Frühlingsbeginn mit „Michael“
So lyrisch lässt sich solcherlei betrachten wie im Zeitungskommentar vor 100 Jahren: „Vom heutigen Tage an datiert der Kalendermann den Frühlings-Beginn. Wohl noch nie hat das Deutsche Volk diesen Einschnitt im Kalenderjahr mit solchen Hoffnungen und Erwartungen begrüßt wie den 21. März 1918. Nicht daß wir nun alle suchen gingen, wo das erste Veilchen sich heraus wagt, nicht daß wir alle lauschten, wo der erste Singvogel sein Jubellied anstimmt, nicht daß wir die Nase in die Luft steckten, um den Brodem der auftauenden Erde zu wittern. Mit solchen Gedanken und Dingen begrüßte der Friedens-Deutsche den Lenz, nun aber ist Krieg, schwerer, entscheidungsvoller Krieg, und das deutsche Volk ist auf Härteres gestellt. Nach Westen schauen seine rauchenden Schornsteine. Nach Westen rollen seine Züge mit seinen Söhnen, donnern seine Wagen mit Kanonen und Granaten. Sie und Entscheidung erwarten und ersehnen wir von diesem Lenz, Blumenkränze und Laubgewind für unsere siegenden Brüder soll diese Frühlingssonne aufzaubern, den deutschen Sieg soll dieser Lenz im Gefolge haben …“
Mit Blumengirlanden geschmückt wird hier die Nachricht vom Start von „Michael“. Das war der Deckname der großen deutschen Märzoffensive, die auf einer Breite von 70 Kilometern genau zum Frühlingsbeginn angesetzt war. Sie wird nach neun Tagen zum Stehen kommen und nicht bis Amiens gelangt sein, wie eigentlich mindestens beabsichtigt. Es ist einer der Versuche zu schnellen Frontdurchbrüchen, einem „Alles oder nichts“in diesem Frühjahr, der sogenannten LudendorffOffensive. Sie sollten alle an Mangel und Schwäche scheitern. Aber der Namensgeber, Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff, Chef der Obersten Heeresleitung und späterer Stifter der Dolchstoßlegende, der bekam gleich noch am 24. März 1918 als Auszeichnung für sein strategisches Genie das Großkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.