere habe sich auf insgesamt 70 weiter erhöht.
Gute Nachrichten kann der LBV auch vom Böhmischen Enzian melden. Er komme weltweit nur im Böhmischen Massiv vor. Früher sei er weitverbreitet gewesen. Aktuell wachse er nur noch an wenigen Standorten in Bayern. In einem Schutzprojekt werden Samen gewonnen und in intensiver „Anwuchspflege“aufgezogen.