Kreativität gegen das Leid der Tiere
Denise Hof aus Friedberg ist Tierrechtskünstlerin, Kunsttherapeutin und lebt seit 2012 vegan. Wie sie mit ihren Werken und Aktionen die Menschen aufrütteln möchte
Friedberg „Denise malt gerne und sie liebt Tiere.“An diesen Satz im Zeugnis der ersten Klasse erinnert sich Tierrechtskünstlerin Denise Hof heute noch. Sie findet: „Das sagt eigentlich alles über mich aus.“
Schon damals liebte die Künstlerin, welche seit 20 Jahren in Friedberg wohnt, Tiere, und doch begann ihr aktiver Einsatz im Tierschutz erst
2011. Als öffentlich bekannt wurde, dass für die Fußball-EM in der Ukraine Straßenhunde vergast oder lebendig verbrannt werden sollten, organisierte Hof in Zusammenarbeit mit der damaligen Tierrechtsinitiative Augsburg, heute AG Tierschutz, ihre erste Demonstration.
Sie lernte die Organisation besser kennen und trat ihr bei. Plötzlich wurde sie mit Infomaterial über Tierleid konfrontiert, zum Beispiel mit Videos, die Missstände in der Tierhaltung thematisieren. Letztendlich waren es aber drei Wörter, die Hof ins Herz trafen: „Alle sind wichtig.“ »
diesen Satz einer Kollegin der Initiative dachte Hof lange nach und machte daraufhin Anfang 2012 ihren Kühlschrank von heute auf morgen tierproduktfrei. Nicht jeder in ihrem Familien- und Freundeskreis hatte dafür Verständnis. Auch die Einkaufsmöglichkeiten waren damals noch nicht so gut wie heute, doch aufgeben war für Hof nie eine Option.
„Ich versuche alles, was ich tue, in den Dienst der Tiere zu stellen“, sagt Hof über ihr Engagement im Tierschutz. Auch Ende 2014 bewies sie Hilfsbereitschaft. Eine befreundete vegane Amtstierärztin, die in einem kleinen Schlachthof die Schlachtvorgänge überwacht, kaufte einen acht Wochen alten Stier vom Schlachter frei und benötigte Hilfe beim Transport. Hof holte das Tier mit ihrem Anhänger ab und versprach ihm, sich um ihn zu kümmern. Zweieinhalb Monate war Stier Paul in einem stillgelegten Stall zwischen Ottmaring und Rederzhausen untergebracht und Hof kümmerte sich Tag und Nacht um ihn. Sie fragte sich, was wohl seine Mutter tun würde, bürstete ihn, fütterte ihn und rieb ihn mit warmen Frotteetüchern ab. Die Freude war riesig, als die Zusage von einem Gnadenhof in der Nähe von Bremen kam. Dort verbrachte Paul den Rest seines Lebens, denn ihm konnte, nachdem er sich Ende 2017 einen Fuß gebrochen hatte, medizinisch nicht mehr geholfen werden.
Paul schaffte es auch auf die Mützen von Hofs Firma Wyob. Die Abkürzung steht für „wear your own Bommel“. Auf der Homepage vertreibt Hof unter anderem Mützen mit einem elastischen Loch, durch das man seine eigenen Haare stecken kann. „Ich möchte mit dieser Idee Kreativität gegen Ignoranz setzten“, so Hof über ihr Projekt gegen echten Pelz. Die Mützen können zudem mit Nutztieren wie dem Stier Paul bestickt werden.
Die Tierrechtsaktivistin ist stolz darauf, die Augen nicht länger vor dem Leid der Tiere verschlossen zu halten, und möchte Menschen mit ihrer Kunst dafür begeistern, genauer hinzusehen: „Ich möchte Menschen nachdenklich machen, indem ich Tiere, die sonst im Dunkeln leben, ins Licht hole über meine Bilder.“Nur wenige ihrer Kunstwerke zeigen ausschließlich das Leid. Es ist sogar etwas, das man auf Anhieb erkennt: Ihre Bilder zeiÜber gen Leid und einen Ausweg. Sie zeigen nicht nur, wie es ist, sondern auch, wie es sein könnte. So hat das Entenküken im Gemälde „feathered friends“einen positiven, hoffnungsvollen Ausdruck und freut sich auf sein Leben. Die Feder, auf der es schwebt, stellt laut Hof die Auslieferung dar. Das Küken schwebt dem Tod durch Rupf und Schlachtung entgegen. Mit den umherfliegenden Federn will die Künstlerin auf den Lebendrupf aufmerksam machen. Die weit aufgerissenen Schnäbel verdeutlichen das Leid der Gänse, die gestopft werden.
Regelmäßig hält sie Vorträge und Reden, unter anderem zum Thema „Tiere in der Kunstgeschichte –Tiergeschichte in der Kunst.“Mit ihren Werken möchte sie auch die Sehnsucht im Menschen nach Harmonie zwischen Menschen und Tieren wecken. In Zukunft möchte sich Hof ausschließlich der Kunst widmen. Vor einigen Jahren absolvierte sie eine kunsttherapeutische Ausbildung und arbeitet heute unter anderem mit Palliativpatienten in einer Privatklinik am Ammersee. Tieren durch ihre Kunst einen Ausdruck und eine Stimme zu verleihen, wird jedoch ihre Lieblingsbeschäftigung bleiben.