Leben ohne Plastik
Bürger wollen beim Lebensmitteleinkauf mehr auf Umweltschutz achten. Das ist nicht immer leicht. Lebensmittelhändler versuchen zu helfen
Viele Bürger im Landkreis wollen Plastikmüll vermeiden – was nicht immer leicht ist. Es gibt jedoch Geschäfte, die das Ziel unterstützen wollen.
Friedberg Die Stadtverwaltung soll auf Antrag der Grünen Plastikmüll vermeiden – viele Bürger tun dies schon. So sagt Robert Klotz aus Friedberg, er habe „immer eine Stofftasche dabei“. Wenn sie die Wahl hat, achtet Nadine Sierkowski aus Affing darauf, im Supermarkt unverpacktes Obst und Gemüse zu kaufen. Dafür habe sie ebenfalls einen Stoffbeutel dabei. Und Familie Seyfried aus Friedberg hat beim Einkaufen immer Klappboxen und eigene Tüten parat.
Die Verwendung eines einzigen Mehrwegbeutels kann Hunderte Einweg-Plastiktüten einsparen. Das verhindere unnötigen Rohstoff- und Energieverbrauch und vermeide Abfälle, so die Deutsche Umwelthilfe. Wenn es um weitergehende Maßnahmen geht, wird die Beteili- gung dünner. Die Friedbergerin Erika Thiemann geht jedoch einen Schritt weiter und nimmt zum Einkaufen nicht nur Taschen, sondern auch eigene Behältnisse für Wurst und Käse mit. Beim Metzger habe sie damit aber schon unangenehme Erfahrungen gemacht oder sei gar abgewiesen worden, berichtet sie. Deshalb wünscht sie sich, dass in der Lebensmittelbranche ein Umdenken stattfindet. Manfred Renz aus Friedberg macht sich oft Gedanken über das Thema, findet es aber schwierig, beim Einkaufen Plastik zu vermeiden. Neben der eigenen Bequemlichkeit machten es einem die undurchsichtigen Hygienevorschriften schwer. Viele wünschen sich also eine bessere Kooperation von Staat und Händlern, um ihren Plastikkonsum herunterschrauben zu können.
Michael Wollny ist Inhaber des Edeka in der Bozener Straße in Friedberg. Eigene Behältnisse mitzunehmen, sei tatsächlich heikel, räumt er ein. Denn aufgrund lebensmitteltechnischer Vorschriften gebe es einiges zu beachten. „Aber wir sind mit dem Landratsamt an diesem Thema dran. Es wird eine Handreichung für Händler konzipiert, wie sie mit mitgebrachten Behältnissen umzugehen haben“, berichtet er. Grundsätzlich unterstütze er alle Möglichkeiten, um Plastik einzusparen, und arbeite in seinem Supermarkt intensiv daran, Alternativen für Plastikverpackungen zu finden. Zum Beispiel würde er gerne Plastikbeutel in der Gemüseabteilung durch kompostierbare ersetzen.
Aber an diesem Beispiel zeigt sich schon das Dilemma: Die meisten Alternativen bringen neue Probleme mit sich. Und so ist es auch mit den kompostierbaren Beuteln. Im Garten verrotten sie problemlos, aber für die industrielle Kompostierung brauchen diese Tüten zu lange und werden in den Sortieranlagen vom Biomüll separiert und verbrannt. Dass Lebensmittel mit Bio-Siegel, etwa Gurken, oft unnötig in Plastikverpackungen stecken, irritiert viele Kunden. „Während bei konventionellen Lebensmitteln Verbraucher häufig lose Ware kaufen können, ist Bio-Ware meist verpackt, damit es an der Kasse nicht zu Verwechslungen kommt“, erklärt Wollny. Das störe ihn zwar, aber es lasse sich momentan nicht anders handhaben.
Viele Gebrauchsgegenstände gebe es bei genauerem Hinsehen auch ohne Plastik, etwa Zahnbürsten, weiß Christina Haubrich. Sie ist Kreisvorsitzende der Grünen und praktiziert Plastikfasten. Hierbei wird jeder verbrauchte Gegenstand nach und nach durch eine plastikfreie Variante ersetzt. „Denn noch schlimmer wäre es, einfach alles wegzuschmeißen“, betont die Merchingerin. Über ihre Erfahrungen mit dem Plastikfasten will sie bei Vorträgen im Mai an mehreren Orten im Landkreis berichten.
Eine weitere Möglichkeit, sich darüber auszutauschen, wie man Plastik im Alltag vermeiden kann und welche Alternativen es gibt, bietet der neue „Plastikfreie Stammtisch“. Einmal im Monat treffen sich hier Menschen aus dem Landkreis, die sich von Plastikprodukten verabschieden wollen.
Info Der „Plastikfreie Stammtisch“trifft sich jeden letzten Mittwoch im Monat. Der nächste Stammtisch findet am Mittwoch, 25. April, um 19.30 im An gus Club beim Schwimmbad statt.