Doppelmord in Franken
Tatort: Ich töte niemand
ARD, 20.15 Uhr Seine Einweihungsparty mit den Kollegen und Brutzelfutter hatte sich Hauptkommissar Felix Voss anders vorgestellt. Aber wie es halt dem Klischee entspricht: Mitten in der Feier klingelt das Mobiltelefon des Polizeipräsidenten, dem ein gruseliger Fund gemeldet wird. Zwei Libyer, Bruder und Schwester, sind Opfer eines Blutrauschs geworden. Seit einer Woche lag das vorbildlich integrierte Geschwisterpaar tot in dem abgelegenen Haus bei Nürnberg.
Die Tat könnte auf ein Gewaltverbrechen der rechten Szene hindeuten. In Betracht kommt auch ein Familiendrama. Doch das „Tatort“-Quartett aus Franken stößt auf eine Mauer des Schweigens, auch als Ahmad Elmahi, ein junger Mann, der ursprünglich aus Tripolis stammt, ins Spiel kommt. Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Erlangen im Fach Maschinenbau und Lasertechnik ist aufgeschlossen, hilfsbereit und hat einen sagenhaften Schlag bei Frauen.
Dem Regisseur und Co-Autor Max Färberböck ist es zu verdanken, dass die Mordgeschichte aus einer Welt, die mit dem Verlust von Würde, Ehre und Anstand einhergeht, bedächtig weitererzählt wird. Auch als Elmahi von der Bildfläche verschwindet. Wie sehr solche Werte einem fatalen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt Platz machen, beschreibt Färberböck in einem so dunklen wie ästhetischen Mix aus Autofahrten, Finsternis und der sehr persönlichen Geschichte von Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), die entsetzt ist, als ein Kollege und enger Freund hinter dem Steuer stirbt – vollgepumpt mit Medikamenten. Ist er etwa in den Doppelmord verwickelt? Und welche Rolle hat seine Frau in dem Verwirrspiel inne?
Ringelhahn und Kollege Felix Voss (Fabian Hinrichs) können miteinander, sind sich sympathisch. Was sich ja von den wenigsten „Tatort“-Paaren sagen lässt. Und Ringelhahn gibt einem verzagten Voss den Rat ihres Ausbilders in der DDR: „Schauen Sie nicht zu tief in die Dinge rein, sonst gucken sie zurück.“