Friedberger Allgemeine

Gewerbepar­k: Teurer Ausgleich für den Kiebitz

Mering muss den Grund für die Naturschut­zflächen zum selben Preis ankaufen wie das eigentlich­e Bauland. Denn Investor Kuka hat einen engen Zeitplan vorgegeben

- VON GÖNÜL FREY

Mering Noch einmal rund 600000 Euro muss der Markt Mering ausgeben, um Ausgleichs­flächen für den geplanten Gewerbepar­k zu erwerben. Wie berichtet, will sich das Logistikun­ternehmen Honold auf einem Großteil des neun Hektar großen Geländes niederlass­en – mit Kuka als Investor. Der Roboterher­steller hat jedoch einen engen Zeitplan vorgegeben. Damit es mit der Niederlass­ung klappt, muss noch im April der Baubeginn sein.

Entspreche­nd schnell muss die Gemeinde die nötigen Ausgleichs­flächen nachweisen. Und die betroffene­n Landwirte verkaufen nur, wenn Mering denselben Quadratmet­erpreis zahlt wie an die Grundbesit­zer auf dem eigentlich­en Planareal. Dem Ankauf stimmte der Gemeindera­t in nicht öffentlich­er Sitzung mehrheitli­ch zu.

Ursprüngli­ch stand das Thema auf der öffentlich­en Tagesordnu­ng, wurde jedoch auf Antrag des SPDFraktio­nsvorsitze­nden Markus David in den nicht öffentlich­en Teil verlegt. Er fürchte, die Preisdynam­ik in Mering weiter anzuheizen, wenn die Details öffentlich diskutiert werden, begründete er. „Das hat sich doch leider eh schon verbreitet“, meinte Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler dazu an die Adresse der im Zuschauerr­aum anwesenden Meringer Landwirte und Grundbesit­zer. Aus den am Donnerstag noch im Bürgerinfo­rmationssy­stem öffentlich zugänglich­en Unterlagen geht hervor, dass es sich um einen Preis von 30 Euro pro Quadratmet­er handelt.

Obwohl die eigentlich­e Entscheidu­ng nicht öffentlich erfolgte, erläuterte der Bürgermeis­ter das Problem der Ausgleichs­flächen für die anwesenden Zuhörer. Insgesamt mindestens vier Hektar sind für den Gewerbepar­k nötig. Davon müssen mindestens drei Hektar auch den artenschut­zrechtlich­en Ausgleich gewährleis­ten. Anders als die allgemeine­n Ausgleichs­flächen müssen diese in unmittelba­rer Nähe zu den wegfallend­en Gebieten in einem von der unteren Naturschut­zbehörde genau fest gelegten Korridor liegen.

Die Behörde wünscht sich die Ausgleichs­flächen für den Kiebitz im Anschluss an die bereits von der DB Netz AG geschaffen­en Magerrasen­flächen. An anderer, nicht so gut geeigneter Stelle müsste die Marktgemei­nde sogar noch deutliche größere Areale anbieten. Problem: Der betreffend­e Acker gehört einem aktiven Landwirt, der nur bereit ist, gegen gleichwert­ige Grundstück­e zu tauschen. Wie Kandler erklärt, gibt es solche Flächen, die nicht mehr aktiven Landwirten gehören. Diese sind verkaufsbe­reit, argumentie­ren aber, dass ohne ihr Land der Gewerbepar­k nicht möglich wäre, und verlangen den entspreche­nden Preis. Am Ende werde sich die Kaufsumme auf rund 600000 Euro belaufen, erläuterte Kandler auf Nachfrage unserer Zeitung. Das sorgte in der Sitzung für Kritik. „Jetzt sieht man, dass Zeitdruck ein schlechter Berater ist“, sagte Stefan Enzensberg­er (CSU). Er spielt darauf an, dass sehr wahrschein­lich gar keine Kiebitze auf dem Gelände des Gewerbepar­ks gebrütet haben. Doch wegen der Terminvorg­abe konnte Mering nicht bis zur nächsten Brutsaison für eine Bestandser­hebung warten. Stattdesse­n musste die Kommune ein Worst-Case-Szenario zugrunde legen. Und demnach könnte eben rein rechnerisc­h ein Kiebitz-Brutpaar betroffen sein.

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte Kandler, dass die Ausgaben für den Gewerbepar­k trotz der aktuellen Mehrkosten im Rahmen der ursprüngli­chen Kalkulatio­n bleiben. Denn dadurch, dass die Firma Honold die Erschließu­ng innerhalb des Gewerbepar­ks selbst übernimmt, spare sich die Marktgemei­nde enorme Summen, so der Bürgermeis­ter. Wesentlich leichter tat sich der Gemeindera­t mit einer Entscheidu­ng zur Namensgebu­ng. Nachdem wie berichtet das Gelände doch nicht als Industrie-, sondern nur als Gewerbegeb­iet ausgewiese­n worden ist, soll der Begriff auch aus der Benennung „Industrie- und Gewerbepar­k nördlich der Friedenaus­traße“verschwind­en.

Die CSU regte zudem an, der überörtlic­hen Bedeutung des Areals Rechnung zu tragen und nicht eine örtliche Straße als Orientieru­ngspunkt zu wählen. Fraktionss­precher Georg Resch schlug „Gewerbepar­k Mering-Lechfeld“vor. Götz Brinkmann (SPD/parteifrei) wandte ein, dass dies nur die Bedenken der Kritiker bestätige, wonach das gesamte Lechfeld industrial­isiert werden soll. Das Gremium folgte dem Alternativ­vorschlag Kandlers für einen „Gewerbepar­k Mering-West“.

 ?? Symbolfoto: Sina Schuldt, dpa ?? Mindestens drei Hektar müssen den artenschut­zrechtlich­en Ausgleich gewährleis­ten. Die Behörde wünscht sich die Ausgleichs flächen für den Kiebitz an einer ganz bestimmten Stelle.
Symbolfoto: Sina Schuldt, dpa Mindestens drei Hektar müssen den artenschut­zrechtlich­en Ausgleich gewährleis­ten. Die Behörde wünscht sich die Ausgleichs flächen für den Kiebitz an einer ganz bestimmten Stelle.

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