Der Rathauschef erlebt den Tarifstreit hautnah
Am Rathausplatz streiken Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Verdi bremst Verdi am Theater aus
Es war eine durchaus etwas ungewöhnliche Konstellation: Am Dienstag gegen 11 Uhr saß Oberbürgermeister Kurt Gribl im zweiten Stock des städtischen Verwaltungsgebäudes am Rathausplatz, um über die am Donnerstag anstehende Stadtratssitzung die Medienvertreter zu informieren. Begleitet wurden seine Worten teils von Pfiffen und lauten Trommelschlägen.
Diese kamen direkt vom Rathausplatz, an dem sich nach Gewerkschaftsangaben rund 700 Frauen und Männer zu einer Kundgebung versammelt hatten. Die Teilnehmer, viele davon kamen von der Stadt Augsburg, protestierten im Zuge des laufenden Tarifstreits im öffentlichen Dienst für eine bessere Bezahlung. Dass Oberbürgermeister Gribl beste Sicht auf die Streikenden hatte, bekamen sie kaum mit. „Natürlich sind wir als Stadtverwaltung vom Streik betroffen“, sagte Gribl. Er sage dies aber „völlig unaufgeregt“, da das Streikrecht ein legitimes Instrument sei. Wenn Verdi nun die Position der Beschäftigten vertrete, tue dies der kommunale Arbeitgeberverband für die Stadt Augsburg. Einige städtische Kindertagesstätten blieben am Dienstag geschlossen. Die Müllabfuhr, die am Dienstag regulär kommt, fiel aus. Die Mülltonnen werden nun stattdessen am Freitag geleert.
Verdi hatte die Beschäftigten der Stadt Augsburg, der Stadtwerke und des Klinikums zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Damit sollte der Unmut über das Verhalten der Arbeitgeberseite in der laufenden Tarifrunde öffentlicher Dienst signalisiert werden. Bei der Kundgebung am Rathausplatz sprach als Hauptredner Martin Marcinek, Landesfachbereichsleiter Ver- und Entsorgung Bayern.
Gestreikt wurde auch im Theater Augsburg. So fiel eine Probe für eine Oper aus, die am Samstag Premiere hat. Intendant André Bücker nahm es durchaus mit Humor: „Verdi bremst Verdi aus“, schrieb er bei Facebook. Gespielt wird „La forza del destino“(Die Macht des Schicksals). Die Premiere wird stattfinden.