Darum ein Besuch in Wien 2018
Vor 100 Jahren starben Gustav Klimt, Egon Schiele, Otto Wagner und Koloman Moser. Und jetzt richtet Wien für die vier Jugendstil-Künstler große Totenfeiern aus
Es gibt Städte auf der Welt, auf die nicht aufmerksam gemacht werden muss. Dazu zählen Venedig, Paris, Wien. Immer einen Besuch wert. Wenn aber an dieser Stelle speziell auf Wien im Jahr 2018 hingewiesen wird, dann hat das seinen guten Grund: Die Kaiserstadt an der Donau, die seit Jahrhunderten ein Faible für den Sensen- und Knochenmann hat, zelebriert einmal mehr ihre berühmten Toten, und zwar in extenso. Sie hat ja genug davon, wie auf dem Zentralfriedhof – in Stein gehauen – zu besichtigen ist.
Also: 2018 vor 100 Jahren starben in Wien Gustav Klimt, Otto Wagner, Egon Schiele und Kolo(man) Moser – allesamt bedeutende Vertreter des Wiener Jugendstils. Klimt, Schiele und Moser im Bereich der bildenden Kunst, Otto Wagner im Bereich der Architektur und damit zuständig einst auch für das Wiener Stadtbild.
Die vier Protagonisten der Wiener Moderne zwischen 1900 und Ende des Ersten Weltkriegs sind mit ihren Werken prachtvoll an der Donau vertreten – und die Stadt ist geschickt genug, die Toten-Feierlichkeiten in Form von Ausstellungen über das gesamte Jahr auszubreiten. Motto: Schönheit und Abgrund. Das hat die Folge: Kein Tourist kann alles sehen; es sei denn, er kommt mehrfach wieder.
Und doch kann man sagen: Wer zwischen 23. Juni und 25. August anreist, der kann zumindest sechs große zentrale Ausstellungen begutachten: die beiden Klimt-Schauen im Leopold-Museum und Unterem Belvedere, die Jubiläumsschau Egon Schiele (ebenfalls im Leopold-Museum) sowie Otto Wagner im Wien Museum und im Österreichischen Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst. Dazu werden in der Klimt-Villa die Themen Raubkunst und verschwundene Kunstwerke rund um den Jugendstil-Maler behandelt. Zu verzichten ist bei einem Sommeraufenthalt aber auf Koloman Moser, der erst Ende 2018 nachgereicht wird.
Überhaupt steht 2018 bei den Kunst-Highlights die Klassische Moderne im Fokus – und damit Kunst, deren Fortschrittlichkeit und Sinnlichkeit anerkannt sind. Verwiesen sei auf Paul Klee in München unter besonderer Berücksichtigung seiner mittleren Periode, verwiesen sei auch auf Oskar Kokoschka, der als Österreicher ebenfalls stark für die Wiener Moderne arbeitete, und dem in Zürich eine Retrospektive ausgerichtet wird.
Freilich darf auch die alte Kunst mit Spannung erwartet werden: Peter Paul Rubens in Frankfurt am Main und die künstlerisch-familiäre Verbindung der italienischen Renaissance-Meister Giovanni Bellini und Andrea Mantegna in London. Da sind neue Erkenntnisse und viel Augen-Lust zu erwarten.