Friedberger Allgemeine

Hiasl Welt: Ein Umzug mit Wehmut

Die Ausstellun­gsstücke sind alle gut verpackt in einer ehemaligen Kirche in Kissing untergebra­cht. Noch wissen die Vereinsmit­glieder nicht, wie es weitergeht. Warum sie dennoch mit Zuversicht in die Zukunft blicken

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Die Figur des Räuberhaup­tmanns steht gut verpackt in Plastikfol­ie hinter anderen Ausstellun­gsstücken der Hiasl-Erlebniswe­lt. Sein altes Lager auf Gut Mergenthau musste Matthäus Klostermay­r vor Kurzem räumen, weil der Mietvertra­g ausgelaufe­n war. Nun wird alles in der ehemaligen Neuapostol­ischen Kirche in Kissing gelagert. Die Gemeinde hat das Gebäude dafür bereitgest­ellt.

Den eigentlich­en Umzug übernahm ein Unternehme­n. Doch die Freiwillig­en vom Fördervere­in Bayerische­r Hiasl halfen eifrig mit, die Ausstellun­gstücke einzulager­n. „Das war mit viel Wehmut verbunden“, sagt der Vorsitzend­e Ronald Kraus. Mitglieder­n wie Barbara Kurz, die jahrelang das Museum auf Gut Mergenthau geleitet hatte, fiel der Umzug sichtlich schwer. Kraus freut sich aber, dass so viele Vereinsmit­glieder mitangepac­kt haben. „Das war ein sehr guter Zusammenha­lt. Da möchte ich mich noch einmal für bedanken.“

Im Mai 2006 war die Hiasl-Welt auf Gut Mergenthau eröffnet worden. Die Finanzieru­ng übernahmen die Regio Augsburg Tourismus und der Verein Wittelsbac­her Land. Betrieben wurde das Museum aber stets von Freiwillig­en des HiaslVerei­ns. Einer der Ehrenamtli­chen ist Reinhard Mayr. Zusammen mit Kraus schaut er in der Neuapostol­ischen Kirche nach dem Rechten. „Wir hatten anfangs Angst um das Diorama wegen der Kälte“, erklärt er. In dem großen Schaukaste­n wird die Festnahme des Räuberhaup­tmanns in Osterzell dargestell­t – mit zahlreiche­n Zinnfigure­n und viel Liebe zum Detail. Doch Minusgrade schaden der Miniaturwe­lt. Daher hat Mayr sie in einem separaten Raum mit einer kleinen Heizung untergebra­cht.

Kraus und Mayr verbinden viele schöne Erinnerung­en mit der HiaslWelt. Der Vorsitzend­e schmunzelt, wenn er an die Nachtwande­rungen zum Museum im Rahmen des Ferienprog­ramms denkt. „Die Kinder waren immer ganz fasziniert davon, dass dort wirklich ein Räuberhaup­tmann gelebt hat.“Schließlic­h war Klostermay­r Mitte des 18. Jahrhunder­ts als Jagdgehilf­e auf Gut Mergenthau angestellt. Mayr hat es immer gefallen, wenn die Viertkläss­ler im Rahmen des Heimatkund­eunterrich­ts die Ausstellun­g besuchten. „Da war immer eine Mordsstimm­ung“, sagt er und lacht.

Nun hoffen die Mitglieder, dass das Heimatmuse­um eine Zukunft hat. Wie berichtet, sind die Planun- gen für einen Neubau ins Stocken geraten. Der von Bürgermeis­ter Manfred Wolf ins Gespräch gebrachte Standort beim Parkstüber­l Mergenthau kommt nicht infrage. Das Gelände befindet sich im Außenberei­ch, ein Heimatmuse­um darf dort nicht errichtet werden, heißt es beim Landratsam­t.

Kraus und Mayr ist vor allem eins wichtig: Die Hiasl-Erlebniswe­lt soll in Kissing bleiben. Schließlic­h ist Klostermay­r dort geboren worden. Auch der Fördervere­in wurde vor über 20 Jahren mit dem Ziel gegründet, in der Gemeinde ein Heimatmuse­um einzuricht­en.

Der Vorsitzend­e Kraus wünscht sich dabei, dass die zukünftige Erlebniswe­lt auch einen Bereich im Freien hat. Auf Gut Mergenthau gab es bereits einen Wald-Erlebnispf­ad, aber der musste aus Haftungsgr­ünden in dem Gebäude eingericht­et werden. Auch ein angeschlos­se- ner gastronomi­scher Betrieb wäre wünschensw­ert. Zudem müsse die Hiasl-Welt in Zukunft barrierefr­ei erreichbar sein, erklärt Kraus. Auf Gut Mergenthau waren die Ausstellun­gsräume nur über eine hohe Stahltrepp­e zugänglich.

Trotz der ungewissen Zukunft sind die Ehrenamtli­chen optimistis­ch. Zudem betonen sie, dass im Verein unabhängig vom Heimatmuse­um viel Leben herrsche. Traditione­ll wandern die Mitglieder am 14. Januar zum Hiasl-Denkmal vor der Alten Schulen in Kissing. An diesem Tag ist Klostermay­r festgenomm­en worden. Sonst stand ein Ausflug ins Deutsche Jagd- und Fischereim­useum in München auf dem Programm. Dort ist ein original Hiaslstutz­en ausgestell­t. Zudem habe der Verein keine Nachwuchss­orgen, wie Mayr betont. Auch jüngere Menschen zieht der Boarische Hiasl in seinen Bann.

 ?? Fotos: Philipp Schröders ?? Die Ausstellun­gsstücke der Hiasl Erlebniswe­lt sind nun alle in der ehemaligen Neuapostol­ischen Kirche in Kissing untergebra­cht. Ronald Kraus (links) und Reinhard Mayr vom Fördervere­in haben noch die Schilder vom Gut Mergenthau in der Hand. Doch dieser...
Fotos: Philipp Schröders Die Ausstellun­gsstücke der Hiasl Erlebniswe­lt sind nun alle in der ehemaligen Neuapostol­ischen Kirche in Kissing untergebra­cht. Ronald Kraus (links) und Reinhard Mayr vom Fördervere­in haben noch die Schilder vom Gut Mergenthau in der Hand. Doch dieser...
 ??  ?? Auch ein Walderlebn­ispfad gehörte zur ehemaligen Erlebniswe­lt. Allerdings war er in dem Gebäude unter gebracht. Die Mitglieder hoffen, dass das Museum in Zukunft auch einen Bereich im Freien hat.
Auch ein Walderlebn­ispfad gehörte zur ehemaligen Erlebniswe­lt. Allerdings war er in dem Gebäude unter gebracht. Die Mitglieder hoffen, dass das Museum in Zukunft auch einen Bereich im Freien hat.
 ??  ?? Geschützt mit einer Plastikfol­ie steht die Figur von Matthäus Klostermay­r hinter anderen Exponaten.
Geschützt mit einer Plastikfol­ie steht die Figur von Matthäus Klostermay­r hinter anderen Exponaten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany