Natur und Nichts
Philharmoniker mit „Zukunftsmusik“
Bald steht die deutsche Erstaufführung der Oper „Solaris“von Dai Fujikura an. Um darauf einzustimmen, hieß das Konzert der Augsburger Philharmoniker „Fokus: Japan“. In großer Kammerbesetzung spielten sie in der Reihe Zukunft(s)musik unter GMD Domonkos Héja im vollen MAN-Museum Zeitgenössisches.
Vier Werke verbanden Klangempfinden aus Fernost mit westlicher Tradition, vor allem mit abendländischem Instrumentarium. In „Secret Forest“entwickelt Dai Fujikura (*1977) aus einer chaotischen Vorstellung, wie ein „geheimnisvoller Wald“riecht, klingt, auf den Wanderer bedrohlich wirkt, eine Utopie, die musikalisch das Walderlebnis zu einem künstlichen Paradies entwickelt, in dem das Fagott mit klarer Melodie zur Erlösung führt. Flimmern, Zirpen, Rauschen (mit Sand-Röhren), spitze Naturlaute mutieren im Bewegungsfluss zum friedlichen Ton, der sich im Pianissimo verliert.
Dazu lässt Fujikura Instrumente im Raum verteilen, die Streicher halten die Stellung auf der Bühne. Ähnlich, mit „Raumton“, verfährt Malika Kishino in „Danse du zèphyr“. Aus dem Nichts kommen Naturgeräusche – es faucht und glitzert, Schwebetöne werden eingefangen – und Héjas weite Dirigier-Bewegungen erinnern an einen Adler, der über einer geheimnisvollen Landschaft unter sich fliegt.
Die sanfte Annäherung des Menschen an die Welt, die mit mehr oder weniger intensiven Echo-Tönen antwortet, prägen Toshio Hosokawas Konzert für Gitarre und Streicher. Das Werk modellierte der Augsburger Gitarrist Takeo Sato mit sensiblem Saitenzauber. „Falling Particles of…“für Kammerorchester von Shin’ichiro Ikebe (*1943) ist ein mit skurrilen MotivVeränderungen bestückter musikalischer Bilderbogen, der ebenfalls aus dem Nichts erscheint und Pianissimo verdämmert, in dem Klangwolken sich auch zu breiten Klangstrecken ausfalten, in die sogar Marsch- und Bewegungselemente im versteckten Pentatonik-Modus Einlass finden.
Viel Beifall für ein exotisches Vergnügen.