Richtungsweisend
Israels Präsident gibt es jetzt als Navi-Stimme. Wer kommt noch?
Den Leuten vorgeben, wo’s langgeht. Sie mit klaren Ansagen führen – richtungsweisend, punktgenau, alternativlos. Davon träumen vermutlich alle Staatschefs dieser Welt. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, 78, ist am Ziel. Er leiht einer Navi-App zum 70. Jubiläum des Landes seine Stimme.
Wer ab Donnerstag, dem Unabhängigkeitstag, in Jerusalem oder Tel Aviv mit seinem Wagen herumirrt, wird von Rivlin persönlich nach links oder geradeaus gelotst und auf den rechten Weg gebracht. Voraussetzung fürs Kurven mit dem Staatslenker: Der Fahrer muss das in Israel entwickelte und 2013 vom Internetriesen Google gekaufte Navigationsprogramm Waze verwenden. Nur dann wünscht Rivlin am Reiseziel einen „Frohen Unabhängigkeitstag“. Ob er auch einen Parkplatz garantiert?
Die nette Spielerei in Israel dürfte ambitionierte Leute wie Jens Spahn oder Donald Trump auf den Plan rufen. So ein Instrument gebührt ihnen ja wohl auch! Trump empföhle sich Waze für die ruppige Variante. „Abbiegen, Schleimbeutel!“, oder „Einbahnstraße? Die Entgegenkommenden sind Fake.“Tempolimit? „Macht euch bereit, ich komme angeflogen wie eine smarte Rakete…“So lange die Mauer zu Mexiko nicht steht, ginge von einem trumpbequatschten Navi zumindest eine Gefahr weniger aus. Auf dieses Ziel kann noch niemand gelenkt werden. Ach ja: Jens Spahn. Um seine Alleingänge zu zügeln, könnte Angela Merkel ihn verdonnern, in 21 Sprachen nur einen einzigen Navi-Satz einzusprechen: „Folgen Sie der Straße für 164 Kilometer.“
Weltweit hat Waze nach eigenen Angaben 100 Millionen Nutzer. Immer wieder werden Stimmen von Prominenten angeboten, darunter die Schauspieler Morgan Freeman und Arnold Schwarzenegger. Ihn stellt man sich etwas einsilbig vor. „Hasta la vista, Baby“, wenn es ab über die Kaimauer geht. Oder: „I’ll be back“, „ich komme wieder“, wenn er in Endlosschleife durch den Kreisverkehr lotst. Reuven Rivlin streut in seine Navi-Befehle auch jiddische Ausdrücke ein wie „Oj wej is mir (auf Deutsch „o weh“) – Gefahrenstelle am Straßenrand“. Früher wollten Politiker unsere Stimme – jetzt geben sie uns ihre.