Es fehlt die Grundsatzdebatte über Drogen
Es liest sich gut: Die Zahl der Menschen, die in Stadt und Umland aufgrund ihres Drogenkonsums gestorben sind, ist zuletzt signifikant gesunken. Von 25, die es in Augsburg im Jahr 2016 waren, auf 15 in 2017. Es wäre eigentlich ein guter Anlass, diese Entwicklung als Erfolg zu verkaufen.
Doch so sieht es kaum jemand. Die Polizei nicht, Sozialarbeiter nicht, Drogenhilfe nicht. Tatsächlich relativiert sich die Zahl schon, wenn man den Blick auf die Jahre zuvor lenkt: Noch vor wenigen Jahren verharrte die Zahl in Augsburg relativ stabil bei zehn Opfern, ohne größeren Ausschlag. Zudem gibt es auch andere Indikatoren für die Situation. So waren es 2017 nicht weniger Menschen als 2016, die in der Region von der Drogenhilfe betreut wurden, im Gegenteil sogar etwas mehr. Das spricht nicht für eine generelle Entspannung.
Nötig wäre eigentlich eine grundlegende Diskussion, welche Art von Drogenpolitik man will und was man sich davon verspricht. Die allerdings bleibt seit Jahren aus; bundesund landespolitisch spielt das Thema so gut wie keine Rolle. Lokalpolitisch zuletzt schon, insbesondere durch die Frage, ob und wo ein Süchtigentreff an den Oberhauser Bahnhof kommen soll oder nicht. Dass diese Einrichtung nun eröffnen soll, ist grundsätzlich positiv. Sie weitet zugleich auch den Blick und die Diskussion.
Im Süchtigentreff wird es nicht nur um harte Drogen gehen, sondern auch um Alkohol. Er spielt nicht nur in der Szene eine große Rolle. Betrachtet man die gesamte Gesellschaft, sind die Abhängigkeit von Alkohol und Nikotin viel weiter verbreitet als die Sucht nach illegalen Rauschmitteln. Die Zahl der Todesopfer durch „legale“Stoffe liegt deutlich höher. Auch darüber lohnt sich die Diskussion.