Hiasl Welt: Ein Umzug mit Wehmut
Die Ausstellungsstücke sind alle gut verpackt in einer ehemaligen Kirche in Kissing untergebracht. Noch wissen die Vereinsmitglieder nicht, wie es weitergeht. Warum sie dennoch mit Zuversicht in die Zukunft blicken
Kissing Die Figur des Räuberhauptmanns steht gut verpackt in Plastikfolie hinter anderen Ausstellungsstücken der Hiasl-Erlebniswelt. Sein altes Lager auf Gut Mergenthau musste Matthäus Klostermayr vor Kurzem räumen, weil der Mietvertrag ausgelaufen war. Nun wird alles in der ehemaligen Neuapostolischen Kirche in Kissing gelagert. Die Gemeinde hat das Gebäude dafür bereitgestellt.
Den eigentlichen Umzug übernahm ein Unternehmen. Doch die Freiwilligen vom Förderverein Bayerischer Hiasl halfen eifrig mit, die Ausstellungstücke einzulagern. „Das war mit viel Wehmut verbunden“, sagt der Vorsitzende Ronald Kraus. Mitgliedern wie Barbara Kurz, die jahrelang das Museum auf Gut Mergenthau geleitet hatte, fiel der Umzug sichtlich schwer. Kraus freut sich aber, dass so viele Vereinsmitglieder mitangepackt haben. „Das war ein sehr guter Zusammenhalt. Da möchte ich mich noch einmal für bedanken.“
Im Mai 2006 war die Hiasl-Welt auf Gut Mergenthau eröffnet worden. Die Finanzierung übernahmen die Regio Augsburg Tourismus und der Verein Wittelsbacher Land. Betrieben wurde das Museum aber stets von Freiwilligen des HiaslVereins. Einer der Ehrenamtlichen ist Reinhard Mayr. Zusammen mit Kraus schaut er in der Neuapostolischen Kirche nach dem Rechten. „Wir hatten anfangs Angst um das Diorama wegen der Kälte“, erklärt er. In dem großen Schaukasten wird die Festnahme des Räuberhauptmanns in Osterzell dargestellt – mit zahlreichen Zinnfiguren und viel Liebe zum Detail. Doch Minusgrade schaden der Miniaturwelt. Daher hat Mayr sie in einem separaten Raum mit einer kleinen Heizung untergebracht.
Kraus und Mayr verbinden viele schöne Erinnerungen mit der HiaslWelt. Der Vorsitzende schmunzelt, wenn er an die Nachtwanderungen zum Museum im Rahmen des Ferienprogramms denkt. „Die Kinder waren immer ganz fasziniert davon, dass dort wirklich ein Räuberhauptmann gelebt hat.“Schließlich war Klostermayr Mitte des 18. Jahrhunderts als Jagdgehilfe auf Gut Mergenthau angestellt. Mayr hat es immer gefallen, wenn die Viertklässler im Rahmen des Heimatkundeunterrichts die Ausstellung besuchten. „Da war immer eine Mordsstimmung“, sagt er und lacht.
Nun hoffen die Mitglieder, dass das Heimatmuseum eine Zukunft hat. Wie berichtet, sind die Planun- gen für einen Neubau ins Stocken geraten. Der von Bürgermeister Manfred Wolf ins Gespräch gebrachte Standort beim Parkstüberl Mergenthau kommt nicht infrage. Das Gelände befindet sich im Außenbereich, ein Heimatmuseum darf dort nicht errichtet werden, heißt es beim Landratsamt.
Kraus und Mayr ist vor allem eins wichtig: Die Hiasl-Erlebniswelt soll in Kissing bleiben. Schließlich ist Klostermayr dort geboren worden. Auch der Förderverein wurde vor über 20 Jahren mit dem Ziel gegründet, in der Gemeinde ein Heimatmuseum einzurichten.
Der Vorsitzende Kraus wünscht sich dabei, dass die zukünftige Erlebniswelt auch einen Bereich im Freien hat. Auf Gut Mergenthau gab es bereits einen Wald-Erlebnispfad, aber der musste aus Haftungsgründen in dem Gebäude eingerichtet werden. Auch ein angeschlosse- ner gastronomischer Betrieb wäre wünschenswert. Zudem müsse die Hiasl-Welt in Zukunft barrierefrei erreichbar sein, erklärt Kraus. Auf Gut Mergenthau waren die Ausstellungsräume nur über eine hohe Stahltreppe zugänglich.
Trotz der ungewissen Zukunft sind die Ehrenamtlichen optimistisch. Zudem betonen sie, dass im Verein unabhängig vom Heimatmuseum viel Leben herrsche. Traditionell wandern die Mitglieder am 14. Januar zum Hiasl-Denkmal vor der Alten Schulen in Kissing. An diesem Tag ist Klostermayr festgenommen worden. Sonst stand ein Ausflug ins Deutsche Jagd- und Fischereimuseum in München auf dem Programm. Dort ist ein original Hiaslstutzen ausgestellt. Zudem habe der Verein keine Nachwuchssorgen, wie Mayr betont. Auch jüngere Menschen zieht der Boarische Hiasl in seinen Bann.