Lechwerke setzen auf Solar Kunden
Das Unternehmen schreibt gute Zahlen und stemmt Rekordinvestitionen. Mit neuen Produkten will es Besitzer einer Photovoltaik-Anlage und E-Auto-Käufer ansprechen. Für die Große Koalition gibt es aber Kritik
Augsburg Für das schwäbische Energieunternehmen Lechwerke lässt sich die Energiewende nicht mehr zurückdrehen. Dort setzt man auf erneuerbare Energieträger wie Sonne und Wasserkraft. „Die dezentrale Energielandschaft ist längst Realität und hat die alten Strukturen abgelöst“, sagte Lechwerke-Chef Markus Litpher bei der Präsentation der Jahreszahlen. Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch liege in unserer Region mittlerweile bei über 75 Prozent. „Unsere Zukunft liegt in einer grünen, digitalen, dezentralen Energiewelt“, fügte Norbert Schürmann an, der ebenfalls an der LEW-Spitze steht. Allein mit den Weichenstellungen der neuen Koalition sind beide unzufrieden.
Denn als Nächstes müsse es gelingen, nach der Stromerzeugung auch die Bereiche Heizen und Verkehr in die Energiewende einzubeziehen. Fachleute nennen das Sektorkopplung. Aus Sicht von Litpher ist Strom aber im Vergleich zu Öl und Gas mit zu hohen Abgaben belastet, was zum Beispiel den Betrieb elek- trischer Wärmepumpen zum Heizen in Einfamilienhäusern unattraktiver macht. „Bedauerlich ist, dass Aussagen im Koalitionsvertrag zur Umsetzung der Sektorkopplung im Wärmebereich eher unkonkret bleiben“, kritisierte Litpher. Dabei gebe es Vorschläge. Er nannte eine Senkung des Strompreises durch die Senkung der Stromsteuer und eine an den CO2-Emissionen orientierte Umgestaltung der Energiesteuern. Was mehr Treibhausgas erzeugt, sollte also auch teurer sein. Welche Änderungen ergeben sich aber für LEW-Kunden und Aktionäre?
● Strompreis In der Grundversorgung soll nach einer Anhebung zum Jahreswechsel der Preis für LEWKunden stabil bleiben. Wie es in den anderen Tarifen weitergeht, blieb zunächst offen: „Neben der Grundversorgung bietet LEW eine Vielzahl von Produkten, die wir jeweils spezifisch kalkulieren“, teilte das Unternehmen mit.
● Produkte Um sich neue Geschäftsfelder zu erschließen, plant das Unternehmen neue Produkte. Ein Angebot richtet sich dieses Jahr an Betreiber einer Photovoltaik-Anlage, die möglichst viel Strom vom eige- nen Dach selbst nutzen wollen. Ihnen wollen die Lechwerke unter dem Namen „Solar Cloud“eine Art virtuellen Stromspeicher anbieten. Strom, der auf dem Dach erzeugt, aber gerade nicht im Haus verbraucht wird, kann auf einer Art Stromkonto gutgeschrieben werden. An anderen Tagen kann das Stromguthaben dann von dort wieder bezogen werden. „Mit dem virtuellen Speicher können Betreiber selbst erzeugten Strom saisonal verschieben und das ganze Jahr nutzen“, erklärte Schürmann. Den Start plane man zur Augsburger Frühjahrsausstellung. Die Lechwerke hoffen, dieses Jahr „mehrere hundert Kunden“zu gewinnen. Ein Preis wurde nicht genannt.
Auch der Ausbau des Glasfasernetzes schreitet voran. Die Lechwerke werden damit praktisch zum Internetanbieter.
● Höhere Dividende Aus ihrer Sicht blicken die Lechwerke auf ein „erfolgreiches Jahr“zurück. Der Umsatz ging zwar leicht zurück, ebenso der Absatz an Strom. Dafür verkaufte das Unternehmen mehr Gas. Auch das betriebliche Ergebnis konnte die Gruppe steigern – von 142 Millionen Euro auf 191 Millionen Euro. Selbst wenn man einen Einmaleffekt aufgrund einer Neubewertung der Pensionsrückstellungen von rund 30 Millionen Euro abzieht, bleibt ein Plus. Die Investitionen erreichten mit 107 Millionen Euro einen Höchststand. „Der Großteil der Investitionen fließt in das Netz“, sagte Litpher. Freuen können sich die Aktionäre: Die Dividende soll um 20 Cent auf 2,80 Euro pro Papier steigen. Die Zahl der Mitarbeiter ging leicht zurück – auf 1779.
● Neue Kraftwerke Bisher betreibt das Unternehmen viele Wasserkraftwerke in der Region, jetzt bauen die Lechwerke auch Solarkraftwerke. Ein solches soll bald in Biessenhofen im Ostallgäu ans Netz gehen. „Weitere Anlagen werden folgen“, kündigte Schürmann an.
● E Mobilität Die Lechwerke wollen ihr Ladenetz für Elektroautos ausbauen. Bisher gebe es in der Region rund 150 LEW-Ladesäulen, berichtete Litpher. „Wir werden unser Ladenetz bis zum Sommer deutlich erweitern“, versprach er. Langfristig sei das Ziel eine Verdopplung der Ladesäulen.
● Innogy Zerschlagung Bedeckt hielten sich die Lechwerke-Vorstände über die Zukunft ihres Mutterkonzerns – des Energieversorgers Innogy. Diesem gehören fast 90 Prozent der LEW. Innogy soll zerschlagen werden. Die Dax-Konzerne Eon und RWE wollen die Firma unter sich aufteilen. In welchen Händen liegen dann die Lechwerke? Am Dienstag erklärte man, dazu nicht Stellung nehmen zu können.